Sturmbringerin
lassen, ich hätte den Handel nicht annehmen können.
»Du kannst deine Gabe auch einsetzen, ohne dass man es sieht«, stellte Orena fest.
Ich antwortete nicht, war immer noch auf der Hut wie viel ich preisgeben konnte.
»Ich bin sicher, du tust es seit du mich gesehen hast, um sicherzugehen, dass du mich augenblicklich ausschalten kannst, sollte ich etwas tun, das dir nicht gefällt.« Orena seufzte, schien aber neuen Mut zu fassen. »Du hast deinen Dolch gesenkt, aber nicht deine Magie. Ist doch so, oder etwa nicht?«
Widerwillig nickte ich.
»Außerdem kannst du diesen Zustand gewiss über Stunden aufrechterhalten und verbrauchst dabei kaum Kraft?«
Erneut erlaubte ich mir ein Nicken.
Das ist gut. Mach weiter damit, dann spürst du augenblicklich, wenn jemand versuchen sollte, deine Magie zu binden.«
»Aber dann ist es zu spät.«
Orena schüttelte den Kopf. »Ich schwöre dir, dass ich meine Kräfte nicht gegen dich oder einen von ihnen einsetzen werde. Sollte deine Magie durch Mairis gebunden werden, was sie nicht tun wird, aber das tut gerade nichts zur Sache, dann hast du mein Versprechen, dass ich mich in keiner Form wehren werde, während du mir mit deiner Klinge die Kehle durchschneidest.«
Gerade wollte ich etwas dazu sagen, als Orena noch etwas einfiel.
»Und wir werden Mairis nichts davon sagen, dass mein Leben von ihrem Handeln abhängig ist. Somit kannst du sicher sein, dass wir aufrichtig sind.«
Die Worte blieben mir im Halse stecken, ich war mir immer noch nicht ganz sicher. Tief sah ich in Orenas Augen, ich glaubte nicht, dass sie log. Wenn denn nicht alles davon abhinge, dass sie vertrauenswürdig war. Immer noch rang ich mit mir.
»Wir nehmen beide mit.« Vans Stimme klang entschlossen. Ob er seine Entscheidung eines Tages bereute, sobald er erfuhr, welche Qualen und Machtlosigkeit ich durch die beiden erfahren hatte?
»Was meint ihr?«, fragte ich die anderen.
»Ich bin auch dafür«, kam Kaj‘ Antwort.
»Ich auch. Lasst uns endlich Ayasha holen und dann verschwinden«, war die Antwort von Jase, woraufhin sein Bruder zustimmend brummte.
»Dann sind wir uns also einig.«
Orena lächelte selig, als sie auch meine Zustimmung bekam.
»Danke«, hauchte sie ergeben.
»Wo ist Mairis?«, fragte ich sie.
Orenas Züge verdunkelten sie ein wenig. »Leider nicht hier. Aber ich kann sie holen. Es ist nicht weit.«
Es wäre ja auch zu schön gewesen, hätten wir hier nicht noch länger durch die Korridore irren müssen.
»Wir befreien Ayasha und dann holen wir Mairis«, entschied ich.
»So dauert es doppelt so lange bis wir zum Aufbruch bereit sind«, warf Orena ein.
»Das Risiko müssen wir eingehen. Zwar glaube ich dir, aber vertrauen kann ich dir noch nicht.«
Orena lächelte verkniffen. »Na schön, dann los.«
Wir setzten uns in Bewegung, Kaj eilte an uns vorbei, während Van und Jase zu Orena und mir aufschlossen.
»Hat man auch versucht Ayasha zu brechen?«, fragte ich Orena leise, damit Kaj mich nicht hören konnte.
»Nein«, antwortete sie mir ebenso leise.
Erleichtert atmete ich tief durch, dennoch machte es mich stutzig. »Warum nicht?«
»Wie du festgestellt hast, sind auch Turonts magische Kapazitäten begrenzt. Deine Gabe, sowie die der Bären musste gebunden werden und das rund um die Uhr, damit ihr euch nicht befreien konntet. Ayashas Gabe ist interessant, aber solange sie gut weggesperrt ist, fast nutzlos. Zwar hat sie einmal versucht zu fliehen, doch schaffte sie es dabei nur bis auf den Gang zur Treppe. Sie war nicht weit gekommen, als man sie schon wieder geschnappt hatte.
Sie hat sich dabei verletzt, aber wie ich hörte, nicht ernsthaft.
Kemandra und ich bekommen immer nur einen Begabten zugeteilt an dem wir arbeiten sollen. Es ist effektiver, wenn die Abstände zwischen den Sitzungen nicht so lang sind, außerdem brauchen wir zwischendurch auch Pausen, damit sich unsere Magie erholen kann.«
»Verstehe«, murmelte ich nur als ginge mich das alles nichts an. Mir schnürte sich die Kehle zu beim Gedanken an die letzten Wochen und ich brachte kein weiteres Wort heraus.
Van befreite seine linke Hand, während wir weitergingen und zog mich, meine Taille umfassend, an sich. Ich bettete meinen Kopf an seine Schulter und fühlte mich gleich sicherer.
Wir erreichten die letzte Tür und ich zog Hias‘ Schlüsselbund hervor. Erwartungsvoll hielt ich ihn Orena hin. »Welcher ist es?«
Orena wog die Schlüssel in ihren Händen und suchte nach dem richtigen.
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