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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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deinen früheren Äußerungen schließe ich, daß dies winzige Gegner waren im Vergleich zu den Geschöpfen, die uns bald gegenüberstehen werden!«
    Elric warf seinem Freund einen zornigen Blick zu und nickte kurz. Der Gedanke an seine bevorstehende Aufgabe gefiel ihm wenig.
    Jetzt näherten sie sich den gewaltigen Mauern Hwamgaarls, die nach außen überhingen, um mögliche Belagerer abzuwehren. In regelmäßigen Abständen erhoben sich darauf die schreienden Statuen - ursprünglich Männer und Frauen, die Jagreen Lern und seine Vorfahren zu Stein hatten werden lassen, allerdings mit der Fähigkeit zu leben und zu sprechen. Sie sprachen allerdings nur wenig, sie schrien. Ihre gespenstischen Rufe hallten durch die abstoßende Stadt wie die gequälten Stimmen von Verdammten - sie waren ja auch wahrhaft verdammt. Die schluchzenden Lautwogen waren selbst für Elric erschreckend, so vertraut er mit solchen Geräuschen sonst auch war.
    Schließlich verschmolz ein anderer Lärm mit den Stimmen, als das mächtige Fallgitter vor Hwamgaarls Haupttor sich quietschend öffnete und eine Horde gut bewaffneter Männer daraus hervorquoll.
    »Offensichtlich sind Jagreen Lerns Zauberkräfte erschöpft, und die Herzöge der Hölle haben keine Lust, ihm in einem Kampf gegen zwei einfache Sterbliche beizustehen!« sagte Elric und tastete mit der rechten Hand nach dem Griff seines schwarzen Runenschwertes, das an seiner linken Hüfte hing.
    Mondmatt brachte kein Wort mehr heraus. Lautlos zog er seine beiden verzauberten Klingen in dem Bewußtsein, daß er zunächst seine Angst bekämpfen und unterdrücken mußte, ehe er sich mit den näherkommenden Männern anlegen konnte.
    Mit lautem Heulen, das die Schreie der Statuen übertönte, stieg Sturmbringer aus der Scheide und stand in Elrics Hand, auf die neuen Seelen wartend, die er schlürfen mochte, auf den Lebensstoff, den er an Elric weitergeben konnte, der ihn mit dunkler, gestohlener Vitalität erfüllte.
    Elric zuckte bei der Berührung der Klinge mit seiner feuchten Hand zusammen.
    Doch er brüllte den vorrückenden Soldaten entgegen: »Seht, ihr Schakale! Seht, das Schwert! Vom Chaos geschmiedet, um das Chaos zu besiegen! Kommt, laßt es eure Seelen trinken und euer Blut vergießen! Wir sind für euch bereit!«
    Er wartete nicht, sondern spornte das nihrainische Pferd zum Galopp gegen die feindlichen Reihen an und begann, gefolgt von Mondmatt, mit einem Anflug der alten Kampfeslust um sich zu hauen.
    Er war inzwischen mit der Höllenklinge dermaßen symbiotisch verbunden, daß eine gierige Freude ihn durchströmte, ein Blutrausch, die Freude des Seelenstehlens, die seinen schwachen Venen eine wogende, unsägliche Vitalität verschaffte.
    Obwohl gut hundert Krieger ihm den Weg zum noch geöffneten Tor verstellten, hieb er sich einen blutigen Weg durch ihre Reihen.
    Mondmatt, der im Banne einer ähnlichen Stimmung stand wie sein Freund, gelang es ebenfalls, alle niederzukämpfen, die sich gegen ihn stellten.
    So vertraut sie mit den Scheußlichkeiten des Kampfes waren, hatten die Soldaten doch bald keine Lust mehr, sich dem kreischenden Runenschwert zu nähern, das nun ein seltsam strahlendes Licht verbreitete - ein schwarzes Licht, das selbst die Schwärze durchdrang.
    In halb wahnsinnigem Triumph lachend, spürte Elric die unbarmherzige Freude, die seine Vorfahren vor langer Zeit erfüllt haben mußte, als sie die Welt eroberten und dem Strahlenden Reich unterwarfen.
    Hier kämpfte tatsächlich Chaos gegen Chaos - doch das Chaos einer älteren, gediegeneren Art gegen pervertierte Emporkömmlinge, die sich für so mächtig hielten wie die Drachenherren Melnibones!
    Eine blutige Bresche klaffte in den Reihen des Gegners, und durch die Öffnung stürmten die beiden, bis das Tor wie der geöffnete Schlund eines Monstrums vor ihnen gähnte.
    Ohne innezuhalten galoppierte Elric lachend hindurch, und Gestalten huschten links und rechts davon, als er in bizarrem Triumph in die Stadt der Schreienden Statuen einritt.
    »Wohin jetzt?« fragte Mondmatt, dessen Angst restlos verflogen war.
    »Natürlich zum Tempelpalast des Theokraten. Dort erwarten uns zweifellos Arioch und seine Gefährten!«
    Durch die widerhallenden Stadtstraßen ritten sie, stolz und schrecklich, als rückten sie an der Spitze einer Armee ein. Dunkle Gebäude ragten hoch über ihnen auf, doch kein Gesicht schaute verstohlen aus den Fenstern herab. Pan Tang hatte die Welt beherrschen wollen - und mochte dieses Ziel noch

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