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Sturmbringerin

Sturmbringerin

Titel: Sturmbringerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Kullick
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die Fesseln der Frau mit einem ihrer Dolche auf und befreite sie von dem Knebel. In dem schummrigen Licht konnte ich es nicht genau erkennen, doch musste sie in etwa in demselben Alter wie Ayasha und ich sein. Sie zitterte unkontrolliert und starrte uns aus großen, tränenverschmierten Augen an.
    »Du musst vor uns keine Angst haben. Wir werden dir nichts tun und der Bär da draußen auch nicht. Er ist ein Mensch, ein Formwandler, dir droht keine Gefahr von ihm.«
    Mit bebenden Lippen hing ihr Blick an Ayasha.
    »Wie heißt du?«, fragte ich sanft.
    »Ri- Rikku«, stotterte sie unsicher.
    »Hallo Rikku. Ich heiße Gianna und das ist Ayasha. Wir befreien dich, die Turonter sind tot und können dir nichts mehr anhaben.«
    Meine Worte schienen ihr immerhin ein wenig ihrer Anspannung zu nehmen. »Was macht ihr hier?« Mit zittrigen Fingern strich sich Rikku die zerzausten Haare hinter die Ohren und sah neugierig von mir zu Ayasha.
    »Wir gehören der Widerstandsbewegung gegen Turont an und haben ihr Lager angegriffen, um ihren Vormarsch in den Süden zu sabotieren.«
    Gedankenverloren rieb sich Rikku die Handgelenke. Erst jetzt entdeckte ich, dass die Fesseln sich tief in ihre Haut gegraben hatten und ihre Gelenke wund und blutig waren.
    »Warum warst du hier gefangen?«, fragte ich angespannt.
    »Einige Soldaten hatten mich unterwegs aufgegriffen und mit hierher genommen. Ich glaube, sie wollten mich in ihrem nächsten Stützpunkt abgeben, da sie niemanden entbehren wollten, der mich hier wegbrachte.«
    Ayasha wollte gerade etwas erwidern, als hinter uns etwas raschelte. Leandra kam herein und sah von einem zum anderen.
    »Wohin glaubst du, wollten sie dich bringen?« Ayasha hatte sich schnell wieder gefangen.
    Rikku zuckte mit den Schultern, woraufhin sie das Gesicht verzog. Sie musste stundenlang in dieser Haltung zugebracht haben. »Wahrscheinich weiter nach Norden. So wie all die anderen.«
    »Das bedeutet, du verfügst über eine magische Begabung?« Leandra trat näher heran und musterte Rikku mit neuerwachtem Interesse.
    »Ebenso wie ihr drei.«
    Verblüfft sah ich zu Ayasha. Sie schien ebenfalls überrascht zu sein.
    »Woher willst du das wissen?« Leandra war gewohnt skeptisch.
    Rikku starrte unbeholfen zu Boden. »Ich kann es fühlen. Das ist meine Fähigkeit, auch wenn ich nicht sagen kann über welche Form der Magie ihr verfügt.«
    »Du befindest dich weitab von deiner Heimat«, stellte Ayasha fest.
    Rikku schnaubte ungehalten. »Wir haben keine Heimat mehr. Sie lag viel zu nah an Turont. Wer frei bleiben wollte, musste schon vor langer Zeit fliehen. Seitdem lebt mein Clan verstreut und vereinsamt auf dem ganzen Kontinent verteilt.«
    »Wenn du möchtest, kannst du mit uns kommen. In unserem Lager kannst du dich erholen und dich uns anschließen.« Leandra schenkte Rikku ein freundliches Lächeln. Demnach musste sie die Wahrheit sagen.
    »Ich kann nicht kämpfen.«
    »Das musst du auch nicht«, erklärte Ayasha. »Wir machen uns auf viele Arten nützlich. Kampf gehört nicht zwingend dazu.«
    Rikku ließ sich unsere Worte durch den Kopf gehen. Schließlich traf sie eine Entscheidung. »Ich komme mit euch, wenn ich es diesen Mistkerlen so heimzahlen kann.«
    Mit wackligen Beinen stand sie auf und musste sich an dem Pfahl hinter sich festhalten, um nicht zu stürzen. Erst jetzt entdeckte ich, dass ihr Rock zerrissen und fleckig war. Das, was von ihrem Kleid übrig war, bedeckte Rikku kaum noch. Blut lief ihren nackten Oberschenkel entlang.
    Ayasha begriff als erste und umfasste vorsichtig Rikkus Taille. »Du musst nicht laufen. Wir setzen dich auf einen der Karren und sobald wir angekommen sind, wird man nach dir sehen. Bei uns sind Heiler, die dich umgehend versorgen werden.«
    Eilig öffnete Leandra die Brosche ihres Umhangs und wickelte ihn Rikku fürsorglich um die Schultern. »Bei uns wird man dir so etwas nicht antun. Du bist wieder frei«, sagte sie sanft.
    Rikku lehnte sich an Ayasha und begann herzerweichend zu weinen. Betroffen schaute ich zu Leandra herüber. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was die vielen Soldaten mit ihr gemacht hatten. Die Schändungen müssen schrecklich gewesen sein, so heftig wie sie erneut zitterte.
    Ich bekam eine Gänsehaut, als ich Rikku noch einmal verstohlen musterte und mir immer neue Verletzungen auffielen, die mir durch das schlechte Licht auf den ersten Blick entfallen waren. Ich wollte lieber nicht wissen, wie schlimm es in ihrem Innern aussah. Zersia hätte

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