Sturmbringer
goldenes Band ungeschützt, das ihm das Haar aus den Augen hielt. Sturmbringer steckte an seiner Hüfte in der Scheide, den Chaos-Schild trug er auf dem Rücken - so führte er seine Gefährten in die Grotten und erreichte schließlich die schlummernde Masse des Leitdrachen Flammenkralle. Seine Lunge schien nicht groß genug zu sein, als er nun nach dem Horn griff und tief Atem holte. Dann blickte er seine Freunde an, die ihn erwartungsvoll ansahen, spreizte leicht die Beine und blies so stark er konnte in das Horn.
Der tiefe, durchdringende Ton erklang, und während er noch durch die Höhlen hallte, spürte er, wie die Vitalität ihn verließ. Immer schwä- cher wurde er, bis er in die Knie sank, das Horn noch immer an den Lippen; der Ton verklang, das Sehvermögen ließ nach, Arme und Beine zitterten - und schon lag er mit dem Gesicht nach unten auf dem Steinboden, und das Horn fiel klappernd zur Seite.
Mondmatt eilte auf ihn zu und keuchte, als er sah, wie sich der erste Drachen bewegte, und ein riesiges starres Auge, kalt wie die Nordwüste, ihn anstarrte.
Dyvim Slorm rief triumphierend: »Flammenkralle! Bruder Flammenkralle! Du bist erwacht!«
Er sah, wie sich all die anderen Drachen ringsum ebenfalls rührten, die Flügel schüttelten, die schlanken Hälse reckten, die hornigen Kämme aufstellten. Während des Erwachens der Drachen kam sich Mondmatt plötzlich kleiner vor als normal. Die Riesentiere machten ihn nervös, und er fragte sich, wie sie auf die Gegenwart eines Mannes reagieren würden, der kein Drachenherr war. Dann fiel ihm der erschöpfte Albino ein, und er kniete neben Elric nieder und berührte ihn an der lederbedeckten Schulter. »Elric! Lebst du noch?«
Elric ächzte und versuchte sich auf den Rücken zu rollen. Mondmatt half ihm, sich aufzusetzen. »Mir ist schwach, Mondmatt - so schwach, daß ich nicht aufstehen kann. Das Horn hat mir meine ganze Energie genommen!«
»Zieh dein Schwert - es wird dir geben, was du brauchst.«
Elric schüttelte den Kopf. »Den Ratschlag will ich gern annehmen, doch ich bezweifle, daß du diesmal recht hast. Der Held, den ich in der anderen Welt umbrachte, muß seelenlos gewesen sein oder eine gut geschützte Seele gehabt haben; er hat mir nichts gegeben.«
Tastend näherte sich seine Hand der Hüfte und umfaßte Sturmbringers Griff. Mit gewaltiger Anstrengung zog er die Klinge aus der Scheide und spürte, wie ein schwacher Strom die Waffe verließ und in ihn eindrang, doch es war nicht soviel, daß er hätte weitere große Anstrengungen auf sich nehmen können. Er stand auf und ging torkelnd auf Flammenkralle zu. Das Ungeheuer erkannte ihn und raschelte zur Begrüßung mit den Flügeln, und die stechenden, ernsten Augen schienen sich leicht zu erwärmen. Als er nähertrat, um dem Wesen den Hals zu tätscheln, verlor er das Gleichgewicht, sank auf ein Knie nieder und erhob sich nur mit Mühe wieder.
Früher hatte es Sklaven gegeben, die die Drachen sattelten, doch jetzt mußten sie das selbst machen. Sie begaben sich ins Sattellager und wählten die Sattel, die sie brauchten, denn jeder Sattel war für ein ganz bestimmtes Tier entworfen. Elric wurde kaum fertig mit der Last von Flammenkralles reichverziertem Sattel aus Holz, Stahl, Juwelen und Edelmetallen. Er mußte das Gebilde über den Höhlenboden zerren. Die anderen wollten ihnmit ihren Blicken nicht in Verlegenheit bringen und beachteten seine schwächlichen Versuche nicht. Vielmehr beschäftigten sie
sich mit den eigenen Sätteln. Die Drachen schienen zu begreifen, daß Mondmatt zu den Freunden zählte, denn sie reagierten nicht abweisend, als er sich vorsichtig näherte, um seinen Drachen mit einem hohen Holzsattel auszustatten; daran hingen silberne Steigbügel und eine in einem Futteral steckende lanzenähnliche Lenkpeitsche, die die Wimpel einer längst ausgestorbenen hohen Familie Melnibones trug.
Als sie mit dem Satteln fertig waren, kamen die anderen Elric zu Hilfe, der vor Erschöpfung beinahe zusammensank und mit dem Rücken an Flammenklaues schuppigem Körper lehnte. Als sie die Gurte festzurrten, fragte Dyvim Slorm: »Bist du kräftig genug, uns zu führen?«
Elric seufzte. »Ja - dafür reicht es wohl. Aber für den nachfolgenden Kampf genügt es nicht. Es muß doch eine Möglichkeit geben, meine Lebenskraft zurückzugewinnen!«
»Was ist mit den Kräutern, die du einmal benutzt hast?«
»Die Mittel, die ich bei mir hatte, haben ihre Wirkung verloren, und frische sind nicht mehr
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