Sturmbringerin
unendlich erleichtert. Offenbar hatten Gianna und er gerade eine Prüfung bestanden, von der sie nicht wussten, dass man sie ihnen gestellt hatte.
»Nicht, dass ich unsere eigenen Worte anzweifle, aber warum bist du dir so sicher?«, fragte Gianna skeptisch.
»Ich besitze ebenfalls eine Gabe«, erklärte Leandra lächelnd. »Ich bin eine Wahrheitsleserin.«
»Das bedeutet?«
Kurz machte sich Verblüffung in Leandras Gesicht breit. Offenbar war sie es nicht gewohnt auf Leute zu treffen, die mit diesem Begriff nichts Konkretes anfangen konnten.
Ayasha beantwortete Giannas Frage. »Leandra erkennt, ob jemand sie bewusst belügt oder ob er von dem was er sagt überzeugt ist.«
»Das bedeutet aber nicht, dass man dir keine Lüge unterjubeln könnte?«, fragte Van, nachdem er sich Ayashas Erklärung durch den Kopf gehen ließ.
Leandras Lächeln wurde leicht spöttisch. »Nein unfehlbar bin ich leider nicht. Sollte dir jemand, dem du Glauben schenkst, eine Lüge erzählen, welche du jedoch glaubst und für dich als wahr anerkennst, so wäre ich nicht in der Lage, dies zu erkennen. Ich bemerke jedoch, wenn mir jemand etwas anderes erzählt als das, wovon er in Wahrheit überzeugt ist.
Würde ich aber mit der Person sprechen, die dir diese Lüge aufgetischt hat, wüsste ich, dass diese dich bewusst belogen hat.«
»Wie funktioniert das?«, fragte Gianna erstaunt.
»Höre ich eine Lüge, spüre ich ein Kribbeln, wenn man so will. Es fühlt sich ein bisschen so an wie ein Kälteschauer.«
Gianna zog eine Augenbraue hoch. »Woran erkennst du dann, dass du nicht einfach nur frierst?«
Leandra lachte verhalten. »Ich sagte, dass es so ähnlich sei. Es ist unterschiedlich und ich bin durchaus in der Lage, diesen Unterschied zu erkennen.«
»Man kann also sagen, dass wir euren Test bestanden haben?«, fragte Van in die Runde.
Kaj wirkte ein wenig verlegen. »Bitte glaubt nicht, dass wir euch misstraut haben. Schließlich habe ich gesehen, wozu Gianna fähig ist. Ich habe von Anfang an nicht geglaubt, dass ihr es mit uns nicht ernst meinen könntet. Keiner von uns.
Es war nur eine kleine Sicherheitsmaßnahme.«
»Es liegt in meiner Natur skeptisch zu sein, sagte Leandra und zuckte mit den Schultern. »Ich habe darauf bestanden, euch als erstes befragen zu dürfen, bevor ich eure Anwesenheit bei unseren Besprechungen dulde.«
»Dann dürfen wir bleiben?«, fragte Zersia.
»Ja, ich freue mich, euch vier auf unserer Seite zu haben.«
Sie saßen noch die halbe Nacht beisammen und unterhielten sich miteinander. Anfangs war Van Leandra gegenüber etwas zurückhaltender gewesen, nun da er um ihre Magie wusste. Doch bald legte er seine Zweifel ab und kam zu dem Schluss, dass sie eine angenehme Person war und ebenso ein Krieger wie er selbst. Sie kämpfte beherzt für das, woran sie glaubte.
In der Zwischenzeit hatte Jase Essen und Wein bringen lassen. Es kam genau zur richtigen Zeit. Van war schon halb verhungert, da er am heutigen Tag kaum zum Essen gekommen war. Viel zu viel hatten sie erlebt und kennengelernt.
Verletzt
Obwohl Quentin bereits die zweite Seitenplane des Zeltes, das seine Schmiede überspannte, zur Seite geschlagen hatte, stach ihn der beißende Rauch noch immer in den Augen. Vor ein paar Tagen war ihm das getrocknete Holz ausgegangen und nun musste er sich mit frischgeschlagenem zufriedengeben. Wie er damit für genug Hitze in seiner Esse sorgen sollte, fragten sich, außer ihm selbst, nur wenige.
Quentin seufzte genervt und ging zurück zur schwelenden Glut. Die provisorischen Verhältnisse hier im Lager waren schon so manchmal kaum auszuhalten. Aber dazu noch feuchtes Holz für einen Waffenschmied? Das war undenkbar!
Schlimm genug, dass ihm vor einer Weile die Kohlen ausgegangen waren und er nun auf Holz zurückgreifen musste, aber dass er nun mit frischem Holz arbeiten sollte, war eine Katastrophe.
Dieser Tag würde nichts taugen, dessen war Quentin überzeugt. Missmutig besah er sich das Schwert an dem er gerade arbeitete. Wenigstens hatte der Stahl wieder zu glühen begonnen. Zwar leuchtete er nicht weiß, wie er es eigentlich sollte, sondern in einem dunklen Rot, aber immerhin konnte er damit halbwegs arbeiten, wenn es auch anstrengender war.
Gemächlich zog Quentin sich den dicken Lederhandschuh über und umfasste den heißen Schwertgriff. Eilig ging er zu seinem Amboss hinüber. Er hatte nicht viel Zeit den Stahl weiter in Form zu bringen, bevor er wieder zu kalt
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