Sturmflut: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
nichts, nicht einmal einen Strafzettel wegen Falschparkens.«
»Kein Wunder, sie hat ja auch kein Auto«, erwiderte Suna grinsend, wurde jedoch schnell wieder ernst. »Aber du hast recht, das ist schon bemerkenswert. Dann hat sie es vielleicht tatsächlich geschafft, völlig neu anzufangen. Das packen nicht viele. Ich möchte allerdings wissen, ob Fenja von ihrer Vergangenheit weiß. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an ihrer Stelle so jemanden eingestellt hätte.«
»Frag sie doch einfach«, schlug Kobo vor.
»Super Idee«, antwortete Suna mit ironischem Unterton in der Stimme. »Und wenn sie nichts davon wusste, hat sich das mit dem neuen Anfang von Carolin wahrscheinlich ganz schnell wieder erledigt. Nee, ich denke, ich werde lieber Carolin direkt darauf ansprechen, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme. Aber zum anderen Thema: Hast du rausgefunden, woher dieser fiese Anruf kam, den Fenja erhalten hat?«
»Jep. Und das war gar nicht so einfach, wie es sich vielleicht anhört.« Kobo machte eine Pause und genoss merklich seinen Triumph.«
»Also?«, drängte Suna ungeduldig.
»Der Anruf kam nicht von einem normalen Telefonanschluss, sondern von einem Computer. Deshalb hatte ich zuerst nur eine IP-Adresse. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich damit nichts anfangen könnte. Also hab ich inzwischen sowohl den Namen als auch die Adresse von deinem Bösewicht. Und jetzt wird es interessant.«
»Du machst mich echt fertig. Jetzt spann mich doch nicht auf die Folter«, stöhnte Suna genervt, als Kobo schon wieder eine bedeutungsvolle Pause einlegte.
»Nicht so eilig.« Kobos Stimme war deutlich anzuhören, dass er am Feixen war. »Was ich noch fragen wollte: Gilt eigentlich für die Telefongespräche mit dir mein normaler Stundenlohn?«
»Nicht, wenn du sie künstlich in die Länge ziehst«, knurrte Suna. »Dann berechne ich dir meinerseits meinen Stundentarif, und das kommt gar nicht gut für dich, glaube es mir.«
Kobo lachte laut auf. »Okay, dann mache ich es lieber ganz kurz. Der Anruf kam ebenfalls aus Westerland, und zwar direkt aus dem Nachbarhaus des Hynsteblom. Und die IP-Adresse konnte ich einem Kristian Petersen zuordnen.«
*
»Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Fenja erstaunt, als Suna aus dem Hinterzimmer zurück in den Verkaufsraum des Hynsteblom kam. Offensichtlich war der Privatermittlerin deutlich anzumerken, dass ihr die letzte Nachricht ziemlich zugesetzt hatte. Den Fotografen hatte sie überhaupt nicht auf der Rechnung gehabt.
Sie lächelte ihre Klientin an. »Alles gut. Ich habe nur gerade erfahren, wer für den Anruf mit Marks Stimme verantwortlich ist. Das muss ich erst mal verdauen.«
Schlagartig veränderte sich Fenjas Gesichtsausdruck. Ihr Lächeln erstarb und in ihren Augen zeigte sich Angst.
»Wer?«, fragte sie heiser.
»So, wie es aussieht, kam der Anruf vom Laden nebenan, von Kristian Petersen.«
Fenja starrte sie mit offenem Mund an. »Kristian?«, wiederholte sie verständnislos. »Warum?«
»Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich hatte gehofft, du könntest mir das sagen. Habt ihr irgendwelchen Ärger gehabt? Oder hat er sich mal für deinen Laden interessiert? Will er dich vielleicht hier raushaben, damit er sein eigenes Geschäft vergrößern kann?«
Ein paar Minuten starrte Fenja wie abwesend auf den Boden vor sich. »Nein. Nichts davon«, antwortete sie schließlich. Ihre Stimme klang ratlos. »Zumindest nicht, dass ich wüsste.«
»Oder weißt du, ob er irgendetwas mit Daniels Bruder zu tun hat?«, versuchte es Suna weiter. »Soweit ich weiß, hat er ihm bestätigt, dass er Sébastien letztes Jahr hier in Westerland mal gesehen hat.«
Während Fenja sie weiter anstarrte, wurde ihre Miene immer verzweifelter. »Ja, ich weiß, das hat Daniel uns ja erzählt. Aber mehr weiß ich darüber auch nicht.« Inzwischen liefen Tränen über ihr Gesicht. »Ich verstehe nicht, warum er so etwas macht. Wir sind schon so lange befreundet. Ich habe ihm doch gar nichts getan. Und ich verstehe auch nicht, wo Carolin bleibt. Sie ist noch nie einfach weggeblieben, ohne mir Bescheid zu sagen.«
»Sie kommt bestimmt gleich. Vielleicht hat sie einfach nur verschlafen«, warf Suna beruhigend ein, obwohl sie selbst nicht so ganz daran glaubte. Nach dem, was Kobo ihr vorher erzählt hatte, wollte Suna es nicht ausschließen, dass Carolin doch in irgendeiner Weise in den Fall verwickelt war und sich aus dem Staub gemacht hatte.
»Ich habe aber schon bei ihr zuhause
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