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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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einer halben Stunde erreichen«, beantwortete Jase meine geflüsterte Frage. Seine Stimme war ein tiefbrummender Bass.
    Bereits bei unserem Aufbruch hatten die beiden Brüder ihre Gestalt gewandelt und gingen den ganzen Weg als Bären. Schnell hatte ich begriffen warum. Sie hatten extra gefertigte Rüstungen, die sie schützten. Eine schmale Platte bedeckte die Stirn, außerdem trugen sie dicke Platten auf dem Rücken und am Bauch. Selbst die Beine waren durch Schienen geschützt. Ihr Hals war mit vielen kleinen Gliedern bedeckt wie bei einem Kettenhemd.
    Das Metall war fast zwei fingerbreit. Obwohl beide auch als Menschen kräftig gebaut waren, mussten ihre Rüstungen viel zu schwer sein, um sie als solche mit sich zu führen.
    Daher war es naheliegend, sie schon beim Verlassen des Lagers anzulegen. Die beiden sahen beeindruckend und beängstigend aus. Ich war heilfroh, dass die Bären auf meiner Seite standen und nicht ich es war, die sie nachts überfallen wollten.
    Obwohl es durch das viele Metall nur schwer zu sehen war, hatte ich bemerkt, dass Jase‘ Fell heller war als das seines Bruders. Es glich ebenfalls seiner Haarfarbe.
    Den Spähern zufolge hatten die Turonter in dem Lager, das unser Ziel war, große Vorräte an Nahrung und Waffen, die sie in den Süden schaffen wollten.
    Jase sah darin gleich zwei Vorteile. So konnten wir zum einen die turontischen Soldaten ausschalten und zum anderen den Nachschub blockieren. Außerdem konnte der Widerstand diese Dinge ebenfalls gut gebrauchen.
    Mir war nicht ganz wohl dabei, länger als nötig im Lager zu verweilen, aber die Notwendigkeit leuchtete mir ein.
    Die ganze Zeit über hatte ich meine Gabe ausgestreckt und behielt unsere Umgebung genauestens im Auge. Die meiste Zeit waren wir allein gewesen, aber jetzt bemerkte ich etwas vor uns. Wir erklommen eine steilen Hang. Noch konnten wir nicht sehen, was vor uns lag.
    »Wartet!« Obwohl ich so leise flüsterte, wie ich konnte, war die Eindringlichkeit in meiner Stimme deutlich zu vernehmen.
    Alle blieben stehen und sahen mich abwartend an. »Wir sind da. Kurz hinter diesem Hügel ist ihr Lager.«
    Kaj war angespannt. »Kannst du erkennen, wie viele es sind?«
    »Dazu sind wir noch etwas zu weit entfernt. Bisher kann ich nur den Rand wahrnehmen. Wir müssen näher ran, dann werde ich euch mehr sagen können.«
    »Gut, dann werden wir uns weiter nähern, aber langsamer. Seid achtsam, wir könnten jederzeit gesehen werden«, sagte Jase ernst.
    Wir setzten uns wieder in Bewegung. Dieses Mal allerdings in gebückter Haltung. Sobald wir den Scheitelpunkt der Hügelkuppe erreichten, ging es auf alle Viere und wir legten uns ins hohe Gras, um ungesehen zu bleiben.
    Vor uns erstreckte sich ein weitläufiges Lager. Die Zeltstadt war zwar deutlich kleiner als die, die uns beherbergte, dennoch war ihre Größe beachtlich. Zahlreiche Feuerstellen und Fackeln erhellten die Nacht. Soldaten patrouillierten am Rand entlang in einem weiten Kreis und sahen sich dabei in alle Richtungen um.
    Einem normalen Menschen wäre es unmöglich, sich unbemerkt hineinzuschleichen. Doch wollten wir uns auch nicht hineinschmuggeln, sondern sie überfallen.
    Wir zählten die Wachen, die an uns vorbei kamen und ich überprüfte ihre Anzahl mit meiner Gabe. Es mussten vierzehn sein.
    »Wie gehen wir vor?« Meine Stimme erschien mir schrecklich laut durch die Nacht zu hallen. Jedoch sah keine der Wachen in unsere Richtung.
    »Kannst du die Wachen von hier töten?«, fragte Jase.
    »Ja«
    »Gut, dann werden wir anschließend ins Lager schleichen und die Zelte kontrollieren. Zwar glaube ich nicht, dass sie hier Gefangene haben werden, dennoch werden wir das überprüfen. Schließlich kann man nie wissen. Ich will kein wahlloses Gemetzel. Nur Turonter sollen in dieser Nacht den Tod finden.«
    »Wann soll ich beginnen?«
    »Sobald du bereit bist.«
    Ich konzentrierte mich auf den Soldaten, der uns am nächsten war. Wie in Loran erschuf ich eine Sichel auf Höhe seines Halses und lies sie auf ihn zu sausen.
    Mit einem dumpfen Geräusch fiel der enthauptete Wachposten ins Gras. Bevor der nächste Soldat darauf reagieren konnte, verfuhr ich mit ihm auf dieselbe Weise. Es dauerte einige Minuten, bis auch die letzte Wache ihre Runde beendete und wieder vor uns auftauchte.
    Man hatte uns bisher nicht bemerkt und ich hoffte, es bliebe dabei.
    »Gut gemacht«, flüsterte Kaj und zeigte seine gewaltigen Fänge, als er lächelte.
    Jase nickte anerkennend, hob seine

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