Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
Arill. Er tastete nach seiner Schulter und schloss die Arme um den zuckenden Söldner. »Es tut mir leid.«
Die beiden Männer umarmten sich fest, der eine weinend, der andere ganz stumm. Hel schluckte schwer. Nun war klar, wer Beranos heimliche Liebe gewesen war.
Olowain fand seinen Stab wieder. Er hatte sich glücklicherweise unbeschädigt in einem Holunderbusch verfangen. Nur ein paar Meter weiter war eine tiefe Klamm, aus der man ihn nicht mehr hätte herausholen können.
Im schummrigen Schein des Stabes begannen sie Steine zusammenzutragen. Sie suchten alle Felsbrocken, die sie in der nahen Umgebung finden konnten. Olowain schwenkte seinen Stab und ließ ein ganzes Heer von Steinen die Böschung heraufrollen. Arill faltete Caidens Hände auf seiner Brust, strich ihm die Haare aus dem Gesicht und zog die Kleider glatt. Berano hob Relis hoch und bettete sie neben ihren toten Kameraden. Er drückte ihre Hände zusammen und strich ihr über das kurze Haar, ehe er ihre Waffen prüfte, als müsste er sie auf ein letztes Gefecht vorbereiten. Er wischte ihre Klingen ab, zog den Gürtel und die versteckten Halterungen von Stiefelmessern zurecht, dann schloss er die Haken des Wamses, knüpfte den Umhang zu und schnürte ihre Stiefel fest. Ein zittriges Seufzen entfuhr ihm, als es nichts mehr zu tun gab.
Vorsichtig nahm Arill einen Stein und legte ihn neben Relis. Berano starrte den Stein an, als bedeute er seinen Tod, doch er unternahm nichts dagegen, als Arill noch einen Felsbrocken dazulegte, dann noch einen. Die Gefährten näherten sich und halfen ihm. Schweigend bedeckten sie die beiden Toten mit Steinen. Als Relis fast darunter verschwunden war, zerrte Berano sein Feenlicht vom Hals und drückte es zwischen ihre weißen Finger.
»Das Feenlicht ist Eigentum der Magierschaft«, protestierte Olowain, doch die Blicke der Gefährten ließen ihn verstummen. Berano bedeckte die Tote mit den letzten Steinen und seinen Tränen.
Keine Nacht war Hel je so still vorgekommen wie diese. Die Welt schien in ungreifbare Ferne gerückt und das Fehlen der Verstorbenen durchdrang sie bis ins Mark. Eine Kälte lag Hel auf der Haut, die sie nicht so schnell würde abstreifen können.
Einfach so … mit einem Wimpernschlag war ihr Leben erloschen. Ohne Abschied. Dass Caiden weg war, wollte Hel nicht in den Kopf gehen. Mit seinen derben Sprüchen und seiner lockeren Art hatte er immer alles so leicht genommen – es war ihr unmöglich erschienen, dass ihm etwas Ernstes zustoßen konnte. Und Relis … ein ganz anderes Leben hätte sie noch erwartet, vielleicht ein Leben an Beranos Seite, nicht mehr nur als Kameraden … aber es war zu spät, sie hatten ihre Gefühle nicht miteinander geteilt, als noch Zeit dazu war.
Hel konnte gut nachempfinden, was in Berano vorgehen mochte. Auch ihr war das Leben eine Zukunft mit Menschen schuldig geblieben, die sie geliebt hatte. Die Erinnerung an ihre alte Mannschaft überkam sie so heftig, dass die Realität plötzlich völlig absurd schien, wie ein verzerrtes Bild hinter Wasser; das alles hier, der Wind, der unverändert durch die Schluchten fegte, das gleichgültige Rauschen der Bäume, das sorglose Tanzen der Wolken, das Ganze war so falsch. Als wäre überhaupt nichts geschehen.
Sie hielten Totenwache, bis der Morgen graute. Es gab keine Gebete, kein Trauerlied. Schweigen allein konnte ausdrücken, wie sie sich fühlten.
Sobald Licht in den östlichen Himmel schwappte, erhob sich Olowain. Kiesel knirschten unter seinen Schritten. Vor Kelda und den Wrauden blieb er stehen.
»Wir müssen weiter«, sagte er leise.
Kelda, der mit geschlossenen Augen vor der toten Wraude hockte, blieb reglos, als hätte er nicht gehört. Doch nach einer Weile schlug er die Augen auf und schwang sich auf den Rücken von einer der Wrauden.
»Meister Olowain, zu mir. Harlem, Nova und Hel, ihr reitet zusammen. Arill, Berano.« Er nickte dem Söldnerführer zu. Arill stand auf und zog Berano auf die Beine. Sie bestiegen die Wrauden, wie Kelda befohlen hatte, und die großen Katzen tauchten mit weiten Sprüngen in den Wald. Hel drehte noch einmal den Kopf, aber die beiden Steingräber und die tote Wraude waren schon hinter einem Gitter aus Baumstämmen verschwunden.
Trotz des unebenen Bodens bewegten sich die Wrauden geschmeidig wie Schatten, sprangen von Felsen zu Felsen, über kleinere Schluchten und umgestürzte Zedern hinweg. Hel musste sich am weichen Fell festklammern, um nicht abzurutschen.
»Welche
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