Sturmbringerin
hätten mich unter ihre Kontrolle bringen können. Außerdem kann ich es endlich wieder spüren, wenn jemand in unserer Nähe ist.«
Kaj ließ Gianna bereitwillig den Vortritt. Langsam öffnete sie die Tür und führte die drei Männer durch die gewundenen Gänge des Gefängnisses.
Allmählich kamen auch Van die Gänge wieder bekannt vor, durch die sie vor so vielen Wochen geführt worden waren. Auf ihrem Weg zum Ausgang kamen sie an ein paar Wachen vorbei, die Gianna bereits unbemerkt getötet hatte.
Kurz bevor sie vor der nächsten großen Tür standen, hielt Van Gianna an. »Warte, hier vorn hatten sie uns unsere Sachen abgenommen, vielleicht sind sie noch irgendwo zu finden. Außerdem sollten wir uns etwas überlegen, wie wir nun weitergehen wollen. Es ist zu auffällig, wenn wir frei durch die Gegend schleichen. Erst recht, wenn keine Turonter dabei sind, die uns bewachen.«
»Da hast du wohl recht«, stimmte Jase ihm missmutig zu.
»Was schlägst du vor?«, fragte Kaj.
»Zunächst sollten wir versuchen, unsere Habseligkeiten aufzutreiben. Dann müssen wir es irgendwie glaubhaft machen, dass wir immer noch Gefangene sind.« Unruhig sah Van sich um, während er sprach.
Die anderen stimmten ihm zu und vorsichtig durchsuchten sie den angrenzenden Korridor. An dessen Ende wurden sie fündig und gelangten in einen Raum, der zum Bersten gefüllt war mit allerlei Waffen, Beuteln, Schmuck und anderen Dingen.
Sie durchwühlten Fächer und Schränke, bis sie endlich wieder alles beisammen hatten. Es musste für die Turonter eine Art Trophäensammlung sein. Anders konnte Van es sich nicht erklären, dass sie alles aufhoben und hier lagerten, anstatt es zu verkaufen oder wenigstens zu benutzen.
»Seht euch das mal an«, rief Kaj, der zur Hälfte in einem mächtigen Schrank steckte.
Klirrend zog er einige Handschellenpaare hervor. Sie bestanden aus breiten Eisenringen, ganz ähnlich denen, womit man sie in ihren Zellen festgehalten hatte.
Jase trat zu seinem Bruder. »Wir könnten sie uns umlegen und so tun, als wären sie geschlossen. Flüchtig betrachtet, sollte die Täuschung funktionieren und im Ernstfall könnten wir uns sehr schnell aus ihnen befreien.«
Auch Van war überzeugt davon. »Es ist das Beste, das wir machen können.«
Gianna half ihnen die Fesseln anzulegen und die Waffen bestmöglich zu verbergen. Es konnte gelingen. Nun mussten sie nur noch Ayasha finden und unbeschadet aus dem Schloss fliehen, am besten ungesehen und nicht verfolgt.
Wie auch immer sie das anstellen wollten.
Vereint
Wir hatten es tatsächlich bis in den Flur geschafft, in dem mein Zimmer lag, ohne besonderes Aufsehen zu erregen. Erleichtert atmete ich tief ein und blieb einen Moment stehen. Dieser Bau war mir einfach viel zu groß und es fiel mir sehr schwer, mich zurechtzufinden. Zum Glück hatte ich mir den Hinweg gut eingeprägt.
Doch fragte ich mich, ob wir aus dieser überdachten Stadt auch unbemerkt herausfinden konnten. Schloss, Burg oder etwas Ähnliches konnte man dieses Monstrum nun wirklich nicht mehr nennen. Bei den Ausmaßen, die der Herrschaftssitz Turonts hatte, war anzunehmen, dass ständig an jeder möglichen Ecke weiter angebaut wurde. Auch eine Möglichkeit seinen Größenwahn auszuleben, ging es mir bitter durch den Kopf.
Ich schob meine, sich im Kreis drehenden, Gedanken beiseite. Jetzt ging es erst mal darum, Ayasha zu finden. Danach konnten wir uns Gedanken über unseren Fluchtweg machen.
»Hier haben sie mich festgehalten«, erklärte ich leise.
Van tätschelte mir behutsam den Rücken, wobei die Kette, die scheinbar seine Hände fesselte, klirrte.
»Wollen wir hoffen, dass sie Ayasha auch irgendwo in der Nähe haben«, brummte Kaj missmutig.
Ich konnte seine Ungeduld nur zu gut verstehen, hatte es mich doch gerade erst sämtliche Kraft gekostet, Hias‘ Spiel so lange wie nötig mitzumachen und Van nicht um den Hals zu fallen, sobald ich ihn entdeckt hatte.
»Wie gefährlich ist es, in den Räumen zu stöbern? Wer hält sich hier noch auf?«, fragte Jase.
Gerade als ich ihm antworten wollte, hörte ich die Scharniere einer Tür quietschen, während sie sich öffnete.
Abrupt riss ich meinen Kopf herum und sah in Orenas ungläubiges Gesicht. Schnell setzte ich meine unbeteiligte Maske auf.
»Wo sind Hias und Kemandra?« fragte sie skeptisch.
»Noch im Verließ.« Was nicht gelogen war, obwohl es mich sehr zufrieden stimmte, wie sie nun aussahen. »Mein Herr hat mich hierher
Weitere Kostenlose Bücher