Sturmbringerin
um sie gesorgt, anstatt sie misstrauisch zu beäugen.
Zwiegespaltene Gefühle versuchten in ihr die Oberhand zu gewinnen. Ein Teil von ihr wollte unbedingt, dass Quentin sie begleitete, ein anderer Teil blieb gewohnt skeptisch.
Jira unterbrach ihren inneren Kampf. »Ich werde sie bringen.«
Der Satz ihres Bruders brachte die Entscheidung. »Nein, bleib hier, Jira. Gewiss kannst du dich um die Menschen hier kümmern. Quentin kann mich zum Zelt bringen und du holst mich, sollte ein weiterer Notfall eintreffen.«
Jira blickte argwöhnisch von seiner Schwester zu ihrem Patienten und zurück, letztlich zuckte er gelassen die Schultern. »Na schön. Hauptsache, du erholst dich erst einmal.«
»Das werde ich«, sagte Zersia besänftigend.
Quentin umfasste Zersia ein wenig fester und führte sie langsam zum Zeltausgang. Mist, sie war wirklich wackelig auf den Beinen. Magoras und Jira wirkten etwas ratlos so wie sie dort stehenblieben und den beiden hinterhersahen.
Vorsichtig setzte Zersia einen Fuß vor den anderen. Noch einmal das Gleichgewicht verlieren, wollte sie unter allen Umständen vermeiden.
Kaum hatten sie das Krankenlager verlassen, schlug Zersia kühle Luft entgegen. Tief atmete sie ein, es war eine Wohltat nach dem stickigen Inneren.
»In welcher Richtung liegt dein Zelt?«, frage Quentin.
»Wir haben eines in der Nähe des Kommandobereichs bekommen.«
»Wir?«
»Mein Bruder und ich«, erklärte Zersia.
»Ach, dein Bruder war das.« Erleichterung schwang in Quentins Stimme mit.
Zersia war verblüfft von seinem Tonfall und konnte spüren, wie sie errötete. Hastig befahl sie ihrem Körper dies sein zu lassen und sich zu beruhigen, bevor Quentin es hätte sehen können. »Selbstverständlich ist Jira mein Bruder. Wer sollte er sonst sein? Wir teilen die gleiche Gabe.«
»Seid ihr allein hierhergekommen?«
Sacht schüttelte Zersia den Kopf. »Wir kamen zusammen mit Freunden.«
Langsam gingen die beiden die verschlungenen Seitenpfade der Zeltstadt entlang und Zersia musste sich eingestehen, dass sie bereits die Orientierung verloren hatte. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis sie sich allein zurechtfand.
»Was hat euch bewogen euch uns anzuschließen?« Quentin schien sich ernsthaft für Zersias Geschichte zu interessieren.
Der Weg wurde noch etwas schmaler und nun kam ihnen ein Mann entgegen. Zersia drückte sich ein wenig dichter an Quentin, um dem anderen ausreichend Platz zu lassen.
Dabei stieg ihr Quentins Geruch in die Nase. Obwohl er von Schweiß und nassem Rauch durchsetzt war, sorgte er dafür, dass Zersias Magen Purzelbäume schlug. Und es handelte sich dabei nicht um die der unangenehmen Art.
»Möchtest du nicht darüber sprechen?« Quentin hatte ihr Zögern falsch gedeutet. Zum Glück wusste er nicht, woran sie gedacht hatte.
Eilig antwortete sie ihm, bevor er auf falsche Ideen kommen konnte. »Nein, das ist es nicht. Ich war nur in Gedanken. Es hat sich ergeben, dass wir auf Kaj gestoßen sind. Jira und ich wissen sonst nicht, wohin wir könnten. Wir haben unser Zuhause verloren«, erklärte Zersia leise.
»Wie ist es dazu gekommen?«
»Die Turonter haben Jira entführt, als ich nicht da war. Als ich zurückkam, war alles verwüstet und von meinem Bruder keine Spur. Ich bin ihnen tagelang hinterher gelaufen. Auf meinem Weg stieß ich auf Gianna und Van. Wie der Zufall es will, hatten die beiden mich gesucht, weil Van schwer krank war und dringend Hilfe brauchte. Andernfalls wäre er gestorben, also half ich ihnen und im Gegenzug gingen sie mit mir nach Loran und halfen mir, Jira aus der dortigen Burg zu befreien.
Im Verlies daneben stießen wir auf Kaj und nahmen ihn mit. Er führte uns hierher. Er und Jase boten uns an zu bleiben.«
»Wie habt ihr es angestellt, zu dritt in diese Burg einzudringen und die Gefangenen mitzunehmen?«, fragte Quentin erstaunt.
»Gianna ist ein Wasserelementar. Sie hat sie allesamt mit ihrer Macht getötet. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
Quentin stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Eine Frau hat das ganz allein bewerkstelligt?«
»Nun ja, ein paar habe ich wohl auch zu verantworten.« Fast war Zersia ein wenig verlegen.
»Du hast turontische Soldaten getötet?«
»Wie du festgestellt hast, bin ich eine ganz wunderbare Knochenflickerin. Gleichzeitig kann ich aber auch dafür sorgen, dass jemandem das Herz stehenbleibt, wenn ich ihn berühre.«
»Soll das heißen, du hättest mir einfach das Herz brechen können, anstatt dich
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