Sturmbringer
bereits gewöhnt, dich zu unterstützen. Sie sind nicht das, was wir beide ›intelligent‹ nennen würden, doch sie kennen ein gewisses Maß an Denken und sind daher nicht so stark an das Chaos gebunden wie seine vernunftbegabten Helfer. Sie lassen sich bis zu einem gewissen Grade von jedem steuern, der wie du die Macht über einen ihrer Brüder hat. Wenn du ihre Hilfe brauchst, mußt du doch nur an einen Spruch erinnern, den ich dir später noch sage.«
»Und was ist meine Aufgabe?«
»Die Herzöge der Hölle zu vernichten.«
»Aber das ist unmöglich. Sie gehören zu den mächtigsten Gruppen im ganzen Reich des Chaos!«
»Das stimmt wohl. Aber du beherrschst eine der mächtigsten Waffen. Das ist deine Aufgabe. Es gibt bereits Hinweise darauf, daß die Dämonen-Herzoge Jagreen Lern einen Teil seiner Macht abgenommen haben. Er ist ein Dummkopf. Er weist die Erkenntnis von sich, daß er eine Marionette des Chaos ist, und bildet sich ein, er könne über eine übernatürliche Macht gebieten, wie die Herzöge sie darstellen. Auf jeden Fall aber steht fest, daß Jagreen Lern mit diesen Freunden die Südländer mit einem minimalen Aufwand an Waffen und Männern besiegen kann. Er könnte es auch ohne sie schaffen, doch es würde mehr Zeit und Mühe kosten und uns deshalb einen geringen Vorteil verschaffen, indem wir uns auf ihn vorbereiten können, während er die Südländer unterwirft.«
Elric sparte sich die Frage, woher Sepiriz von der Entscheidung der Südländer wußte, allein gegen Jagreen Lern zu kämpfen. Offensichtlich besaß Sepiriz so manche besondere Fähigkeit, was auch darin zum Ausdruck kam, daß er mit Elric durch den Seher in Verbindung treten konnte.
»Ich habe geschworen, den Südländern zu helfen, obwohl sie sich geweigert haben, sich mit uns gegen den Theokraten zu verbünden«, sagte er ruhig.
»Und du wirst diesen Eid halten - indem du die Herzöge vernichtest, wenn du es vermagst.«
»Ich soll Arioch und Balan und Maluk vernichten...?« Elric flüsterte die Namen, besorgt, daß er sie sogar an diesem Ort herbeirufen mochte.
»Arioch ist stets ein störrischer Dämon gewesen«, warf Mondmatt ein. »Sehr oft hat er sich geweigert, dir zu helfen, Elric.«
»Weil er bereits ahnte, daß ihr beide irgendwann einmal gegeneinander kämpfen müßt«, sagte Sepiriz.
Der Wein hatte seinen Körper wohl erfrischt, doch nun wurde sich Elric anderer Schmerzen bewußt. Seine Seele war beinahe bis zum Zerreißen belastet. Er sollte den Dämonengott bekämpfen, den seine Vorfahren jahrtausendelang angebetet hatten. Das alte Blut strömte noch immer stark in seinen Adern, die alten Bindungen seines Hauses waren ihm noch gegenwärtig.
Sepiriz stand auf, ergriff Elrics Schulter und starrte mit schwarzen Augen in die glühenden roten des anderen.
»Denk daran, du hast dich dieser Mission verschrieben.«
Elric straffte die Schultern und nickte unbestimmt. »Gewiß. Und ich wäre die Verpflichtung auch eingegangen, wenn ich diese Informationen vorher gehabt hätte. Trotzdem.«
»Was?«
»Setz nicht zuviel Vertrauen in meine Fähigkeit, diese Rolle zu Ende zu bringen, Sepiriz!« Der schwarze Nihrainer sagte nichts.
Später ließ er den bedrückten Elric allein und kehrte mit einer weißen Tafel zurück, auf der Runen eingraviert waren.
Er reichte dem Albino die Tafel, der wortlos danach griff.
»Lerne den Zauberspruch auswendig«, sagte Sepiriz leise, »und zerstöre die Tafel dann. Aber denk daran, gebrauche ihn nur im äußersten Notfall, denn du bist gewarnt, Sturmbringers Brüder könnten sich weigern, dir zu helfen.«
Elric nahm sich zusammen und bezwang seine Gefühle. Eine lange Zeit - Mondmatt hatte sich bereits zu Bett begeben - studierte er den Zauberspruch und lernte nicht nur die Worte auswendig, sondern auch die Windungen der Logik, die dahinter lagen und die er verstehen mußte, wie auch den Seelenzustand, in den er sich versetzen mußte, wenn der Zauber Erfolg haben sollte.
Als er und Sepiriz zufrieden waren, ließ sich Elric von einem Sklaven in sein Schlafgemach führen, doch der Schlaf wollte ihn nicht besuchen, und er verbrachte die Nacht in unruhiger Qual, bis am nächsten Morgen ein Sklave ihn wecken wollte und ihn voll angezogen auf dem Bett sitzend fand, bereit, nach Pan Tang aufzubrechen, wo sich die Herzöge der Hölle versammelt hatten.
4
Durch die übel heimgesuchten Länder des Westens ritten Elric und Mondmatt, auf dem Rücken widerstandsfähiger nihrainischer Tiere,
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