Sturmbringerin
wirklich nicht richtig bei der Sache, aber jetzt werde ich nicht mehr daran denken«, sagte Zersia entschlossen.
»Was ist es, das dich bedrückt?«
Verlegen versuchte Zersia, sich eine Ausrede einfallen zu lassen. Ganz sicher würde sie ihrem Bruder nicht mit ihrem Herzschmerz in den Ohren liegen.
Noch immer war sie auf der Suche nach einer passablen Antwort, als sich etwas am Zelteingang tat. Ungläubig schaute Zersia in Quentins Gesicht, das er gerade durch den Spalt steckte und sich suchend umsah.
Sobald Quentin sie entdeckt hatte, hellten sich seine Züge sichtbar auf und er kam hinein in das große Zelt.
Zögerlich ging Zersia in seine Richtung. Er kam ihr ein paar Schritte entgegen, wartete dann jedoch im Eingangsbereich ungeduldig darauf, dass Zersia ihn erreichte.
Scheinbar wollte er die Ruhe der Kranken und Verletzten nicht stören. Zersia wusste nicht, wie sie sein Auftauchen hier deuten sollte. Vielleicht hatte er noch Schmerzen in der Hand? Obwohl Zersia sich das nicht vorstellen konnte, sie hatte sich wirklich verausgabt, um seine geborstenen Knochen wieder zu richten.
Er konnte nicht wegen seiner Hand gekommen sein. Aber was wollte er dann?
Vielleicht war Quentin wegen ihr gekommen.
Zersia hatte den langen Mittelgang fast durchquert und nur noch wenige Schritte trennten sie von Quentin. Mist, ihr Herz pochte immer schneller. Die Tatsache, dass er sie nun breit anlächelte, sorgte nicht dafür, dass es sich wieder beruhigen ließ.
Schüchtern lächelte Zersia ihn ebenfalls an. »Quentin, was kann ich für dich tun?«, fragte sie, als sie kurz vor ihm stehenblieb.
»Ich bin hier, um mich bei dir zu bedanken«, begann er.
Zersia wollte schon abwinken, ihm sagen, dass er das nicht musste, aber Quentin sprach einfach weiter.
»Zunächst wollte ich es gar nicht glauben, dass meine Hand wieder unversehrt war, aber es tut nicht mehr weh. Fast würde ich behaupten, ich sei geschickter als zuvor.« Bei diesen Worten strahlte er sie regelrecht an und Zersia fragte sich, ob ein Lächeln in der Lage war, jemanden zu blenden. Im Augenblick wäre sie versucht, solch eine Frage zu bejahen.
»Es freut mich, dass du keine Probleme hast und alles wieder reibungslos funktioniert«, erwiderte Zersia vorsichtig. Sie wusste immer noch nicht, wie sie mit Quentin umgehen sollte. Erst recht nicht, wenn er so glückselig war wie jetzt. Genaugenommen kannte sie ihn schließlich nicht.
Noch nicht, traute sich ein kleiner, hoffnungsvoller Teil von ihr einzuwerfen.
Quentin kramte in seiner Hosentasche und förderte etwas Kleines zu Tage, das Zersia nicht recht erkennen konnte, da er sogleich seine Hand darum schloss.
»Ich habe etwas für dich. Immerhin musste ich überprüfen, ob meine Hand beeinträchtigt ist.«
»Ist sie es?«
Quentin schüttelte den Kopf und trat einen Schritt näher an Zersia heran. »Nicht im Geringsten.«
Diese wurde sich seiner Nähe nur zu bewusst und versuchte, ihrem Körper Beherrschung aufzuerlegen. Es funktionierte leidlich.
Endlich hatte er seine Hand geöffnet und Zersia musste sich zwingen, nicht mehr in seinen tiefblauen Augen zu versinken. Langsam senkte sie den Blick und fand auf seiner Handfläche etwas, das fast ebenso schön war. Aber eben nur fast.
Eine kleine Brosche funkelte ihr entgegen. Es war eine silberne Blütenknospe, die im Begriff war, sich zu öffnen. In ihrer Mitte leuchtete ein rundgeschliffener Mondstein, der von den Blütenblättern sanft umschlossen wurde und weiß blau schimmerte.
Nie zuvor hatte Zersia ein schöneres Schmuckstück gesehen.
»Ich scheine meine Fingerfertigkeit nicht verloren zu haben oder was meinst du?« Quentins Stimme war rau und Zersia wurden die Knie weich bei ihrem Klang.
»Hast du die etwa gemacht?«, fragte Zersia ungläubig. »Sie ist wunderschön.«
»Ja, zwar bin ich eigentlich auf Waffen spezialisiert, jedoch bin ich in diesen Dingen auch recht geschickt.«
Quentin hatte sich ebenfalls vorgebeugt und war Zersia nun noch näher. Sein warmer Atem strich über ihre Wange und sorgte dafür, dass Zersia im Nacken eine wohlige Gänsehaut bekam.
»Mehr als geschickt, wenn du mich fragst«, murmelte Zersia, aus Angst ihre Stimme könnte zittern, wenn sie lauter sprach.
»Darf ich sie dir anstecken?«
Zersias Kopf zuckte nach oben bei Quentins Worten und fast wäre sie gegen seinen Kopf gestoßen.
»Die ist für mich?«, fragte sie verwirrt.
»Das habe ich doch bereits gesagt.«
Zersia wusste nicht, was sie erwidern sollte,
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