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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Nutzen, und dass Ihr eine solche Macht besitzt, beruhigt viele Ängste. Es ist in diesen schweren Tagen auch gut zu wissen, dass unsere Heere von einem so mächtigen Mann geführt werden, aber ich bin sehr froh, dass dies nicht meine Aufgabe ist.«

    Isak grunzte. »Aber was, wenn jede meiner Handlungen die Tage scheinbar noch schwerer werden lässt?«
    Darauf hatte Dupres keine Antwort, und die beiden schwiegen. Isaks Blick wanderte über die Tafel. Nur die Platten, auf denen sich Früchte türmten, waren vom Essen noch übrig. Die Männer lehnten nun auf dem Tisch und besprachen die Probleme, die entstehen könnten, wenn man Herzog Certinse hinrichtete.
    Der Raum wurde von vier Kerzenrädern aus Messing erhellt, die an dem Balkon aufgehangen waren, von dem Isak hinabsah. Die Eisenkette eines dieser Räder war verlockend nah. Vor seinem geistigen Auge konnte Isak die weißen Wachstropfen fallen sehen, falls er daran ziehen sollte. Seine Hand zuckte sogar vor, bevor er sich zusammenriss und es unterband.
    »Sieh dir meine treuen Untertanen an«, murmelte Isak und wies mit dem Krug auf sie. Der darin verbliebene Wein schwappte hoch, fiel aber wieder in den Krug zurück, statt in den Ausschnitt der Frau unter ihm zu tropfen. Isak und Dupres lächelten sich erleichtert an und Isak sprach weiter: »Da sitzen sie alle und unterhalten sich gut gelaunt, obwohl ihr Herr aus dem Raum verschwunden ist. Zumindest einer sollte sich doch so langsam fragen, ob ich in den Abort gefallen bin.«
    »Vielleicht trauen sie Euch inzwischen mehr zu«, sagte der Vogt, der mit der ungezwungenen Plauderei langsam warm wurde. »Oder sie sind insgeheim besorgt, aber die Etikette verhindert, dass sie diese Sorge auch in Worte kleiden.«
    Isak nickte mit gespieltem Trübsinn. »Im vergangenen Jahr habe ich mehr als einmal vermutet, dass mich die Tradition einst umbringen wird.«
    An der Tafel schnitt Tilas Stimme durch die anderen Gespräche. »Aber das ermutigt Lord Isak, das Gesetz zu umgehen. Die Beispiele von Lord Atro und Lord Bahl haben doch wohl gezeigt, dass ständige Selbstbeherrschung notwendig ist und man
einen Lord nicht ermutigen sollte, seine religiöse Autorität zu nutzen.«
    »Das mag sein«, antwortete die Gräfin gönnerhaft. »Aber ich hege nicht die Ansicht, dass man seine schmutzige Wäsche öffentlich waschen sollte.«
    »Schmutzige Wäsche, meine Dame, wird von Dienern gewaschen«, mischte sich Vesna ein, »worauf Ihr sicher gerade hinweisen wolltet. Aber Haushofmeister Lesarl wird gewiss erfreut sein zu hören – wenn auch verwundert über die Quelle dieser Aussage –, dass er sich nicht mit rechtlichen Kleinigkeiten aufhalten muss. Diese belegen ihn normalerweise die meiste Zeit mit Beschlag.«
    »Ha, also das ist jemand, den ich gerne öffentlich gehängt sähe!«, rief die Gräfin. »Und soweit ich weiß, teilt Lord Isak diese Einschätzung.«
    »Der Haushofmeister ist dem Stamm treu ergeben«, sagte Vesna bestimmt, um dieses Gerücht auszumerzen. »Lesarl wird Lord Isak ebenso gut dienen wie Lord Bahl, und er wird den Farlan auch weiterhin große Dienste erweisen. Jetzt, da Herzog Certinse unter Bewachung steht und sein Onkel tot ist, solltet Ihr Euch eher um die Feinde aus der Fremde als aus dem eigenen Stamm sorgen.«
    »Und wer stellt eine größere Gefahr dar als dieser größenwahnsinnige Sadist, der sich in jeder wachen Stunde Wege ausdenkt, wie er den edlen Lord hintergehen kann?«
    »Der Weiße Zirkel stellt wohl die drängendste Gefahr dar. Er hat sich in Narkang als unser Feind offenbart. Die Anführer mögen tot sein, aber der Zirkel besteht weiter. Ihr habt heute gehört, dass Siala rasch gehandelt hat, und es besteht wohl kein Zweifel, warum sie Scree unter ihre Kontrolle gebracht hat. Sie muss diese Stadt beherrschen, um den Krieg gegen Tor Milist gewinnen zu können. Es muss sogar ihr wichtigstes Anliegen sein, diesen
Streit zu entscheiden, damit ihre Truppen nicht mehr dort gebunden sind. Hat sie erst Scree und Tor Milist in der Hand, wird ihr auch niemand die Führerschaft im Zirkel streitig machen. Und damit hat sie genug Macht, um jeder unserer Handlungen starken Widerstand entgegenzusetzen.«
    »Eure Einschätzung stimmt wohl«, sagte Lordprotektor Foleh. Der alte, stämmige Mann war – nach eigener Aussage – immer eher ein Händler als ein Soldat gewesen und er war froh, dass er die Verantwortung in Heeresdingen nun an einen Helden des Stammes abgeben konnte, auch wenn Vesna in der

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