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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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was ein Wolf tun würde. Durch den Menschen werden sie gefährlich – Menschen haben den Wolf verdorben und eine viel gefährlichere Kreatur nach seinem Ebenbild geschaffen.«
    »Ihr klingt, als würdet Ihr diese Veränderung nicht gutheißen«, unterbrach Mayel, »und doch nutzt Ihr diese Hunde und ihre Wildheit.«
    »Ich – nicht gutheißen?« Der Barde lächelte und zeigte dabei blitzend weiße Zähne im gebräunten Gesicht. »Aber nein. Wölfe wurden in Hunde verwandelt, um eine Aufgabe zu erfüllen, und man muss die, die diese Aufgabe vorgeben, für alles verantwortlich machen, was passiert – nicht die Tiere. Alles wandelt sich im Laufe der Zeit. Wer sich dagegen wehrt, schreit ohne Luft in den Lungen.«
    »Ihr meint still?«, hörte Mayel sich fragen, von der Stimme des Barden wie bezaubert.
    »Ertrinkend.«
    Der dunkle, durchdringende Blick des Barden zog Mayel in seinen Bann. Der Barde war nur ein Mann, einer aus dem Süden, vermutete Mayel, aber wie bei seinem Albino fehlte seinen Augen jede Menschlichkeit. »Woher kamen Eure Hunde?«
    »Ich bin weit gereist, sogar in die Brachen. Es ist ein noch seltsamerer Ort, als uns die Sagen glauben machen wollen. Der Wandel ist dort ein grausamer Herrscher. Nur die Starken überlebten.«
    »Augenblick mal«, unterbrach Shandek. »Mein Name …«
    »Wie könnte man von Euch nicht gehört haben? Ihr seid der Mann, der über dieses Anwesen herrscht.«
    »Es ist eine Sache, meinen Namen zu wissen, eine ganz andere aber, mich zu erkennen. Und dass dies hier mein Viertel sein
soll, kann man so durchgehen lassen. Ich mag es aber nicht, wenn sich Leute hier herumtreiben, die ich nicht kenne.«
    »Und doch bringt Ihr nur einen Schläger mit. Dieser junge Mann sieht nicht sehr bedrohlich aus.«
    »Beachtet ihn gar nicht. Wer seid Ihr?«
    »Ich bin sicher, dass Ihr von der Begrüßung gehört habt, die wir dem letzten Mann bereiteten, der hier hereinmarschiert kam? Ihr seid ein bisschen forsch, findet Ihr nicht?« Der Barde nahm die Füße vom Geländer und stand auf, als wolle er die Loge verlassen, blieb aber im Schatten stehen.
    »Ich bin nicht gekommen, um Schädel einzuschlagen, bis man uns Tribut zahlt – darum kümmert sich die Spinne. Ich will nur sichergehen, dass es in meinem Viertel keinen Ärger gibt … und vielleicht um zu erfahren, ob man hier ein Geschäft machen kann.«
    »Ah, ein Geschäftsmann. Hervorragende Neuigkeiten. Jemand, der den Wert der Dinge und der Menschen kennt. In diesem Fall lohnt es sich vielleicht doch, dieses Gespräch weiterzuführen.« Der Barde tippte sich an den Hut. »Mein Name ist Rojak. Trinkt mit mir.«
    Er zog eine gebrannte Tonflasche hervor und stellte sie auf das Geländer, dessen Anstrich verblichen und gesprungen war. Offenbar kam auf den Maler noch gewöhnlichere Arbeit zu, wenn er sein grandioses Bild auf dem Tor vollendet hatte. Drei kleine Gläser, nur einen halben Finger hoch, folgten der Flasche.
    Rojak zog den Korken heraus und schüttete eine klare Flüssigkeit in die Gläser, bot dann Shandek und Mayel eines davon an. Mayel schnupperte. Es roch scharf, ein hochprozentiger Brandy mochte es sein, mit etwas darin, Pfirsich vielleicht. Der Geschmack war schrecklich, aber er kippte ihn dennoch so schnell herunter, wie er konnte, und ignorierte das Brennen in der Kehle.

    »Wunderbar. Jetzt sind wir Freunde.«
    »Das sind wir wohl«, antwortete Shandek. Er blickte sich im Theater um. »Also, seid Ihr der Besitzer dieser Truppe?«
    »Der Anführer. Unser Besitzer befindet sich nur, nun ja, im Geiste hier.« Rojak lächelte verschlagen. »Ich bin der Dichter. Die Schauspieler sind in verschiedenen Belangen in der Stadt unterwegs, bis wir das Theater vorbereitet haben.«
    »Von Siala beauftragt?«
    »Warum glaubt Ihr das?«
    »Sie hat die Herrschaft über die Stadt gerade erst übernommen. Es klingt nicht so, als sei der Weiße Zirkel so beliebt, wie sie es gerne hätte. Vielleicht will sie sich die Unterstützung der Stadt sichern, falls die Farlan angreifen … oder so.«
    Rojak hob eine Augenbraue. »Für einen Mann, den man mir als ›örtlichen Verbrecher‹ beschrieb, besitzt Ihr einen erstaunlich wachen Geist. Wir wurden jedoch nicht beauftragt, nein.«
    »Warum dann Scree?«
    »Jemand war der Ansicht, dass unsere Talente hier zu gutem Nutzen gebracht werden können.«
    »Durch jemanden, der noch nie hier war?« Shandek schnaubte. »Ich möchte nicht unziemlich erscheinen, Meister Rojak, aber ich glaube nicht,

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