Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
umfasst dich, mein Freund, ebenso wie unsere adeligen Freunde dort unten.«
    »Dennoch wäre der Lordprotektor nicht erfreut.« Es lag trotz der abwehrenden Worte eine Spur Hoffnung in Dupres’ Stimme. Es schien offenbar, dass sich Isak nicht von seinem Vorhaben abbringen ließe – und wann bekäme Dupres wohl noch einmal die Gelegenheit, mit Nartis’ erwähltem Stellvertreter als Gleichgestellter zu trinken und zu sprechen? Aber man musste den Bräuchen Tribut zollen.
    »Drauf geschissen. Ich bin auch sein Lord und wir Weißaugen sind launisch. Man muss eine Menge von unseresgleichen ertragen, und er wäre wohl kaum glücklich, wenn du dich meinen Befehlen verweigertest.« Isak grinste. »Und das war übrigens gerade ein Befehl, also sei ein guter Junge und hol dir einen Krug.«
    Isak vermutete, dass der Jägermond mittlerweile den Horizont fast erreicht hatte und Mitternacht nicht mehr fern war. Er hob mit Dupres zusammen den Krug zu einem stummen Trinkspruch auf Kasis Reise an diesem Abend, und dann setzten sie ihre merkwürdige Nachtwache fort.

    »Also, wie lordhaft erscheine ich dir?«, fragte Isak murmelnd. »Nein, Augenblick, was ich wirklich wissen will, ist: wie hat das Volk die Nachricht von Lord Bahls Tod aufgenommen?«
    »Nun, mein Lord …«
    »Hör damit auf, das jedes Mal zu sagen – dadurch werden deine Sätze nur doppelt so lang! Kein wahrer Lord stünde in einer dunklen Ecke und würde sich mit dem Vogt seines Gastgebers betrinken, also muss das hier ein Trugbild deines Verstandes sein. Und seine Trugbilder sollte man stets mit dem richtigen Namen ansprechen.«
    »Aber hören sie dann nicht auf, Trugbilder zu sein? Wenn man etwas bei seinem wahren Namen nennt, wird es doch zu etwas Echtem.«
    »Oh, das wollen wir doch hoffen«, seufzte Isak.
    Dupres kniff die Augen zusammen und musterte Isak, dann nickte er. »Dass Ihr Euch darum sorgt, beantwortet Eure erste Frage, denke ich. Was die zweite angeht: Wir hatten Angst – so wie der Rest des Stammes wohl auch. Lord Bahl herrschte seit zweihundert Jahren. Schon unsere Großeltern kannten keinen anderen Lord. Sein Verlust – und zwar unter Umständen, die man uns bis heute nicht recht erklärt hat – bedeutete, die tragende Säule unserer Welt zu verlieren. Könnt Ihr mir sagen, was geschehen ist?«
    Isak schüttelte den Kopf. »Er tat etwas, das der Sicherheit des Stammes gedient hätte. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen.«
    »Natürlich. Aber ich kann Euch sagen, dass uns der Bericht über Eure Heldentaten, der zusammen mit der Todesnachricht eintraf, aufmunterte.«
    »Meine Heldentaten? Der Kampf in Narkang?«
    »Ganz recht. Das Volk nennt Euch Isak Sturmbringer. Sie sagen, dass Eure Macht sogar die von Lord Bahl noch übertrifft.«
    »Bahl ritt auf seine eigene Weise auf dem Sturm.« Isak verzog
das Gesicht und wackelte mit seinen kreideweißen Fingern vor Dupres’ Gesicht. »Aber er musste keinen Preis dafür zahlen.«
    »Es ist also wahr?«, fragte Dupres erstaunt. »Nartis berührte Euch tatsächlich, als Ihr den Sturm rieft?«
    »Nicht wirklich. Das stammt von dem Tag, an dem Bahl starb. An diesem Tag war mir Nartis nah, hatte die Hand auf meine Schulter gelegt. Sonst hätte ich nicht überlebt, als ich den Sturm rief. Eine solche Macht zu befehligen, das macht eine Art Handel notwendig, so sagte man mir. Die Magie tötete mich beinahe und raubte meinem Arm jede Farbe. Ein Magier berichtete mir, dass mein ganzer Körper weiß geworden wäre, wenn ich gestorben wäre – oder dass ich so lange ausgebleicht wäre, bis ich tot gewesen wäre. Das blieb noch etwas strittig.«
    »Magie.« Dupres erschauderte. »Ich bin froh, dass mich dieser Segen nicht ereilt hat.« Er kratzte an der roten Verzierung, einem Band aus Weinreben, das sich um seinen linken Ärmel wand. Auf dem rechten Ärmel waren verschiedene an Ästen hängende Früchte zu sehen. Das brachte Isak auf den Gedanken, ob Dupres den Wein mit der einen und das Essen mit der anderen Hand servieren musste. Er erinnerte sich vage daran, dass Tila davon sprach. Aber die Einzelheiten hatte er nicht mitbekommen.
    »Magie hat ihre Vorteile«, sagte Isak, der den Eindruck hatte, dass er sie verteidigen sollte, aber nicht so recht wusste, warum. »Wenn man sich nicht der eigenen Gier ergibt, ist der Preis es wert, gezahlt zu werden.«
    Dupres rümpfte die Nase. »Und doch. Preise zu zahlen, die man nicht erahnen kann, sich mit Dämonen einzulassen … lieber nicht. Ich kenne ihren

Weitere Kostenlose Bücher