Sturmbringerin
konsultieren?«, fragte Zersia, sobald sie in einer bequemen Position saß.
Unschlüssig suchte ich nach den richtigen Worten. »Mit deiner Gabe bist du in der Lage, in den Körper der Menschen hineinzuhorchen. Demnach weißt du genau, was sich in ihrem Inneren tut, sogar wenn sie es selbst noch nicht wissen, nicht wahr?«
»Das trifft es ziemlich genau.«
Ich holte tief Luft, bevor ich fortfuhr. »Demnach müsstest du mir sagen können, ob ich einfach nur ein paar Tage überfällig bin oder ob ich vielleicht ein Kind erwarte?«
Ich hatte Zersia nicht angesehen und stattdessen auf meine im Schoß verschlungenen Hände gestarrt. Nun riskierte ich einen Blick. Zersia schaute mich nachdenklich an, dann breitete sich ein Lächeln über ihr Gesicht.
»Ich denke, dass ich dir das sagen könnte. Möchtest du es wissen?«
Ich nickte. »Heute Nacht soll ich an einem weiteren Angriff auf einen turonter Stützpunkt in der Nähe teilnehmen. Vermutlich wollen sie sehen, zu was ich in der Lage bin. Es wird eine große Gruppe gehen und ich bin entsprechend nervös. Zu wissen, was sich in mir tut, würde mir helfen, bei der Sache zu sein und mich nicht so schnell ablenken zu lassen.«
»Jase hat schon den nächsten Angriff geplant?« Zersias Augenbrauen zuckten überrascht in die Höhe.
»Diesen und weitere, sollte ich ihnen die erhoffte Hilfe sein können, wovon er und ich ausgehen. Doch möchte er es zunächst selbst sehen, bevor er mich mit einer kleineren Gruppe ausschickt.«
»Was hält Van davon?«
»Er denkt wie Jase.« Ich musste schmunzeln, als ich an unser Gespräch zurückdachte. »Jedoch weigert er sich, mich allein gehen zu lassen und besteht darauf, an meiner Seite zu sein, egal wie klein die von Jase geschickte Gruppe auch sein mag.«
Zersia lächelte schelmisch. »Es muss dich sehr glücklich machen, einen solchen Mann an deiner Seite zu wissen.«
»Wäre es nicht so, hätte ich kaum alles aufgeben können, um mit ihm fortzulaufen.«
Daraufhin musste Zersia verständnisvoll lachen. »Dann will ich doch mal sehen, ob ich dir die Frage, die dich so sehr beschäftigt auch beantworten kann.«
Sie streckte ihre Hand nach mir aus, schob den Ärmel meines Hemdes beiseite und umfasste meinen Unterarm. Konzentriert schloss sie die Augen und ich wartete ungeduldig.
Mehrere Minuten vergingen, bevor Zersia mich wieder ansah. Ihr Blick war ernst, demnach musste ich mich getäuscht haben.
»Und?«, meine Stimme kratzte rau in meinem Hals.
»Es tut mir leid, aber da ist nichts.« Zersia sprach leise. Sie schien zu fürchten, dass ich wieder in Tränen ausbrechen könnte.
Wie ich mir eingestehen musste, war ich kurz davor. Mir schoss die Frage, durch den Kopf, die ich Van nach meinem Verlust gestellt hatte und die Einschätzung der Hebamme dazu. Wer konnte es mir beantworten, wenn nicht Zersia?
»Kannst du mir auch sagen, ob sich die Hoffnung überhaupt noch lohnt oder ob ich gar nicht mehr in der Lage bin, ein Kind zu empfangen?«
Zersia seufzte. »Da sind viele Narben, die dafür verantwortlich sein dürften, dass es dir so schwerfällt. Jedoch heißt das nicht, es wäre unmöglich. Ich bin mir sicher, du wirst eines Tages ein Kind haben können.«
Tröstend ergriff Zersia meine Hand und drückte sie fest. »Danke«, hauchte ich und erwiderte ihre Geste.
»Oft hilft es, wenn man darüber spricht, was einem zugestoßen ist, damit man sich besser fühlt. Deine Verletzungen müssen schwer gewesen sein und es sieht für mich so aus, als seien sie nicht auf natürlichem Wege entstanden. Möchtest du mir erzählen, wie das passiert ist?«
»Ja«, sagte ich, obwohl ich meinen Kopf schüttelte.
»Nur, wenn du wirklich möchtest.«
Ich überdachte Zersias Worte. Vielleicht hatte sie Recht und es würde dazu beitragen, diesen Schatten in meiner Vergangenheit überwinden zu können. »Du erinnerst dich noch daran, was ich dir über mich erzählt habe?«
»In deinem Land bist du Kronprinzessin, hast dich in deinen Leibwächter verliebt, obwohl dein Vater dich mit dem turonter Prinzen verlobt hatte. Daraufhin seid ihr weggelaufen.« Zersia rekapitulierte in kurzen Worten, was sie bereits über die Geschehnisse wusste.
»Zwischen der Verlobung und unserer Flucht vergingen einige Monate. Mein Vater wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass ich bereits ein Kind von Van erwartete. Einige Zeit später, verriet es ihm jemand, dem ich vertraut hatte. Fuchsteufelswild ließ er mich und die Ritter zu sich rufen. Noch
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