Sturmbote
grinsen, als er sich an ihre aufbrausende Reaktion erinnerte. »Schön, vielleicht das eine oder andere Mal.«
»Dann wischt Euch das Grinsen aus dem Gesicht und gebt zu, dass Ihr unrecht habt«, sagte Tila kalt.
»Gut, ich gebe es zu. Bei den Göttern, hat Carel Euch darin geschult, wie man mir eine Standpauke hält?«, fragte Isak verärgert.
»Ganz und gar nicht, aber er hat vielleicht erwähnt, ich solle zusehen, dass Euch der Kamm nicht so schwillt, dass er nicht mehr unter Euren lächerlich großen Helm passt.«
Isak streckte ihr die Zunge heraus.
Es war den ganzen Tag über angenehm warm gewesen, für einen Ritt in formeller Kleidung vielleicht sogar etwas zu warm. Aber nicht einmal Isak konnte sich darüber glaubhaft beschweren. Diesen Teil der Südlichen Straße kannte er gut und genoss die Aussicht auf die schöne Landschaft des Lordprotektorats Saroc. Im Westen erhob sich das breite Massiv des Berges Tayell, der wegen des breiten Waldgürtels in dieser Gegend als Grünmantel bezeichnet wurde. Die nördliche Hälfte des Lordprotektorates war hügelig, es gab viele Flüsse und Bäche, die für fruchtbare Bergweiden und Weingärten sorgten. Saroc war für die saftigen Weintrauben bekannt, die an den sonnigen Hügeln gediehen. Im Herbst konnte man hier hervorragend jagen, und obwohl es gelegentlich eine Flut gab, wenn die Schneeschmelze die Flüsse anschwellen ließ, so war es doch die meiste Zeit des Jahres über eine Freude, durch diese fruchtbare und schöne Gegend zu reisen. Dies war die beste Zeit, um nach Norden zu ziehen.
Sie planten, den Abend in der Windstoß-Feste zu verbringen, an der die Lordprotektorate Saroc, Selsetin und Foleh zusammentrafen. Durch eine kuriose Mischung aus landschaftlichen Begebenheiten und Politik wölbte sich die Grenze Folehs hier aus, um Windstoß zu umfassen. Und obwohl dies nicht auf der Hand zu liegen schien, stellte die Feste den traditionellen Sitz des Lordprotektors dar.
Isak wandte sich im Sattel zu Tila um und blickte auf sie hinab. »Weißt du, als ich dich zu meinem politischen Berater ernannte, habe ich dir damit nicht die Erlaubnis gegeben, mein ganzes Leben zu bestimmen.«
»Ich weiß«, sagte Tila mit ihrem strahlendsten Lächeln, das normalerweise Graf Vesna vorbehalten war. »Aber ich bin darin so viel besser als Ihr.«
»Ha!«, murmelte Isak. »Ich glaube, dieser Mann hat einen schlechten Einfluss auf dich.«
»Ich weiß nicht, was Ihr meint«, antwortete Tila, doch ihn konnte sie nicht täuschen. Ihre sogenannte Anstandsdame, die Dame Daran, wusste, dass Tila den Grafen bezaubert hatte. Aber sie hatte beschlossen, sich still zu verhalten, solange sie sich unauffällig verhielten. Isak erkannte langsam, dass die Regeln hinter der strikten Fassade der Farlan-Bräuche manchmal erstaunlich leicht zu beugen waren.
»Graf Vesna ist der einzige andere Mensch, den ich kenne, der glaubt, jedes Anliegen mit einem Lächeln durchbringen zu können«, sagte Isak und musste gegen seinen Willen lachen. »Du wirst ihm bald ebenbürtig sein. Er sollte besser aufpassen – er wird langsam alt und seine Ausstrahlung verblasst.«
»Ach, still, lasst ihn in Frieden. Einige graue Haare machen einen Mann doch interessanter, da könnt Ihr jede Frau fragen. Das zieht uns auf jeden Fall eher an als ein pickeliger, zu groß geratener Bursche, selbst wenn er einen hohen Titel trägt!«
Tilas Antwort beschwor ein unterdrücktes Lachen hervor und Isak senkte den Kopf, um ihr zuzustimmen. »Die Gräfin scheint da ganz Eurer Meinung zu sein«, sagte er und wies mit dem Daumen hinter sich, an den mit Drachenemblemen geschmückten Wachen vorbei. Auf Lordprotektor Saroc mit seinen in Rot und Weiß gekleideten Leibwachen folgten die Gräfin Saroc und Graf Vesna. Die Gräfin saß aufrecht und stolz im Sattel. Vesna unterhielt
sie augenscheinlich mit einem lustigen Gedicht, das er mit aller ausschweifenden Großspurigkeit vorbrachte, die ihm zur Verfügung stand.
Tila hob das Kinn und beachtete ihn nicht.
Den Schluss von Isaks Truppe bildete eine Einheit leichter Reiterei, die aus Männern aus Lomin und Tildek bestand. Sie hatten sich ergeben, sobald sich die Gelegenheit dazu bot. Sie waren gezwungen, Herzog Certinses Anweisungen zu folgen. Darum hatte Isak beschlossen, sie in seiner Nähe zu behalten, statt sie nach Hause zu schicken, wo sie dem Einfluss der Certinse-Familie erneut ausgesetzt wären. Nur für den Fall, dass ihre neu errungene Treue zum Lord der Farlan sich
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