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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Aussehen. Der goldene Blätterschmuck seiner schwarzen Rüstung verschmolz mit der abendlichen Dunkelheit, und so trat nur der goldene Helm hervor. Es besaß etwas Unwirkliches, beinahe Gespenstisches. Nicht ganz ein Mensch – hatte Vesna nicht mit diesen Worten seine Gefühle beschrieben? Isaks Schmerzen und seine Erschöpfung holten ihn ein, als ihn ein Schuldgefühl wieder zurück auf die Erde brachte.
    Bevor er Ordnung in seine Gedanken bringen konnte, erklangen erneut Schreie, weil die erste Reihe der Soldaten am Rand der Grube, die er geschaffen hatte, beinahe zu Boden fiel. Die Männer hinter ihnen zogen ihre Kameraden zurück und die dritte Reihe machte sich eilig daran, die übrig gebliebenen Angreifer auszuschalten. Isak konnte nicht in den Spalt hineinsehen, doch vermutete er anhand der Schreie, dass nicht alle Infanteristen diesem Schicksal entgangen waren.
    »Noch mehr Blut an meinen Händen«, murmelte er düster vor sich hin, dann erinnerte er sich daran, dass alle auf seine Befehle warteten. »Genug davon, du Mistkerl«, sagte er zu sich selbst. Er konnte sich jetzt keine Schuldgefühle leisten. »Alle werden sterben, wenn du dich nicht zusammenreißt.«
    Er hob das Schwert in die Luft.
    Vesna nahm dies als Antwort auf seine Frage und brüllte einen Befehl, der von den Unteroffizieren in seiner Nähe weitergegeben wurde. Dann eilte er an Isaks Seite. »Isak, was ist mit den anderen?« , fragte er schwer atmend. Seine Brust hob und senkte sich deutlich. Da erklang ein anderer Befehl, und die verbleibenden
beiden Infanterieregimenter liefen so schnell wie möglich zu den Tempeln.
    Isak schüttelte den Kopf. »Sie müssen auf ihr Glück hoffen. So weit komme ich nicht, ohne die Kontrolle darüber zu verlieren. Ich würde sie nur allesamt umbringen, wenn ich es versuchte.«
    Weitere Truppen wandten sich ab, als die Unteroffiziere erneut riefen, um ihren Gefährten zur Mitte des Platzes zu folgen. Nur etwas mehr als eine Kompanie war außer Isaks Wachen noch bei ihnen, der Rest lag tot am Boden. Jetzt konnte er im Innern des Spalts die sich windende Masse aus Leibern sehen. Ein oder zwei fingen bereits an, an den Seiten der Grube hinaufzuklettern, aber Tiniq und Leshi liefen am Rand auf und ab und hackten auf die hervorkommenden Köpfe ein.
    Isak musterte den Spalt mit etwas Stolz. Er war zwar nicht tief genug, um sie ein für alle Mal abzuhalten, aber er erstreckte sich über die ganze Breite des Bereichs, den sie vorher gehalten hatten. Und der Sturz würde einige Knöchel zertrümmert haben – was ihnen viel nützen würde. Er hoffte nur, dass die Verteidiger an den anderen Stellungen das Geräusch gehört hatten und es richtig deuteten.
    »Mariq«, rief Vesna zu dem Magier, der noch immer auf dem Schrein hockte. Er starrte auf das Chaos am Boden der Grube, wo durchgedrehte Bürger versuchten, übereinander zu klettern, um ihre Opfer zu erreichen. »Mariq, komm runter«, rief er.
    Er wandte sich an Isak. »Vielleicht kann er etwas ausrichten, wenn du ihm einen der Schädel gibst. Er ist geübter als du. Es könnte nötig werden, ihn zu opfern, um uns alle zu retten.«
    Isak öffnete den Mund, aber da wirbelte Mariq schon herum. »Verdammt«, grollte er. »Er wird es nicht schaffen.«
    »Was meinst du?«, fragte Vesna und sah ebenfalls zurück. Mariq hielt inne und balancierte halsbrecherisch auf einer Statue. Ein Pfeil ragte knapp über Mariqs Hüfte hervor und sein Gesicht
war schmerzverzerrt. Der Magier blickte sie offen an, wollte gerade etwas rufen, da traf ihn ein zweiter Pfeil aus der Dunkelheit mit so viel Wucht zwischen die Schultern, dass die Spitze auf seiner Brust wieder herauskam. Der Magier stieß einen gequälten Schrei aus und fiel. Eine Wolke funkensprühender, prasselnder Energie umhüllte ihn im Fall, nur um dann zu verlöschen, kurz bevor er auf dem Boden aufschlug.
    »Bei den blutigen Händen Tods«, rief Isak und hob seinen Schild, um seinen Kopf zu schützen. »Wo zur Hölle steckt dieser Schütze? Ich dachte, die hätten gar keine!«
    »Sie haben auch keine, denke ich«, sagte Vesna, hob ebenfalls seinen Schild und trat auf Isaks ungeschützte Seite, um das Weißauge so kräftig wie er nur konnte in Richtung von Tods Tempel zu schieben. »Da mischt sich noch jemand ein. Beweg dich!«
    »Los, bewegt euch!«, rief Vesna laut genug, um die Schreie der Bürger Screes zu übertönen. »Formiert euch am Tempeleingang und haltet die Schlachtenreihe mit eurem Leben!«
    Vesna wartete

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