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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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wenigstens jemand anfing mit ihr zu reden.
     
    Die nächsten beiden Tage verliefen wie die vorherigen. Ayasha hielt es nicht mehr aus. Außer Giannas Schreien und ihren eigenen Worten hatte Ayasha seit ihrer Einkerkerung in diesem Zimmer nichts mehr gehört.
    Immer weiter wuchs ihr Zorn über die Stille. Ayasha ertrug das Schweigen ihrer Wärter nicht länger. Die Untätigkeit in diesen vier Wänden machte es nicht besser.
    Es war später Vormittag, aber noch hörte Ayasha die Schreie nicht. Vielleicht hatten sich die Götter erbarmt und Gianna wurde heute in Ruhe gelassen.
    Unruhig lief Ayasha durch das Zimmer. Fast sah es aus wie ein nettes kleines Gästezimmer. Es schien als wäre es nur notdürftig zur Zelle umfunktioniert worden. Hier gab es neben dem Himmelbett noch ein Nachtschränkchen, den Beistelltisch, zwei Stühle, sowie einen Hocker und die wuchtige Kommode, an der Ayasha sich nun abstützte.
    Der Anblick dieser alltäglichen Möbel machte sie auf Dauer wahnsinnig. Am meisten verabscheute Ayasha den Tisch. Die Magd stellte dort immer ihr Tablett ab.
    Neben dem Bett war es das einzige Möbelstück, das in diesem Raum gebraucht wurde. Doch Ayasha war es nicht, die diesen Tisch nutzte. Sie brauchte ihn nicht. Sie ärgerte sich über die Magd und ihr Verhalten.
    Was wohl geschah, wenn der Tisch dort nicht mehr stand?
    Kurzentschlossen marschierte Ayasha zu dem Möbelstück. Wütend trat sie gegen dessen zierlichen Standfuß. Der Tisch fiel um und ging mit leisem Scheppern zu Boden. Prickelnd schmerzten Ayashas Zehen.
    Sie bückte sich und hob den Tisch auf. Statt neben die Tür, stellte sie ihn ans andere Ende des Zimmers direkt vor das Fenster.
    Was ihre Wärter davon wohl halten mochten?
    Ayasha setzte ihre Wanderung durch das kleine Zimmer fort. Gelegentlich blieb sie am Fenster stehen oder setzte sich aufs Bett.
    Sie wartete darauf, dass der Abend endlich käme.
    Stunden später brach schließlich die Dämmerung herein. Lange dauerte es nicht mehr, bis sie wieder Besuch bekam.
    Kurz darauf hörte Ayasha wie die Tür aufgeschlossen wurde. Das Mädchen ging wie gewohnt vorweg, das Tablett in ihren Händen. Sie wandte sich zur Seite und stutzte.
    »Guten Abend, die Damen!«, begrüßte Ayasha sie und die beiden Soldaten gespielt fröhlich.
    Die Magd sah sich suchend im Zimmer um, entdeckte den Tisch am Fenster und steuerte ihn zielstrebig an. Ayasha hatte sie nur kurz aus dem Takt gebracht. Sie ärgerte sich darüber. Dieser Tisch musste verschwinden.
    Angriffslustig stand sie vom Bett auf und nahm vor den Soldaten Haltung an. Es waren so wie die Magd jeden Tag dieselben.
    »Bisher hielt ich meine Feinde für intelligent, besessen von einer menschenverachtenden Ideologie, aber trotz allem intelligent in ihrer Vorgehensweise.« Ayasha machte eine bedeutungsschwere Pause. »Seitdem ich euch kenne, beginne ich an dieser Einstellung zu zweifeln. Wäre mein Feind wirklich so gewitzt, wie ich bis jetzt glaubte, hätte man mir kaum zwei so dämliche, stumme Wachen zugeteilt, die aussehen als wären sie die Nachkommenschaft eines Debilen und einer dreibeinigen Ziege.«
    Ayasha brachte keine Reaktion mit ihrer Beleidigung hervor, also setzte sie noch einen drauf. »Außerdem hielt ich die meisten Turonter für Schönlinge. Jedoch seid ihr der eindeutige Beweis, dass dem nicht so ist. Allein euer penetranter Geruch bringt mich einer Ohnmacht nahe.« Ayasha stolzierte vor ihnen auf und ab. Der eine sah sie dabei noch nicht einmal an.
    »Weißt du die Wirkung von Wasser und Seife nicht zu schätzen?«, fragte Ayasha den Mann, der sie nicht aus den Augen ließ.
    Ayasha jauchzte als hätte sie soeben des Rätsels Lösung entschlüsselt. »Aber natürlich! Wie konnte ich das bloß übersehen? Du bist ein guter Junge und besuchst deine Mama jeden Abend in ihrem Stall, nicht wahr? Da bleibt es nicht aus, dass der Geruch von Mist an einem haftet.«
    Eine Ader pochte wild an seiner Schläfe. Eindeutig ärgerte Ayasha den Soldaten mit ihren Worten. Dennoch schwieg er. Sie musste ihn doch irgendwie zum Sprechen bringen.
    Ayasha bohrte ihm den Finger in die Brust. »Stimmt doch, habe ich nicht recht?«, fragte sie ihn mit bösem Grinsen.
    Seine Antwort war ein Stoß mit der flachen Hand vor die Brust, den Ayasha zu spät kommen sah, um ihn abwehren zu können.
    Der Schlag presste ihr die Luft aus der Lunge und schleuderte sie ein paar Schritte zurück. Über ihre eigenen Füße stolpernd ging Ayasha zu Boden. Jetzt waren es die

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