Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
Vom Netzwerk:
in seinen Bart, ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Schlechtes Gewissen rumorte in meinem Bauch. Louan hatte die Orcas zu Muffy geschickt, um mehr Zeit herauszuschinden. Ein befremdlicher Gedanke. Es hatte nie in meiner Absicht gelegen, dem alten Mann Ärger einzubrocken. Blieb nur zu hoffen, dass mein Vater ihm schnell verzieh.
    Louan …
    Stumm flüsterte ich seinen Namen in mich hinein. Meine Lippen brannten noch immer von unserem Kuss. Jeder Teil meines Körpers, den er berührt hatte, war bis zur Schmerzgrenze empfindsam. So fühlte es sich also an. Der berühmte Taumel des Glücks. Das schwerelose Verliebtsein. Nur war es in diesem Fall komplizierter. Mir war klar, dass über meinen Gefühlen für Louan ein Schatten lag. Sie brachten etwas mit sich, das unkontrollierbar war. Es fühlte sich an wie die unheilschwangere Stille im Auge eines Hurrikans.
    Um ein Haar hätte ich in der Ruine etwas sehr Dummes getan.
    Im Nachhinein erschreckte es mich, denn ich wusste nicht, ob ich es in letzter Sekunde hätte verhindern können, wäre MacMuffin nicht aufgetaucht. Louans Nähe, seine Berührungen, sein Zauber … all das hatte mir den Verstand geraubt.
    Es durfte nicht wieder passieren. Nicht auf solche unüberlegte Weise.
    „Du hast mich enttäuscht, Mari. Ich hoffe, dass ist dir klar.“
    Ich presste stumm die Lippen aufeinander.
    „Aber die meiste Schuld hatte MacMuffin“, fuhr er fort. „Was fällt ihm bloß ein, dich so lange allein auf der Insel zu lassen? Im Dunkeln. Es hätte weiß Gott was passieren können.“
    Mein Vater packte mich an den Schultern, beugte sich vor und sah mir fest in die Augen. „Mari, hatte ich recht mit den Orcas. Hat dieser Junge sie …“
    Er konnte es nicht aussprechen. Weil es noch immer zu fantastisch war.
    „Ja. Aber er hat es nur getan, weil er einsam ist. Er wollte nur mit mir reden, nichts weiter.“
    „Du kennst ihn nicht, Mari. Du kannst ihn gar nicht kennen.“
    „Das können wir ändern. Ich habe ihn für morgen Abend zu uns eingeladen. Bitte hör dir seine Geschichte an. Stelle ihm alle Fragen, die dir auf der Zunge brennen. Lerne ihn kennen. Zusammen mit mir.“
    Wir sind nackt im Meer geschwommen , fügte ich in Gedanken hinzu. Ich saß auf einem Orca und bin auf ihm durch die Wellen geritten. Ich lag auf einer Sandbank mitten im Meer und habe mich so lebendig gefühlt, wie noch nie zuvor.
    Dads Misstrauen dominierte seine gesamte Miene. Für ihn war Louan ein unberechenbarer Faktor. Ein gewöhnlicher Menschenjunge wäre schlimm genug gewesen, doch ein Wesen, das keinen normalsterblichen Regeln unterworfen war, stürzte ihn in einen Abgrund aus Zweifel und Argwohn. Er hatte nicht stundenlang mit Louan geredet. Er hatte nicht gespürt, welch wunderbares Wesen in ihm steckte. Aber wenn alles gut ging, würde er es morgen Abend erfahren.
    „Gib ihm eine Chance“, flehte ich ihn an. „Auch wenn er kein Mensch ist.“
    „Um Himmels willen. Kann bei uns denn nichts normal verlaufen?“
    „Anscheinend nicht. Ach ja, da ist noch was. Könntest du mir Kleider raussuchen? Irgendwas von früher, als du noch schlank warst? Er hat nichts anzuziehen außer seinem Fell. Und du willst doch nicht, dass er nackt bei uns am Tisch sitzt.“
    Wieder schweiften meine Gedanken ab. Furchtlos hatte ich Louans Körper erforscht, als wäre die schüchterne Mari nicht mehr existent.
    Und er hatte sich so gut angefühlt. Noch immer fühlte ich die Bewegungen seiner Sehnen und Muskeln unter meinen Fingern. Ich hatte ihn berührt, so wie er mich berührt hatte, und im Nachhinein war der Zauber unseres Beisammenseins noch unwirklicher. Würden wir in der kommenden Nacht fortsetzen, was wir unterbrochen hatten? Ich wusste, dass er sich davor fürchtete. Die Angst vor dem Verlust sprach aus jedem seiner Blicke. Hoffentlich, und darum betete ich inständig, saß sie nicht tief genug, um unheilbar zu sein.
    Während meine Gesichtsfarbe sich verdunkelte, erbleichte Dad um mehrere Facetten.
    „Also gut“, murmelte er. „Ich schau mal, ob ich was finde.“
    „Am besten Jeans und T-Shirt. In schwarz oder blau.“
    „Weiß MacMuffin Bescheid?“
    „Nein. Aber Louan ist für seine Glückssträhne verantwortlich. Er hat ihm die Fische ins Netz getrieben. Ihm ist es zu verdanken, dass unser Freund jetzt schuldenfrei ist. Du solltest ihm vertrauen. Er ist um vieles besser als die meisten Menschen.“
    „Vielleicht.“ Er zwang sich zu einem gequälten Lächeln. „Ich hoffe es

Weitere Kostenlose Bücher