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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Richtung?«, rief Olowain zu ihr herüber. »Sind wir richtig?«
    »Ja«, erwiderte sie, ohne nachzudenken. Ihr war in diesem Moment völlig egal, ob sie Karat noch auf der Spur waren oder nicht. Aber die Ahnung, dass sie ihm folgten, lebte stumm in ihr weiter. Wen auch immer sie in ihren Träumen sah – er zog nach Norden. Immer näher an die Kauenden Klippen.
    »Das Mädchen –«
    »Die Mörderin.«
    Olowain nickte Berano verständnisvoll zu. »Sie erwähnte einen Bruder. Damit kann sie nur den Dämon gemeint haben, der in Kombasas Badehaus eingefallen ist.« Olowain blickte ins Grubenfeuer hinab, das in ihrer Mitte loderte. Die Gefährten hatten ein Loch aus dem Boden gehoben, damit die Flammen nicht weit sichtbar waren in der dunklen Nacht. Jeder hielt einen Tee in den Händen und nippte daran, selbst Hel und Nova. Die Wärme des Getränks entschädigte sie für den bitteren Geschmack. Nur Berano umschloss seit ihrer Rast den Griff seines Schwertes, als wäre seine Hand daran festgefroren. Fahrig starrte er Olowain an. Hätten sie nicht gewusst, dass seine Gedanken ganz und gar bei Relis’ Mörderin waren, hätte man fast meinen können, er wollte Olowain etwas antun. Sein Anblick war beängstigend und bemitleidenswert zugleich. Das viele Weinen hatte sein Gesicht gerötet und anschwellen lassen und es sammelten sich immer neue Tränen an den verklebten Wimpern.
    »Du hast auch einen dritten Dämon erwähnt, der in Har’punaptra war, als die anderen beiden sich begegneten«, fuhr Olowain an Hel gewandt fort. Weil sie nicht nickte, nickte er für sie. »Mit dem Dämonenmädchen, das Karat in den Wäldern erschlagen hat, macht das vier. Vier Dämonen aus dem Alten Reich.« Nachdenklich drehte er den tönernen Becher in den Händen. »Auf unsere Kriegserklärung kam nie eine Antwort aus Hellesdîm. Ich gehe davon aus, dass niemand in Hellesdîm war, um die Eilige Feder zu erhalten. Die Druiden sind nicht mehr im Tempel.« Er sah sie bedeutungsvoll an.
    »Dann sind die vier Dämonen die Druiden des Alten Reiches?«, fragte Nova.
    Olowain nickte und nahm bedächtig einen Schluck Tee. Auch Hel trank, um ihr Gesicht hinter dem Becher zu verstecken. Sie versuchte sich vorzustellen, dass Mercurin über das Alte Reich herrschte. Die Lebendigen Wälder, die Flüsse, die Kauenden Klippen – unter seiner Macht? Und die Menschen, die dort lebten … Falls sie überhaupt noch lebten, während die vier Druiden fort waren und sie nicht mehr vor dem Lebendigen Land schützten.
    Hel blickte zu Olowain auf. »Aber die Dämonen sind alle noch so jung.«
    »Du vergisst, dass sie über Magie verfügen, die ihnen womöglich erlaubt, ihr Aussehen zu verändern. Sie könnten weitaus älter sein, als sie uns erschienen sind.«
    Hel erstarrte innerlich. Erneut wurde ihr klar, dass sie nichts, rein gar nichts über Mercurin wusste.
    »Vielleicht sind sie aber auch sehr junge Nachfolger jener Druiden, die vor ihnen herrschten«, überlegte Olowain weiter. »Denn sobald einer der vier stirbt, müssen ihm seine Geschwister folgen. Sie gehen gemeinsam in den Tod, so, wie sie gemeinsam herrschten. Dann kommen vier neue Druiden an die Macht und müssen selbst Nachfolger wählen und ausbilden. Nun aber haben die Druiden beschlossen, das Tiefe Licht heraufzubeschwören und alles Leben auf der Erde auszulöschen. Welchen Zweck hätte es da, noch Nachfolger zu bestimmen? Sie sind wahrscheinlich die letzten Druiden und sie wissen es.« Olowain schien so in Gedanken versunken, dass er die verstörten Blicke von Harlem, Kelda und Arill nicht bemerkte – sie wussten ja nichts von den Totenlichtern, die die Dämonen suchten, und welches Ziel sie damit verfolgten. Nur Beranos Ausdruck blieb so unbewegt, als sei der Untergang der Welt nichts Neues mehr.
    »Ich dachte, die Dämonen … Was ist das Tiefe Licht?« Arill beäugte erst Olowain, dann Hel und Nova, die schweigend ins Feuer blickten.
    »Die Druiden wollen uns alle vernichten, indem sie das Tiefe Licht aus dem Kern der Erde heraufbeschwören«, murmelte Olowain. Er trank seinen Becher aus, lehnte sich auf die Seite und wickelte sich in seinen Umhang, bis nur noch die Spitze seines Zauberstabs und seine Nase hervorlugten. »Alles Leben wollen sie auslöschen …« Noch weiter vor sich hinmurmelnd, schlief er ein und hinterließ einen fassungslosen Arill, der zu verdattert war, um ihn mit Fragen zu bedrängen.

Die Kauenden Klippen
    I n ihren Träumen verwischten die Gesichter der Toten zu

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