Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmherz

Sturmherz

Titel: Sturmherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauß
Vom Netzwerk:
näher an der Brandung gewesen, hätte er mich erwischt.
    Keine fünf Schritte neben mir lag Raer. Schwer atmend und aus den Wunden blutend, die ich ihm zugefügt hatte, um sein Leben zu retten.
    Der Orca, der sich auf den Strand geworfen hatte, gab die Jagd auf. Er warf seinen gewaltigen Körper hin und her, rutschte in das Wasser und kehrte in die dunkle Tiefe zurück.
    Wir waren gerettet.
    Meine menschliche Seite wühlte sich an die Oberfläche. Sie durchbrach das Fell, streifte es von ihrem Körper und entledigte sich des Tieres. Nach Atem ringend lag ich im Sand, neben mir die blutige Haut. Der Takt meines Herzens war wie eine Trommel, die ihren Rhythmus verloren hatte. Ich musste Mari retten. Ganz gleich wie. Zur Not würde ich Raer töten, um sie zu schützen.
    Taumelnd kam ich auf die Beine. Erregung brannte wie Feuer in meinen Adern. Nie fühlte sich das Leben intensiver an, als nach einer gelungenen Flucht vor dem Tod. Auch Raer nahm seine Menschengestalt an, und als er sich vor mir anspannte, ein mordlüsternes Glitzern im Blick, wusste ich, dass unser gemeinsames Überleben nichts verändert hatte.
    „Nur, damit du nicht wegschwimmen kannst.“ Er schnappte sich beide Felle und warf sie mit kraftvollem Schwung ins Wasser. Mir wurde klar, was er vorhatte, und so sandte ich einen schnellen, lautlosen Ruf aus, der hoffentlich von einem der Seehunde in der Nähe empfangen wurde.
    Bringt mein Fell in Sicherheit.
    Kaum war der Gedanke verklungen, griff Raer an. Ich wich der Attacke mit einer schnellen Bewegung aus, ließ ihn ins Leere taumeln und versetzte ihm einen Tritt in den Rücken. Kaum hatte er sich wieder aufgerappelt, folgte ein zweiter Angriff, dann ein dritter, vierter, fünfter. Jeder geschah so schnell wie das Zustoßen einer Schlange. Ich nutzte meine Schnelligkeit, wich Raers immer wilderen Zugriffen ein ums andere Mal aus, während er tobte und geiferte. Immer schneller wurden seine Hiebe und Schläge, immer zorniger ging er auf mich los. Doch seine Kräfte ließen nach. Wenn Ruth und Aaron mich noch nicht verfolgten, würde spätestens Raers Gebrüll sie hierherlocken. Ich duckte mich, sprang vor und zurück, ließ die Wut meines Gegners für mich arbeiten.
    Bis ich einen Wimpernschlag zu langsam war.
    Hart krachte Raers Faust gegen meine Schläfe. Plötzlich lag ich am Boden und japste nach Luft. Schmerzblitze zuckten durch meinen Kopf, mein Blick verschwamm, Felsen und Wolken tanzten wie Strudel um mich herum. Und doch reagierte mein Körper weiterhin, trat instinktiv zu, erwischte Raers Beine und brachte ihn zu Fall. Einen kurzen Moment lang blieb mir Zeit, um Atem zu holen. Ich blinzelte ein paar Mal, bis sich der Schleier vor meinen Augen auflöste, versuchte aufzustehen und kippte schwindelnd zur Seite.
    Wieder stürzte sich Raer auf mich. Ich nutzte die Energie seines Angriffs, stemmte meine Beine in seinen Bauch und hebelte ihn über mich hinweg. Hart krachte er hinter mir in den Sand.
    „Gib auf“, keuchte ich. „Ich will dir nicht wehtun.“
    „Aber ich dir.“ Raer bleckte die Zähne, als ich mich auf ihn schob und an den Schultern packte. „Du hast mir Ciara damals weggenommen, also nehme ich dir heute deine Liebe weg.“
    „Ciara hat dir nie gehört. Sie gehörte nur sich selbst.“
    Ein zorniger Schrei, ein blitzschneller Schlag, und ich wurde zurückgestoßen. Mit einem katzenhaften Sprung kam Raer auf die Beine, griff nach einem Treibholzast und schwang ihn wie einen Kampfstock durch die Luft. Im letzten Augenblick gelang es mir, auf die Beine zu kommen. Ich stolperte drei Schritte zur Seite, fiel auf die Knie, hörte den Ast auf den Boden krachen und spürte den kalten Luftzug des Schlages an meinem Rücken.
    Die Gewissheit, dass er mich umbringen und Mari gewaltsam nehmen würde, verlieh mir neue Kraft. Ich griff nach einem Treibholzast, der rechts von mir lag, sprang auf und fing Raers Schlag in letzter Sekunde ab. Schallend krachte das Holz aufeinander.
    Mein Gegner holte zu einem weiteren Angriff aus. Wieder parierte ich den Schlag, der meinem Kopf gegolten hatte, kurz darauf einen weiteren gegen meine Beine. Wir umkreisten uns, griffen an, wichen aus und schlugen aufeinander ein, bis unser Kampf einem brutalen Tanz glich, in dem sich Kraft und Schnelligkeit gegeneinander aufhoben und keinem einen Vorteil oder Nachteil ließen.
    Ich musste ihn töten. Es führte kein Weg daran vorbei.
    Meine Gedanken fixierten sich ganz und gar auf Raer. Ich ignorierte den Schmerz in

Weitere Kostenlose Bücher