Sturmbote
jetzt – es warten noch weitere Beamte der Stadt mit ihren Anliegen. Bitte, schick sie auf dem Weg nach draußen hinein.«
Zhia verneigte sich knapp und ging. Draußen streckten sich die Männer und lächelten erleichtert, dann gingen sie gehorsam in Sialas Zimmer, während Zhia zu Legana und Haipar trat, die ans Treppengeländer gelehnt dort standen und leise miteinander sprachen. Sie bedeutete ihnen, ihr die Treppe hinab zu folgen.
»Ich brauche einen Ort, an dem wir uns unterhalten können«, sagte sie. Haipar nickte knapp und führte sie in eine abgeschiedene Ecke im ersten Stock.
Nachdem sich Zhia vergewissert hatte, dass sie allein waren, entspannte sie sich und wandte sich ihren neuen Gehilfinnen zu. »Haipar, es ist eine Freude, dich wiederzusehen, noch dazu allein.«
Die Deneli lächelte katzengleich. »Erizol ist nicht in der Stadt, aber ich bin sicher, dass sie gern zurückkommt, um dich zu treffen.«
»Mach dir nicht die Mühe, es ihr mitzuteilen, diesen Ärger brauche ich wirklich nicht.« Sie konnte sich gerade noch verkneifen, die Zähne zu blecken. Erizol, die Feuerbeschwörerin, reizte Zhias Zorn, wie es heutzutage nur wenige fertigbrachten. Der Fluch und sein kleiner Kreuzzug gegen Vampire langweilte sie, aber etwas an Erizols persönlichem Hass verärgerte Zhia unsäglich.
»Das glaube ich gern, aber, ach …« Haipar nickte zu Legana hinüber, die ihr Gespräch mit verwirrtem Gesichtsausdruck verfolgte.
Zhia lächelte. »Oh, kümmere dich nicht um Legana. Sie stellt keine Gefahr dar. Kein wirkliches Mitglied des Weißen Zirkels wäre auf Befehl eines Mannes hier.«
Legana wich zurück und griff nach ihrem Dolch, aber Zhia bewegte sich übermenschlich schnell, packte Leganas Handgelenk mit eisernem Griff und zog die Frau zu sich heran. Legana erstarrte, von Zhias Blick gefangen, bis diese blinzelte und ihrem Gesicht einen sanften Ausdruck gab. Sie ließ Legana los und schob sie wieder neben Haipar.
»Wir wollen hier doch kein großes Aufhebens machen. Ihr seid eine Angestellte von Lesarl, dem Haushofmeister der Farlan, nicht wahr? Teilt Eurem Herrn in Eurem nächsten Bericht mit, dass ich ihn eines Tages in der feinen Kunst der Raffinesse unterrichten werde.« Sie lächelte. »Bis dahin seid ihr beide meine Gehilfinnen, während ich die Führung der Armee übernehme und entscheide, was ich mit ihr anstelle. Siala hat sich ein bisschen zu viel aufgeladen.«
»Bedeutet das etwa, dass ich die einzige ehrliche Person hier bin?«, sagte Haipar gut gelaunt. Ihr Akzent war deutlich geringer, als er in Sialas Büro gewesen war.
»Nun, Gestaltwandlerin«, gab Zhia scharf zurück. »Ich würde an deiner Stelle nicht zu laut davon reden. Diesmal hast du dir eine schlechte Auftraggeberin ausgesucht, auch wenn ich vermute, dass du noch nicht von der Angelegenheit gehört hast.«
»Über den Weißen Zirkel? Bitte, Zh… Verzeihung, edle Dame Ostia, die ganze Stadt weiß davon. Sie haben Narkang angegriffen und König Emin beinahe getötet.« Haipar zuckte die Achseln, als interessierten sie diese Neuigkeiten nicht im Geringsten. »Aber ich bin Söldnerin, Krieg ist mein Handwerk, und ich gehe dorthin, wo man sich meinen Preis leisten kann. Wenn das bedeutet, gegen Narkang zu ziehen, dann sei es so.«
»Aber du würdest doch sicher am Ende lieber am Leben sein? Was Scree noch nicht weiß, ist, dass der Weiße Zirkel sein oberstes Ziel sehr deutlich gemacht hat: Sie wollen den neuen Lord der Farlan töten oder ihn gefangen nehmen. Lord Isak ist jung
und eigensinnig, und jetzt befehligt er die größte Armee im ganzen Land. Ich glaube nicht, dass er zögern wird, sie auch einzusetzen.«
Das vertrieb die Fröhlichkeit aus Haipars Gesicht. Sie hatte die üblichen blutigen Scharmützel erwartet, diese Art Krieg, die niemals allzu groß und schrecklich wurde, aber genug Aussicht auf gute Bezahlung bot. An einer schlecht gesicherten Grenze der größten Armee des Landes gegenüberzustehen, war nicht Teil ihres Plans. »Was tust du dann hier?«, fragte sie mit verzerrtem Gesicht.
»Das geht dich nichts an«, sagte Zhia. »Und ich sehe noch keinen Grund dafür, eine Identität abzulegen, die bisher sehr nützlich war. Es muss schon sehr ernst werden, bevor ich den Weißen Zirkel verlasse, aber ich bin sicher, dass ich fliehen kann, sollte es soweit kommen.«
Haipar hatte Zhia schon einmal in die Ecke gedrängt erlebt, und wenn die Farlan die Stadt angreifen sollten, bestand kein Zweifel: Haipar wollte
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