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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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einer Wand aus Wasserdampf.
    Am Rand der Halle führte Loraccin sie eine knarzende Treppe hinauf, die unermüdlich von Kobolden trocken gewischt wurde. Loraccin trat mit den Füßen nach ihnen, und die grün-gelb leuchtenden Geisterwesen stoben in alle Richtungen davon, nur um ihre Arbeit gleich wieder aufzunehmen.
    Über der Treppe zogen Kobolde eine Schiebetür aus bemalter Seide auf, sodass Loraccin und die Gefährten einen hohen Marmorgang betreten konnten. Es war finster bis auf eine dämmrig flimmernde Leuchtkugel an der Decke. Kobolde, die den Zwerg erkannten, öffneten mit vereinten Kräften eine massive Flügeltür am Ende des Ganges. Grollend schabte Stein auf Stein. Die Tür war dicker als Hels Oberarm.
    Der Raum dahinter unterschied sich so sehr von der Badehalle, dass er zu einem anderen Haus zu gehören schien. Selbst die Luft war plötzlich trocken und kühl. Wertvolle Teppiche bedeckten Boden und Wände. Obwohl der Raum groß und voller Winkel war, gab es keinen leeren Fleck: Prachtvolle Liegen, Sofas und Sessel standen dicht gedrängt, dazwischen Tischchen aus edlem Holz und Marmor, hohe Standpfeifen und Vasen, Statuen und altertümliche Kerzenständer. Alles in allem wirkte das Zimmer eher wie ein Ausstellungsraum.
    Es gab keine Fenster. Das ganze Licht kam aus silbernen Käfigen an der Decke, denn über ihnen schwirrten gefangene Geisterwesen. Pixies, Kobolde, sogar Gnome in allen Farbnuancen tummelten sich in ihren engen Gefängnissen. Das Gequietsche und Flügelschlagen klang, gedämpft von den Teppichen, wie das panische Rauschen eines Waldbrands. Mit offenem Mund starrte Hel empor.
    »Nichts darf angefasst werden, bitte«, schnurrte Loraccin und lächelte so unecht, dass Hel sich fragte, warum er sich überhaupt die Mühe machte. Flink wie ein Dachs schob er sich zwischen den Möbeln hindurch auf eine Flügeltür zu, hinter der ein ganz ähnlicher, fensterloser Raum voller erwählter Kunstgegenstände und noch mehr Käfigen mit Geisterwesen lag. Hel sah sich fassungslos um. Auf den größten Märkten Har’punaptras hatte sie nie so viele gefangene Geisterwesen auf einmal gesehen.
    Loraccin winkte die Gefährten an eine zweite Tür und schob feierlich die Flügel auf, um sich sogleich zu verneigen.
    »Herrin, hier sind die ehrwürdigen Herrschaften aus Aradon!« Er trat zur Seite, um die Gefährten mit einer weit ausgeholten Geste zum Eintreten aufzufordern.
    Auch hier standen edle Möbel, doch sie waren an die Wände geschoben, nur ein riesiger Teppich bedeckte die Mitte des Raumes. Vor ihnen saß auf einem Diwan mit hoher Lehne, umgeben von Silberkäfigen und geschnitzten Truhen, die Besitzerin des Badehauses: Kombasa.
    In der Welt der Gesetzlosen, die zu allen Zeiten neben der Welt von Recht und Ordnung existierte wie ihr längerer Schatten, hatte Kombasa unter vielen Namen Berühmtheit erlangt, und die wenigsten wussten, dass all die schillernden Figuren, die sie im Leben bereits verkörpert hatte, von ein und derselben Frau gespielt worden waren.
    Kombasa war weit über sechzig Jahre alt. Sie war oftmals gestorben und ebenso oft mit neuem Namen auferstanden.
    Sie kam in einem Freudenhaus an der südlichen Küste des Königreichs Nordun zur Welt, das durch Silbervorkommen im Boden reich geworden war. Hier, wo sich Großhändler, Schmuggler und Glücksritter aller Länder zusammenfanden, lagen sich Armut und Ausschweifung in den Armen. Kombasas Mutter war eine halbisische Kurtisane, deren Mutter wiederum, eine Vollblütige des Isenvolks, zu einer Zeit ins Land der Menschen gekommen war, als Isen noch eine Kuriosität für Theatertruppen, Privatarmeen und Hurenhäuser gewesen waren. Kombasas Mutter war in Letzterem aufgewachsen und das geworden, was aus fast allen Töchtern dieser Häuser wird; auch Kombasa verlebte ihre Kindheit in jener wackeligen Spelunke am Hafen, zwischen deren schäbigem Prunk von Vergnügungssucht und Tod, Puder und Fischgestank, Gewalt und bezahlter Liebe sie geboren worden war. Ihre Mutter nannte sie Zhaba – in der Isensprache eine mehr oder weniger liebevolle Bezeichnung für einen Quälgeist –, alle anderen riefen sie Krähe, denn Kinder solcher Häuser hatten oft die Aufgabe, Gäste für ihre Mütter laut krakeelend auf der Straße aufzulesen.
    Schon damals war der Frieden zwischen Menschen und Isen brüchig, von denen immer mehr die Inseln verließen, angelockt durch die Verheißungen eines bequemen Lebens in der magischen Zivilisation. Die Anfeindungen

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