Sturmbringer
die ausgereicht hat, dies alles zu verwirklichen!«
»Das stimmt«, sagte Elric nickend und blickte zu der reglosen Sonne empor. Er ruckte im Sattel vor, torkelte haltlos zur Seite, richtete sich schweratmend wieder auf. Das Chaos-Schild hing wie ein ungeheures Gewicht an seinem Arm, doch er hielt ihn aufmerksam vor sich.
Dann folgte er einer Eingebung und trieb Flammenkralle zu schnellerem Flügelschlag an: der Drache stürzte auf die Stadt zu und näherte sich in direktem Flug dem Schloß Jagreen Lerns.
Nichts versuchte ihn aufzuhalten, und er ließ das Tier zwischen den Türmen des Schlosses landen. Die Stille beherrschte alles. Verwirrt sah er sich um, entdeckte aber nichts außer den hohen Gebäuden aus schwarzen Steinen, die zwischen Flammenkralles Füßen zu zerfließen schienen.
Die Gurte verhinderten, daß er abstieg, doch auch so konnte er sehen, daß die Stadt verlassen war. Wo steckte die Horde der Hölle? Wo war Jagreen Lern?
Dyvim Slorm und Mondmatt schlössen sich ihm an, während die übrigen Drachen weiter am Himmel kreisten. Klauen kratzten über Gestein, Flügel peitschten die Luft, und die Tiere kamen zur Ruhe, wandten die riesigen Köpfe hin und her und klapperten unruhig mit den Schuppen, denn waren sie erst einmal aus ihrem Schlummer geweckt, hatten sie die Luft lieber als den Boden.
Dyvim Slorm blieb eben lange genug, um zu rufen: »Ich erkunde die Stadt«, dann flog er auch schon zwischen den Schlössern hindurch, bis sein lauter Ruf ertönte und sie ihn hinabstoßen sahen. Ein Schrei war zu hören, doch niemand konnte sehen, woher dieser Laut kam, dann trat Stille ein, und schließlich flatterte Dyvim Slorms Drachen wieder empor. Die Männer sahen, daß er einen strampelnden Gefangenen vor sich im Sattel hatte. Er landete. Das Ding, das er gefangen hatte, glich einem Menschen, war jedoch kinnlos und häßlich, mit vorspringender Unterlippe und schmaler Stirn, riesige, eckige, ungleichmäßige Zähne im Mund, und die nackten Arme waren mit zuckendem Haar bedeckt.
»Wo sind deine Herren?« wollte Dyvim Slorm wissen. Das Wesen schien keine Angst zu empfinden; es lachte leise: »Sie haben dein Kommen vorausgesagt. Da die Stadt die Bewegung einschränkt, haben sie ihre Armeen auf einem künstlich geschaffenen Plateau versammelt, fünf Meilen nordöstlich von hier.« Das Wesen richtete die geweiteten Augen auf Elric. »Jagreen Lern schickt dir seine Grüße. Er sagt, er habe deinen törichten Niedergang vorausgesehen.«
Elric zuckte die Achseln. Dyvim Slorm zog seine Runenklinge und machte das Wesen nieder. Es starb lachend, denn mit der Angst war ihm auch der Verstand abhanden gekommen. Dyvim Slorm erschauderte, als die Seelenkraft des Wesens mit der seinen verschmolz und ihm zusätzliche Energie lieferte. Dann fluchte er und blickte Elric kummervoll an.
»Ich habe voreilig gehandelt - ich hätte ihn dir überlassen sollen.«
Elric sagte dazu nichts, sondern flüsterte mit schwächer werdender Stimme: »Zu dem Schlachtfeld! Schnell!«
Und sie stiegen wieder auf, um sich der Horde anzuschließen, und flatterten durch das brausende Firmament nach Nordosten.
Voller Erstaunen sichteten sie Jagreen Lerns Horde, sie begriffen nicht, wie sie sich so schnell hatte neu formieren können. Jedes Ungeheuer, jeder Krieger der Erde schien sich zum Kämpfen unter der Standarte des Theokraten eingefunden zu haben. Die Armee klebte wie eine Wucherung auf der gewellten Ebene. Ringsum wurden die Wolken dunkler, obwohl hier auch Blitze zuckten, die offensichtlich übernatürlicher Herkunft waren und deren Tosen die Ebene mit einem Netz von Linien überzog.
In diese lärmende Erregung wogte die Drachenhorde. Die Angreifer erkannten die Abteilung, die von Jagreen Lern persönlich kommandiert wurde, denn sein Banner flatterte darüber. Andere Divisionen standen unter dem Kommando von Herzögen der Hölle - Malohin, Zhortra, Xiombarg und anderen. Elric bemerkte auch die drei mächtigsten Lords des Chaos, neben denen die anderen unbedeutend wirkten. Chardros der Schnitter mit dem riesigen Kopf und der gekrümmten Sichel, Mabelode der Gesichtslose, dessen Gesicht nur ein Schatten war, und Slortar der Alte, schlank und schön, angeblich der älteste Gott. Dies war eine Macht, gegen die tausend mächtige Zauberer schwerlich etwas ausgerichtet hätten, und der Gedanke, eine solche Armee anzugreifen, schien der reinste Wahnsinn zu sein.
Elric nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken, denn er folgte seinem
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