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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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diese Weise getötet, indem er unter ihren Füßen ein Grab eröffnet hatte. Dazu brauchte es nicht viel Geschick, man musste es nicht beigebracht bekommen, es reichte ein Gefühl dafür, wie die Energie durch das Land floss. Sie brauchten ein Hindernis, das Verfolger abhielt –
und wo eine Mauer sinnvoll war, würde auch ein Graben den Zweck erfüllen.
    Isak hatte die Bedürfnisse seines Körpers vergessen und erinnerte sich erst jetzt wieder daran, atmen zu müssen. Seine Lunge füllte sich, und im gleichen Maße stieg Magie aus den Kristallschädeln empor. Mariq schrie erschrocken auf, als die ungezügelte Energie sich ausbreitete. Aber Isak beachtete ihn nicht und ließ die tobende Macht in die Erde fließen. Sie zuckte und keilte aus wie ein ungestümes Fohlen, doch er trieb sie unter den angestrengten Soldaten hindurch. Als er sicher war, dass er sie unter Kontrolle hatte, öffnete Isak die Augen, um den Stand ihrer verzweifelten Verteidigung zu begutachten. Die Menge war auf der rechten Seite an der Reihe vorbeigekommen und traf auf Isaks Wache, die einige vorbeiließen, bis eine Einheit von Pikenieren die Lücke schloss. Vom Rest der Menge abgeschnitten wurden die Eindringlinge schnell niedergemacht. Die Geweihten waren geschulte Soldaten, aber auch jeder Einzelne von Isaks Männern war wegen seiner besonderen Talente ausgesucht worden. Eine Menge kaum bewaffneter, nicht ausgebildeter Leute konnte ihnen nur in großer Zahl gefährlich werden, und sogar Oberst Jachen, der lediglich ein mittelmäßiger Schwertkämpfer war, machte mit den drei Männern, die auf ihn zukamen, kurzen Prozess.
    Isak wurde auf eine Bewegung aufmerksam. Die Reihe kam ins Wanken. Sie hatten einfach nicht genug Leute, um diesem Druck gegen ihren Schildwall standzuhalten. Und es war so wenig Platz, dass viele Männer in der ersten Reihe die Leichen nicht mehr von ihren Speeren bekamen, die Waffen ganz hatten fahren lassen und nun die Köpfe gesenkt hielten, damit die zweite Reihe über sie hinweg auf den Gegner einschlagen und -stechen konnte. Einige der Angreifer waren offensichtlich schon tot, aber es war nicht genug Platz, dass sie umfallen könnten. Einer der
Überlebenden kreischte, das Gesicht, nach einem Schwertstreich blutüberströmt und geblendet, zum dunklen Himmel erhoben. Ein Speer steckte in seiner Schulter. Die Soldaten beachteten ihn nicht, bedeutete sein Schreien doch zumindest, dass er seine Kameraden behinderte.
    Isak hatte nicht viel Zeit. Seine erschöpften Männer fielen einer nach dem anderen unter den Angriffen des Feindes. Sie hatten bereits so viel Schaden angerichtet, dass jeder gewöhnliche Feind geflohen wäre. Doch diese Menschenmenge trieb etwas Unnatürliches an. Er griff nach den Spiralen aus magischer Energie und trieb sie nach oben ins Herz der Menge. Er ballte die Faust und zog, als hole er die Macht ein – und er musste sein ganzes Gewicht hineinlegen, um sie zu halten.
    Die Magie wehrte sich gegen ihn, wollte aus dem heiligen Boden entweichen, aber Isak war zu mächtig. Er schätzte die Entfernung ab und machte sich bereit, stellte sich vor, was er tun konnte. Die übergroßen Muskeln an seiner Schulter traten hervor und drängten seine Faust noch weiter nach unten. Dann erst schaffte er es, sie zur Seite zu reißen. Steine kratzten über die silbernen Platten seiner Rüstung, nun gab es ein höllisches Knarren, das über den Platz hallte, gefolgt vom Geräusch splitternder Felsen.
    Isak spürte den Schlag in seinem Arm, und zwar einen Augenblick, bevor der Platz unter seinen Knien erbebte. Dann riss der Boden auf.
    Er nahm die Schreie nur entfernt, dumpf wahr. Er musste sich auf die klagende Erde und die wilde Energie konzentrieren. Obwohl er die Augen geschlossen hatte, sah Isak in seinem Kopf deutlich, was er getan hatte. Seine Faust hatte den langen Riss im Boden mit der gleichen Fingerfertigkeit erkundet wie ein Blinder ein Gesicht. Er konnte stürzende Körper und Schreie spüren und das Brüllen der Soldaten, als sie auf die Kante des Risses zustolperten, nun, da keine Menschenmenge mehr dagegenhielt.

    Isak zwang sich, die Magie entweichen zu lassen, und erhob sich, als sie vor ihm in den Nachthimmel floh. Die abfließende Macht verursachte ihm Schwindelgefühl, und er taumelte einige Schritte, bevor die Kraft wieder in seine Beine zurückkehrte.
    »Mein Lord«, rief Vesna. »Kannst du laufen?« Das Visier in Gestalt eines brüllenden Löwen verlieh seinem Freund ein erschreckendes

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