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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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statt von Degan vergewaltigen lassen, um zu verhindern, dass du daran zugrunde gehst«, knurrte Orena mich nun an.
    Ich zuckte zusammen als mich die Erinnerung an diesen Tag traf. Das stimmte zwar, doch hatte sie damals eine andere Begründung dafür gehabt. »Du sagtest, es würde meinen Widerstand nur stärken, wenn er es zu diesem Zeitpunkt täte«, hauchte ich atemlos.
    Die wilde Kanonade an Flüchen und Verwünschungen, die Van ausstieß, hörte ich kaum. Ich konzentrierte mich ganz auf Orenas nächste Worte.
    »Wäre dir auf die Schnelle etwas Besseres eingefallen, um ihn davon abbringen zu können?« Abermals schimmerten Tränen in ihren Augen. »Du wärest daran zerbrochen und es wäre deutlich einfacher geworden, dich umzudrehen und willenlos zu machen.«
    Ich war erschüttert und tief betroffen von ihren Worten. »Aber warum hättest du das tun sollen?«
    »Weil du uns Hoffnung gegeben hast, diesem Wahnsinn endlich entkommen zu können. Du bist ein überaus mächtiger Elementar, wenn es jemand beenden kann, dann du. Aber dazu brauchen wir dich bei klarem Verstand und nicht als Degans Schoßhündchen.«
    Ich sah Orena tief in die Augen. Sie war überzeugt von ihren Worten, das spürte ich. Langsam ließ ich meinen Dolch sinken. Erleichtert atmete sie tief durch.
    »Ich glaube, sie sagt die Wahrheit«, hörte ich Van mit kratziger Stimme hinter mir sagen.
    Jase stimmte ihm zu, ebenso Kaj. »Nehmen wir sie mit. Leandra wird ihre Aussage entweder bestätigen, dann wird sie uns sehr nützlich sein, oder der Lüge überführen, dann kannst du sie immer noch töten.«
    Ich nickte zustimmend. Plötzlich fiel mir ein, was sie zum Schluss gesagt hatte. »Wer ist ‚wir‘? Heißt das, du willst noch jemanden mitnehmen?«, fragte ich sie skeptisch.
    Orena nickte zögerlich. »Wir gehören zusammen und wollen beide seit Jahren von hier verschwinden. Seitdem warten wir, dass sich uns eine günstige Gelegenheit bietet. Sie hat als eine der wenigen einen Schlüssel für diesen Flur. Mit uns beiden vorweg könnten wir fast durch den Haupteingang hinaus spazieren.«
    »Dann kommt sie mit«, entschied Kaj.
    Ich machte eine herrische Geste, die ihm zu schweigen gebot. »Wer?«
    »Mairis«, sagte Orena seufzend.
    »Nein!«
    »Lass mich erklär-«
    Ich schnitt ihr das Wort ab. »Du hast mich gerade davon überzeugt, dich mitzunehmen, da willst du, dass wir unser Leben nicht nur in deine, sondern auch noch in die Hände einer Binderin legen?«, fragte ich sie entgeistert.
    »Mairis geht es wie mir. Wir sind diese Behandlung leid und möchten unsere Kräfte nicht länger missbrauchen lassen, sondern für etwas Gutes einsetzen. Für etwas, wofür wir uns aus freien Stücken entschieden haben und nicht dazu gezwungen werden.«
    Es klang aufrichtig, aber das Risiko war einfach zu groß. Wenn es doch eine Falle war, hatten die Bären und ich keine Möglichkeit, Orena und Mairis etwas entgegenzusetzen. Schließlich hatten Diablit, Cato und Kemandra damals ausgereicht, uns alle außer Gefecht zu setzen.
    »Es ist zu riskant, wenn ihr euch doch gegen uns wendet, sind wir machtlos und bekommen wohl kaum eine weitere Gelegenheit zur Flucht. Außerdem habe ich Hias‘ Schlüsselbund, wir brauchen Mairis dazu also nicht. Es tut mir leid, aber wir können sie nicht mitnehmen.«
    Orena sackte ein wenig in sich zusammen, Tränen rannen über ihre Wangen und hinter ihrer Stirn arbeitete es. Vermutlich suchte sie nach weiteren Argumenten, die mich endlich überzeugen konnten.
    »Mairis ist nicht nur eine Freundin«, setzte sie an, sprach dann aber nicht weiter. Sie wandte ihren Blick ab, als ertrüge sie es nicht länger, mir in die Augen zu sehen, während sie sprach.
    Orena wurde rot bis zum Haaransatz, bevor sie weitersprach. »Du hast das alles ertragen können, weil du jemanden hattest, den du unbedingt wiedersehen wolltest. Jemanden, der dich stützt, der dich liebt und der dein Herz hält. Das alles bin ich für Mairis und sie für mich. Ich kann nicht ohne sie gehen.« Nur flüsternd kamen die Worte über Orenas Lippen, aber da außer ihrer Stimme nichts zu hören war, war ich mir sicher, dass auch die Männer hinter mir jedes Wort verstanden hatten.
    Orena und Mairis waren ein Liebespaar? Für mich hatten sie lediglich als enge Freundinnen gewirkt, aber sie konnten oder wollten es wohl nicht vor anderen zeigen.
    Meine Entscheidung geriet ins Schwanken. Hätte man mir die Möglichkeit zur Flucht angeboten, aber verlangt, Van hier zu

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