Sturmbringerin
leuchteten dunkel vom Schmerz.
Sacht zog Zersia an seinem Unterarm und er kam ihrer Aufforderung nach. Durch die kurze Berührung bekam Zersia bereits einen Hinweis darauf, dass die Verletzung kompliziert war. So vorsichtig wie Zersia nur konnte, zupfte sie den Handschuh herunter. Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte ihr Patient das ein oder andere schmerzhafte Zischen nicht unterdrücken.
Zum Vorschein kam eine übel zugerichtete Hand, die bereits stark anschwoll. Behutsam hielt Zersia sie am Gelenk und horchte in ihn hinein. Die unteren Gelenke von Daumen und Zeigefinger waren vollkommen zertrümmert, deren Mittelhandknochen waren gebrochen. Große Wucht musste sich auf seiner Hand entladen haben.
»Wie ist das passiert…?« Zersia stockte, sie kannte seinen Namen noch nicht.
»Quentin«, half er ihr auf die Sprünge, als hätte er es gemerkt.
»Ich heiße Zersia und werde mich gleich darum kümmern.« Zersia atmete tief und sammelte sich. »Also, wie ist das passiert, Quentin?«, fragte sie noch einmal.
Stattdessen antwortete Magoras. »Quentin ist Schmied«, erklärte er »Ist beim Arbeiten abgerutscht und hat seine Hand statt des Schwerts erwischt.«
Ein Schmied, das erklärte seine Oberarme und die nackte Haut, wie Zersia anerkennend feststellte. Schnell besann sie sich wieder auf seine Verletzung und nicht auf seine Muskeln.
Quentin sah sie mit bittendem Blick an. »Kannst du mir helfen?«, fragte er mit brüchiger Stimme.
Kurz verlor sich Zersia in seinem intensiven Blick, doch dann straffte sie die Schultern und nickte. »Ich werde dich betäuben, dann spürst du nichts. Es ist wie schlafen«, erklärte sie.
Sofort versteifte sich Quentin, als er das hörte. »Nein«, brachte er mühsam hervor.
Das hatte Zersia schon häufiger erlebt. Manche Patienten hatten Angst, ihr Bewusstsein zu verlieren.
»Du hast dir mehrere Knochen in deiner Hand gebrochen, Quentin. Manche sind sogar zertrümmert. Es wird lange dauern und schmerzhaft werden. Es ist besser, wenn du dabei schläfst.«
»Also könnte ich wach bleiben?«, fragte Quentin.
Zersia überlegte, ob sie ihn nicht einfach so betäuben sollte. Auch das hatte sie schon öfter getan, schließlich konnten die Hilfebedürftigen sich nicht dagegen wehren.
Aber etwas in seinen Augen sagte ihr, dass er Zersia es nicht verzeihen würde, wenn sie gegen seinen Willen handelte. Ein Teil in ihrem Innern wollte dies unbedingt verhindern und nicht zulassen, dass Quentin ihr zürnte.
Zersia seufzte schwer. »Das Richten und Zusammenfügen der Knochensplitter wird starke Schmerzen verursachen. Es wäre wirklich besser, wenn du mich dich betäuben lässt.«
»Nein, mach es ohne«, erwiderte Quentin resolut.
Magoras schaute hilflos von einem zum anderen. »Quentin, du musst hier niemandem etwas beweisen.«
»Darum geht es nicht.«
Diese Diskussion führte zu nichts und Zersia gab es auf ihn umzustimmen.
»Na schön«, murrte sie stattdessen.
Jira trat auf ihren Wink hin an Quentins andere Seite und legte ihm die Hand auf den Unterarm. Quentin zuckte zusammen und schaute skeptisch zu Jira, als hätte er Angst vor dem, was nun kam.
»Er sieht nur zu, um zu lernen. Ich werde es sein, die dich heilt«, erklärte Zersia ihm.
»Zum Sehen braucht er seine Hände?«
»Ja, so kann er fühlen, was ich tue und dabei lernen.«
Quentin schien nicht überzeugt, widersprach aber auch nicht länger.
Zersia konzentrierte sich und fing an. Zunächst fügte sie die Mittelhandknochen wieder zusammen. Diese Brüche waren fast glatt und vergleichsweise einfach zu beheben. Trotzdem tat sie Quentin damit weh, das wusste sie.
Zwar gab er keinen Ton von sich, aber er verspannte sich und fast hätte er mit der Hand gezuckt.
»Versuch, dich zu entspannen«, murmelte Zersia.
Kurz darauf lockerten sich die verkrampften Muskeln und sie hörte Quentin tief und gleichmäßig atmen.
Ein paar der Knochensplitter hatten sich in die Adern der Hand geschoben. Langsam zog Zersia sie wieder heraus und sorgte dafür, dass sich die Blutgefäße schlossen. Als nächstes widmete sie sich den zerstörten Fingerknochen.
Es war als müsste sie ein kompliziertes Rätsel lösen. Immerhin musste jeder Splitter wieder dahin, wo er hingehörte. Wenn sie den Knochen falsch zusammensetzte, konnte Quentin womöglich seine Beweglichkeit einbüßen. Da er mit den Händen arbeitete und Zersia sich seiner Anziehungskraft auf sie immer mehr bewusst wurde, wollte sie einen Verlust seinerseits unbedingt
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