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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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seitdem bin ich hier eingesperrt und weiß nicht, was mit den anderen ist.« Es tat gut, endlich mit jemandem über all dies reden zu können und die Worte sprudelten nur so aus Ayasha heraus.
    »Wie viele haben sie denn mit dir zusammen gefasst?«
    »Mit mir sind es fünf. Aber ich weiß nicht einmal ob sie noch hier sind oder überhaupt noch leben…«, Ayasha verstummte. Es war zu schmerzhaft darüber nachzudenken.
    »Seit wann bist du hier drinnen?«
    »Schon seit fast zwei Wochen.«
    Lou schaute sich in Ayashas Zimmer um. »Und seitdem steckst du in diesem Trümmerhaufen fest?«
    Ayasha errötete. »Ich war es selbst, die hier alles zerstört hat.«
    »Warum hast du das getan?«
    »Ich bin wütend darüber, hier eingesperrt zu sein und darüber, dass niemand meiner Wärter mit mir spricht. Anfangs hatte ich die Hoffnung, es würde sie genug ärgern und sie würden etwas zu mir sagen.«
    »Hat es geholfen?« Lou hüpfte etwas näher an die Scheibe heran.
    Ayasha riss ein weiteres Stück ihres Brotes ab und schob es durch das Loch im Fenster auf den Falken zu.
    »Leider nicht«, antwortete sie traurig.
    »Willst du gar nichts essen?« , fragte Lou skeptisch.
    Ayasha schüttelte den Kopf. »Deine Gesellschaft ist mir lieber.«
    Daraufhin nahm Lou das Stück Schmalzbrot bedächtig in den Schnabel und schluckte es herunter. Vorsichtig kam er etwas näher und beäugte misstrauisch die ausgeschlagene Scheibe. Das Loch war etwas kleiner als er, doch wenn Lou wollte, könnte er zu Ayasha hereinkommen. Er müsste sich nur ein wenig ducken.
    Lou hüpfte auf das Loch zu und schlüpfte behände hindurch. Ayasha war unbeschreiblich glücklich über diesen Vertrauensbeweis.
    Langsam streckte sie ihre Finger nach dem Tier aus. Der Falke behielt sie genau im Auge und wartete ab. Bedächtig strich Ayasha über Lous Flügel. Die Federn waren weich und warm.
    »Du bist wunderschön«, hauchte sie ehrfürchtig.
    Lou plusterte sich daraufhin auf und reckte stolz die Federn. »Du siehst auch nicht gerade aus wie ein Brückentroll« , erwiderte er schlagfertig.
    Ayasha musste kichern. Schließlich lachte sie sogar. Es war das erste Mal seit Wochen, dass ihr zum Lachen zumute war. Und all das nur dank ihrem neuen kleinen Freund.
     
    In den letzten Tagen hatte Lou Ayasha täglich einen Besuch abgestattet. Gemeinsam mit dem Falken hatte Ayasha diesen Plan entwickelt. Wenn sie schnell handelte, konnte er gelingen.
    Ayasha presste sich flach an die Wand und behielt die Tür zu ihrer Linken im Blick. Sie lauschte in die Stille, konnte außer ihrem beschleunigten Atem allerdings nichts hören. Kurz schielte sie zum Türrahmen empor.
    Lou hielt sich an der herausstehenden Zarge fest und wartete mit ausgebreiteten Flügeln. Jederzeit bereit, sich in die Tiefe zu stürzen. Es konnten nur noch Minuten sein, bis sich die Tür öffnete und die Magd mit den beiden Wächtern auftauchte.
    Fest umklammerte Ayasha die Scherbe in ihrer Hand. Sie hatte ihr Geschirr wie an jedem Tag zerstört. Ein scharfes Stück von dem, was einmal ein Teller gewesen war, ruhte jetzt in Ayashas Hand und wartete darauf, zum Einsatz zu kommen.
    Damit sie sich nicht selbst verletzte, hatte Ayasha ihren Kissenbezug zerrissen und einen breiten Streifen um den oberen Teil der Steingutscherbe gewickelt. Selbst durch den Stoff spürte Ayasha die harte Scherbe noch deutlich.
    Die Waffe würde ihr gute Dienste leisten.
    Lou neigte seinen Kopf zur Seite und lauschte. »Ich höre etwas.«
    Ayasha horchte auf und versuchte, etwas auszumachen. Noch konnte sie nichts hören, doch glaubte sie nicht, dass Lou sich irrte. Sein Gehör war besser als ihres.
    Das Herz hämmerte Ayasha vor Aufregung hart in der Brust. Die kräftigen Schläge gegen ihre Rippen schmerzten schon fast. Es war früh am Tag. Die Sonne war noch nicht ganz über die Berggipfel gekrochen, als Ayasha ebenfalls die Schritte vor der Tür hörte.
    Sie hatten die Hoffnung, auf möglichst wenig Widerstand in diesen frühen Stunden zu treffen, sollte die Flucht aus Ayashas Zelle gelingen.
    Die Schritte wurden lauter.
    Ayasha zwang sich zur Ruhe. Sie durfte sich nicht ablenken lassen. Plötzlich war das Geräusch ganz nah, bis es verstummte. Der Schlüssel wurde in das Schloss gesteckt und einer der Soldaten zog die schwere Tür auf.
    Herein kam die Magd mit ihrem Tablett. Ayasha beachtete sie nicht und auch Lou ließ sie hereinkommen. Von dem Mädchen ging keine Gefahr aus.
    Die Magd stockte und sah sich suchend um, als sie

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