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Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
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welche Gene für die Heilkraft und für die Verwandlung verantwortlich sind, sichert uns das weit mehr als den Nobelpreis. Diese Sache bringt uns in die höchsten Ebenen der Wissenschaftswelt. Wie sieht es mit der Hautprobe aus?“
    „Menschliche Zellstruktur. Aber es finden sich keinerlei Haare auf der Haut. Sie ist völlig porenlos und dünn wie Amphibienhaut.“
    Ruth drehte sich zu mir um. Im kalten Licht des Bildschirms wirkte ihr Gesicht gespenstischer als je zuvor. „Unser Freund hat mehr Geheimnisse, als ich zu hoffen wagte. Wer weiß, vielleicht verbirgt sich in seinem Metabolismus gar das Geheimnis der Unsterblichkeit.“
    „Die Verwandlung“, überlegte Aaron. „Möglicherweise funktioniert sie zugleich als Generalüberholung. Aber das halte ich für unwahrscheinlich.“
    „Ich nicht.“ Ruth strahlte wie ein Kind, das ein fantastisches Geheimnis hütete. „Unsere Zellen begehen systematisch Selbstmord. Wir besitzen zwar die Fähigkeit zur Erneuerung, aber es ist so, als kopiere man die Kopie einer Kopie einer Kopie.“
    „Mit jeder Erneuerung werden wir blasser. Älter. Faltiger. Kränker. Das ist ein Naturgesetz.“
    „Mag sein. Aber bei ihm könnten sich ganz neue Naturgesetze offenbaren. Vielleicht erneuert er sich mit jeder Verwandlung, und zwar ohne Qualitätsverlust. Ergo auch ohne Abnutzungserscheinungen.“
    „Was macht dich so hoffnungsvoll?“
    Ruth legte die Hände zum Spitzdach zusammen und legte sie an ihr Kinn. Ihr verschlagener Blick wanderte über meinen Körper. „Unser Freund redete heute Morgen im Schlaf. Ich stellte ihm ein paar Fragen, und er antwortete darauf.“
    Aarons Augen weiteten sich. „So?“
    „Ich fragte ihn, wann er geboren wurde, und er antwortete: Irgendwann Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Vielleicht auch Ende des achtzehnten.“
    Jetzt entgleisten Aarons Gesichtszüge. Der Gram darin verschwand und überließ einem gierigen Eifer das Feld. „Großer Gott. Wenn das wahr ist, dann …“
    „Es überträfe unsere größten Hoffnungen“, kam ihm Ruth zuvor. „Unsterblichkeit, Aaron. Unbegrenzte Erneuerung, ohne unerwünschte Nebeneffekte wie Alterung. Das ist die größte Sehnsucht der Menschen. Ewige Jugend.“
    „Ich … oh verdammt.“
    Ruth rutschte auf seinen Schoß. Sie küsste ihn, streichelte sein Gesicht und wischte ihm die Haarsträhnen aus der Stirn. „Morgen gehen wir in die zweite Testreihe, mein Lieber.“ Ihr Unterleib rieb sich an seinem. Ich roch Aarons Erregung. Es war ein Aroma, das sich wie ein Messer in meinen Bauch wühlte. „Wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, sind wir bald bereit für den Schritt an die Öffentlichkeit. Aber wir müssen uns ranhalten. Und wir müssen ihn irgendwie dazu kriegen, sich zu verwandeln.“
    „Und das schaffen wir wie?“
    „Keine Ahnung. Früher oder später muss er sich verwandeln, nehme ich an. Ansonsten bliebe noch LSD.“
    „Du willst ihn auf einen Drogentrip schicken?“
    „Hast du eine bessere Idee?“
    „Nein.“ Aaron räkelte sich unter Ruths Berührungen und vermied es, mich anzusehen. „Aber was ist, wenn wir ihn der Öffentlichkeit vorstellen? Die werden ihn für den Rest seines Lebens einsperren und als Laborratte missbrauchen.“
    „Stimmt.“ Ruth bedeckte seinen Hals mit Küssen. Aaron seufzte und stöhnte. Sein aufbegehrender Wille vertrocknete so schnell wie ein Wassertropfen in sengender Sonne. „Weiß du was? Wir bringen ihn zurück auf seine Insel und vergessen das Ganze. Kein Ruhm, keine Ehre. Wir machen einfach so weiter wie vorher und haken das Ganze an Fantasie ab. Einverstanden?“
    Aaron seufzte ein paar Mal, ohne zu antworten.
    „Ich seh’s dir doch an der Nase an“, schlussfolgerte Ruth. „Du bist genauso besessen wie ich. Außerdem musst du es mal so sehen. Heutzutage gibt es keinen Platz mehr für Wesen wie ihn. Wären wir nicht gekommen, hätte ihn sich ein anderer geschnappt. Oder die Fischer hätten ihm ein paar Kugeln reingejagt und seinen ausgestopften Kadaver in ihre Hafenkneipe verfrachtet.“
    „Es ist nicht richtig.“
    „Darin gebe ich dir recht. Aber wir haben dummerweise keine Wahl. Und jetzt müssen wir uns ranhalten. Die Zeit läuft uns davon.“
    Ich schloss die Augen, Stille kehrte ein. Eine Stille, durchdrungen vom Klackern der Tasten und dem Ticken und Summen der Geräte, die um das Bett herumstanden.
    Ich zog an den Fesseln meiner Hände. Die Seile knirschten leise, rissen aber nicht. Ohne das Fell würde ich, bedachte ich

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