Sturmbringerin
geschnitten. Im Nacken waren sie kurz, während sie vorn bis zum Kinn reichten. Wie Gianna trug sie Hemd und Hosen. Ein Waffengurt war um ihre Hüfte gewickelt und mehrere Messer, sowie ein Kurzschwert hingen daran.
Sobald sie Jase entdeckte, lächelte sie strahlend und umarmte ihn herzlich.
Jase erwiderte die Umarmung. »Wie schön, dass du hier bist, Leandra.«
Nun kam eine junge Frau, gefolgt von zwei Männern herein. Die andere Frau stürmte Levi entgegen und rannte ihn vor lauter Wiedersehensfreude fast über den Haufen. Levi lächelte breit.
»Kleine Schwestern«, erklärte er augenrollend, als er die verdutzten Blicke von Gianna und Zersia bemerkte.
Leandra hatte inzwischen Ayasha und Kaj begrüßt. Sie deutete auf die beiden Männer, die am Eingang stehengeblieben waren. »Darf ich euch Nisos und Feltro vorstellen? Sie helfen mir bei der Koordination unserer Leute und sind bemerkenswerte Strategen. Aninna kennt ihr bereits.«
Kaj und Jase reichten ihnen kameradschaftlich die Hände.
»Und wen haben wir hier?« Leandras Blick schweifte neugierig über Van und die anderen, die sitzengeblieben waren.
»Setzt euch, dann könnt ihr unsere neuen Mitstreiter kennenlernen.« Jase bot Leandra einen Platz am Kopfende des Tisches an.
Zögernd setzte sie sich. »Lässt du jeden, der sich dir anschließt an deinen Besprechungen teilnehmen?« Ihr Tonfall machte keinen Hehl aus ihrer Skepsis.
Jase schmunzelte. »Nur wenn es sich dabei zufällig um die Retter meines Bruders handelt und sie eine unglaubliche Bereicherung für unsere Sache darstellen.«
Zweifelnd zog Leandra eine Augenbraue hoch, erwiderte jedoch nichts.
Sobald sich alle gesetzt hatten, stellte Jase sie den Anwesenden vor und erzählte ihnen von Kaj‘ Befreiung.
»Würde es euch etwas ausmachen, mir die Geschichte aus eurer Sicht zu erzählen?«, fragte Leandra an Zersia gerichtet.
Überrascht schaute Zersia zu der anderen Frau auf. »Meinetwegen«, sagte sie Schultern zuckend. »Mein Bruder und ich besitzen die Gabe der Heiler. Ich war nicht zu Hause, sondern im Nachbardorf, als die Turonter kamen und Jira entführten. Einer der Dorfbewohner hatte uns verkauft, wie ich herausfinden musste. Sobald ich wusste, in welche Richtung sie geritten waren, bin ich ihnen gefolgt. Kurz vor Loran traf ich auf Gianna und Van. Wie der Zufall es will, hatten die beiden mich gesucht, um meine Hilfe zu erbitten. Man hatte Van vergiftet.
Ich heilte ihn und im Gegenzug schlossen sie sich mir an. Gemeinsam stürmten wir die Festung und fanden meinen Bruder und auch Kaj. Da wir nicht wussten wohin, hat Kaj uns hierher gebracht und wir beschlossen, zu bleiben.«
Leandra hatte Zersia aufmerksam beobachtet und nickte sacht, als diese geendet hatte.
Konzentriert fiel Leandras Blick nun auf Jira. »Darf ich dich fragen, wie es zu deiner Entführung kam?«
Jira zuckte verblüfft zusammen. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, etwas beitragen zu müssen. Leandras Blick aus ihren blauen Augen war hart und duldete keinen Widerspruch.
Unweigerlich fragte Van sich, worauf das alles hinauslaufen sollte.
Jira hatte seine Überraschung überwunden und begann zögerlich zu erzählen. »Es war in den späten Mittagsstunden. Zersia war noch unterwegs und ich war allein zu Hause geblieben. Unser Haus steht etwas abseits vom Dorf am Waldrand, daher ist es meist sehr still. Deshalb hörte ich die Reiter sofort, als sie den Hof erreichten.
Ich schaute aus dem Küchenfenster, um zu sehen, wer dort wohl kam. Der ganze Hof war voller Reiter, die das turontische Banner führten. Da ich mit dem Schlimmsten rechnete, rannte ich eilig zur Treppe, die nach oben führte, um mich dort irgendwo zu verstecken. Ich hatte die Hoffnung, sie würden wieder verschwinden, wenn sie niemanden fanden.
Ich hatte kaum die Hälfte der Stufen erklommen, als auch schon die Tür krachend aufflog. Einer von ihnen entdeckte mich und setzte mir hinterher. Bis zum Treppenabsatz kam ich, doch dann erwischte der Soldat mich am Fuß. Dadurch verlor ich das Gleichgewicht und fiel der Länge nach hin.
Noch bevor ich mich aufrappeln konnte, erreichte mich mein Verfolger und schlug mich nieder. Ich verlor das Bewusstsein. Erst Stunden später wurde ich wieder wach. Es war mitten in der Nacht. Sie hatten mich an einen Baum gefesselt. Die nächsten zwei Tage ritten sie nach Norden. Wenn ich etwas tat oder sagte, was ihnen nicht gefiel, schlugen sie mich. Ein paar Mal verlor ich deshalb das Bewusstsein.
Am Abend
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