Sturmbringerin
wusste er nicht, wer der Vater war und wollte es nun von mir hören.
Ich habe es ihm nicht verraten, obwohl er mich schlug und beschimpfte. Tags darauf beschloss er, mich wegzuschicken. Seiner Meinung nach wäre es besser, mich aus der Hauptstadt aufs Land zu schaffen, damit so wenig Menschen wie möglich von meinem Zustand erfuhren und er mich Degan weiterhin als Jungfrau verkaufen konnte.
Ich glaube nicht, dass er mir oder meinem Kind etwas antun wollte. Bei Van sah die Lage jedoch ganz anders aus. Daher schwieg ich auch weiterhin und ließ mich wegschicken. In dem Moment beschloss ich, zu fliehen, um Van und unser Kind zu schützen.
Mein Vater entsandte neben einer Hebamme, ich konnte die Frau nicht ausstehen, auch einige andere Ritter. Unter anderem waren Van dabei, der Leibwächter meines Vaters, noch ein weiterer Ritter, sowie deren Kommandant. Bis auf Menortus, den Leibwächter meines Vaters, verstand ich mich mit den anderen beiden ganz gut.
Wir verbrachten einige Monate gemeinsam und abgeschieden auf dem Landsitz. Van und ich hatten beschlossen, solange zu bleiben, bis ich das Kind entbunden hatte. Schließlich konnten wir nicht wissen, ob ich medizinische Hilfe hätte, wenn es soweit war und wir uns auf der Flucht befanden.
Ich war etwa im sechsten Monat, als es passierte. Nachts wachte ich durch die Krämpfe auf und versuchte, Hilfe zu holen. Auf halbem Wege brach ich zusammen, doch schrie ich vor Schmerzen so laut, dass innerhalb weniger Augenblicke mein Zimmer voller Leute war.
Die Hebamme sagte mir, ich sei dabei mein Kind zu verlieren. Im Nachhinein weiß ich, dass sie mir nur helfen wollte, doch in diesem Moment war ich für Vernunft nicht empfänglich. Also stieß ich alle, die mir zu nahekamen, mit Magie beiseite. Die Schwangerschaft war schon weit fortgeschritten, sodass ich kaum noch magische Kraft besaß.
Eine Weile gelang es mir, sie auf Abstand zu halten. Unabsichtlich verletzte ich auch Van dabei. Schnell gaben sie die Versuche zu mir durchzudringen auf und betäubten mich stattdessen.
Tagelang lag ich im Fieber und verlor viel Blut. Sie waren sich nicht sicher, ob ich überleben würde.«
Ich brauchte eine Pause, um den dicken Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.
»Aber du hast überlebt«, stellte Zersia aufmunternd fest.
»Ja, und man sagte mir, dass einer der Diener mich vermutlich in Menortus‘ Auftrag mit Mutterkorn vergiftet hätte. Er hatte viel zu viel genommen, sodass ich mein Kind nicht einfach nur, wie von ihm beabsichtigt, verlor, sondern aufgrund der Verwüstung in meinem Inneren fast gestorben wäre.
Daraufhin versuchte Menortus auch Van zu töten. Offenbar war er der Meinung, damit seinem König und somit seinem Land zu dienen. Doch Van gewann das Duell und streckte stattdessen Menortus nieder. Er hatte kurz zuvor Van gestanden, dass er tatsächlich für den Tod unseres Kindes verantwortlich war.
Ich möchte nicht glauben, dass Menortus im Auftrag meines Vaters handelte. Hätte mein Vater gewollt, dass ich das Kind nie bekäme, dann hätte er mich nicht erst wegschicken müssen, um mich zu vergiften, geschweige denn, hätte er so lange damit gewartet. Das hätte er gleich in Girada erledigen lassen können, doch entschied er sich für die Vertuschung und Verbannung.
Mithilfe eines Freundes gelang uns die Flucht von der Villa und wir tauchten unter, bis ein Schiff anlegte, das uns mitnahm. Was uns hier auf dem Festland widerfahren ist, weißt du nur zu gut.«
Zersia schloss mich in die Arme. Ihre Nähe verschaffte mir die erhoffte Linderung. »Danke für dein Vertrauen in mich.«
Längere Zeit saßen wir schweigend beieinander und Zersia hielt mich im Arm. Sie summte leise als sei ich ein trauriges Kind, das ihren Trost suchte. Mit fast jedem anderen wäre mir die Situation unangenehm gewesen, jedoch gelang es Zersia, dass ich mich wieder beruhigte und allmählich freier atmen konnte.
»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, fragte ich schließlich, während ich mich aufsetzte und die Umarmung löste.
»Das kann auch noch warten.« Zersia schmetterte meine Frage ab. Jedoch konnte sie nicht verhindern, zu erröten.
Dankbar für die Ablenkung wollte ich sie nicht so leicht davonkommen lassen. »Hat es mit dem jungen Mann zu tun, den du täglich triffst?« Mein Ton war gespielt beiläufig und verfehlte seine Wirkung nicht im Geringsten.
»Wer hat dir davon erzählt?« Zersia war empört.
»Jira. Also stimmt es, dass du einen Verehrer
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