Sturmbringerin
stecken. Obwohl ich es so machte wie Van es sonst immer tat, wollte es mir einfach nicht gelingen.
Leise fluchte ich vor mich hin. »Wo steckt Kiren nur, wenn man ihn einmal gebrauchen könnte?«
»Lass mich mal probieren«, sagte Zersia hinter mir.
Ich rückte bereitwillig zur Seite.
Schon kurze Zeit später hatte sie ein kleines Feuer entzündet. Zersia war in solchen Dingen eindeutig geschickter als ich.
»Wer ist Kiren?«, fragte sie neugierig mit einem Blick über die Schulter.
»Mein bester Freund, er beherrscht das Feuer.«
Zersia quollen ein weiteres Mal die Augen aus den Höhlen. »Dann gibt es außer dir noch andere Elementare, die überlebt haben?«, fragte sie ehrfürchtig.
»Sicher, Wasser, Wind und Feuer leben seit Jahrhunderten auf Lasca.« Ich musste mich daran erinnern, dass meine Freunde und ich bei einem Großteil der Festlandbevölkerung als Mythos galten. »Ich habe selbst erst vor kurzem erfahren, dass unsere Urahnen vor Ewigkeiten dort zurückgelassen worden waren, um sie auszurotten. Es ist bei uns einfach in Vergessenheit geraten«, fügte ich leise hinzu.
»Dann ist diese Insel im Süden auf der die Elemente herrschen nicht nur eine Legende, die man Kindern erzählt? Es gibt sie wirklich?«
Ich nickte. »Es ist keine drei Monate her, dass wir sie verlassen haben.«
»Wie konntest du das tun, für eine Welt, die die Magie fürchtet?«
»Weil ich es musste.« Ich schaute zu Van herüber. Immer noch fiel es mir schwer zu glauben, dass seine Qualen vorbei sein sollten. »Lass uns etwas essen, dann erzähle ich dir unsere Geschichte.«
Ich zog meinen Rucksack zu mir und holte ein Bündel mit Vorräten hervor. Zersia griff hungrig zu, doch bevor ich selbst etwas aß, legte ich Vans Kopf in meinen Schoß. Ich musste unbedingt seine Wärme spüren. Schließlich steckte ich meinen Umhang fester und rückte noch ein Stück näher zum langsam wachsenden Feuer. Dann nahm ich mir ein Stück Käse und begann. »Wir mussten von Lasca fliehen, weil andernfalls der Henker auf Van gewartet hätte.«
»Weswegen?«, entfuhr es Zersia.
Sachte strich ich Van ein paar verirrte Strähnen aus dem Gesicht. Selbst im blassen Schein des Feuers sah er schon wieder besser aus. Ich musste den Kloß in meinem Hals hinunter schlucken, bevor ich Zersia in die Augen sehen und ihr antworten konnte.
»Alles Unheil, was ihm in den letzten Monaten widerfahren ist, ist nur geschehen, weil er trotz aller Widrigkeiten an seiner Liebe zu mir festgehalten hat.«
»Was ist geschehen?«
Ich biss mir auf die Unterlippe und schüttelte leicht den Kopf. »Ich sollte von vorn anfangen und nicht in Rätseln sprechen«, schalt ich mich selbst.
Zersia sagte nichts, sah mich nur erwartungsvoll an.
Nach einem letzten tiefen Atemholen konnte ich anfangen. »Dort, wo wir herkommen, bin ich eine Prinzessin. Weil ich die stärkste Gabe meiner Familie habe, sollte ich sogar den Thron erben. Aber dann kam alles anders, denn ich begegnete Van. Durch ihn fühlte ich mich endlich lebendig und es gelang mir, den Mantel der Gleichgültigkeit abzustreifen. Es mag kitschig klingen, aber ich habe mich in meinen Leibwächter verliebt und er sich ebenso in mich.« Ich musste schmunzeln, als ich daran zurückdachte. »Wir mussten es geheim halten, mein Vater hätte es nie gebilligt. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass er längst eigene Pläne zu meiner Verlobung schmiedete.« Aus meinem Magen wurde ein harter Knoten beim Gedanken an Degan und wie er mit mir umgesprungen war. Ausdruckslos starrte ich ins Feuer.
»Wen hättest du heiraten sollen?«, fragte Zersia leise.
»Degan Helon«, murmelte ich kaum hörbar. Aber Zersia hatte mich trotzdem verstanden und erstarrte ob dieser Offenbarung.
»Ist das wirklich wahr?«, fragte Zersia atemlos.
»Leider ja.«
»Was ist dann passiert?«
»Degan und Hias kamen nach Lasca und kurz nach ihrer Ankunft verkündete mein Vater unsere Verlobung. Noch am selben Abend wollte Degan über mich herfallen, aber ich habe ihn davon abgehalten, wobei ich ihm ein paar Rippen gebrochen habe. Hias war darüber fast noch erzürnter als Degan selbst, der war eher eingeschüchtert. Meine Proteste blieben von meinem Vater unbeachtet und er wollte an der Verlobung festhalten. An dem Tag habe ich Degan und Hias zum letzten Mal gesehen, bis Hias uns vor ein paar Wochen in Alandoa überraschend über den Weg gelaufen ist.
Von ihm habe ich auch erfahren, dass mein Vater mich nach unserer Flucht für tot erklärt
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