Sturmbringerin
hast?«
»Ja«, gestand Zersia kleinlaut. Unsicher kneteten Zersias Hände den Stoff ihrer Rockfalten und sie vermied es, mich anzusehen.
»Was wolltest du mich fragen?«
Zersia antwortete nicht, also bohrte ich weiter. »Gerade eben habe ich dir so viel von mir erzählt. Da ist es nur gerecht, wenn du jetzt ebenfalls damit herausrückst. Ich vermute, du brauchst einen Rat in einer Liebesangelegenheit?«
Ihr Gesicht hatte inzwischen den Farbton eines vollreifen Apfels angenommen. »Quentin hat mich gefragt, ob ich nicht aus dem gemeinsamen Zelt mit Jira ausziehen möchte, um stattdessen bei ihm einzuziehen.«
»Wie lange kennt ihr euch schon?«
»An unserem zweiten Tag im Lager habe ich seine gebrochene Hand geheilt, seitdem haben wir uns jeden Tag gesehen.«
Ich stieß einen anerkennenden Pfiff aus. »Er hat es ganz schön eilig.«
»Gianna!« Zersias Gesicht wurde noch dunkler und ich musste laut lachen.
»Bitte entschuldige«, sagte ich, sobald ich wieder Luft bekam. »Möchtest du denn zu ihm ziehen?«
Zersia überlegte nur einen kurzen Augenblick. »Ja.«
»Dann glaubst du, er könnte der Richtige für dich sein?«
»Wahrscheinlich ist es viel zu früh, um das sagen zu können, aber wenn Quentin mich küsst, fühlt es sich so an. So etwas habe ich noch nie gespürt.« Zersia schaute verträumt in die Luft.
»Du bist bis über beide Ohren verliebt.«
»Ist das so offensichtlich?«
»Oh ja.«
Mein Grinsen war ansteckend und Zersia strahlte über das ganze Gesicht. »Wenn er mich immerzu so nah bei sich haben möchte, dann muss es ihm doch ebenso ergehen, meinst du nicht auch?« Erwartungsvoll ersehnte Zersia meine Antwort.
»Dessen kannst du dir sicher sein, sonst hätte er dich nicht so schnell gefragt.«
»Dann soll ich es tun?«
»Wenn es das ist, was dein Herz dir rät. Das Leben ist zu kurz, um es nicht mit den Menschen zu verbringen, die wir lieben.«
Zersia rang unschlüssig die Hände. »Aber was ist mit Jira? Ich weiß nicht, ob ich ihn alleinlassen kann.«
»Aber das tust du doch nicht. Ihr seht euch jeden Tag bei der Arbeit. Außerdem ist er in einem Alter, in dem er zu sich selbst finden muss und dabei ist, erwachsen zu werden. Vermutlich ist es für ihn sogar einfacher, wenn seine große Schwester ihn dabei nicht die ganze Zeit bemuttert, sondern ihm ebenfalls etwas Freiraum lässt.«
»Glaubst du wirklich, er würde das verstehen?« Hoffnung leuchtete in Zersias Augen.
»Ich denke schon. Es wird ihm helfen, Dinge selbstständig zu entscheiden. Außerdem wird ihm hier so schnell nichts zustoßen.«
Zersia nickte begeistert. »Ich werde ihn fragen, was er davon hält. Ihm scheint die Umgebung hier besser zu tun als ich noch vor kurzem hätte glauben können.«
Mühsam streckte ich die Glieder. Mein linker Fuß war vom langen Sitzen eingeschlafen und machte sich nun kribbelnd bemerkbar.
»Hast du auch heute eine Verabredung mit Quentin?«, fragte ich neckend.
»Ja, er müsste mich bald abholen.«
Langsam stand ich auf. »Dann will ich nicht dafür verantwortlich sein, dass er dich lange suchen muss. Ich wollte mich ohnehin noch etwas schlafen legen, da ich wohl erst in den Morgenstunden zurück sein werde.«
Auch Zersia stand auf und umarmte mich. »Danke für deinen Rat. Pass nachher gut auf dich auf und komm heil zurück.«
»Das werde ich gewiss. Wie du weißt, wird mein Leibwächter nicht von meiner Seite weichen. Was soll mir da schon geschehen können?«
Zersia kicherte und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück. Bei der Krankenstation verabschiedete ich mich von ihr und ging allein zu meinem Zelt. Inzwischen sollte Van von der Besprechung mit Jase ebenfalls zurück sein und auf mich warten. Ob ich wohl dazu käme auch zu schlafen?
Zwar hatte Zersia mir dieses Mal nicht sagen können, dass ich ein Kind unterm Herzen trug, doch vertraute ich ihrer Einschätzung. Sie half mir dabei nicht die Hoffnung zu verlieren und zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.
Wir waren noch vor Einsetzen der Dämmerung aufgebrochen und mittlerweile seit ein paar Stunden unterwegs. Die Sonne ging unter noch während wir uns im Wald befanden. Im Mondlicht schlichen wir nun über verlassene Felder. Kaj und Jase gingen voran, Ayasha und Van befanden sich an meiner Seite. Wir fünf bildeten die Vorhut unserer Truppe.
Es waren fast zweihundert Kämpfer, die geführt von Leandra etwa hundert Schritte hinter uns blieben.
»Wie weit ist es noch?«
»Wir sollten das Lager in etwa
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