Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
und ein heißer Windstoß fegte über sie hinweg. Eine der Wrauden bäumte sich auf, drehte sich um sich selbst wie ein Tänzer und stürzte nieder, dass der Boden erbebte. Die anderen beiden zitterten wie festgefroren im Wind.
Kraftlos ließ Saraide die Hand sinken und taumelte rückwärts. Das Haar hing ihr wirr übers Gesicht. Dann warf sie Hel einen Blick zu, scharf wie ein Dolchstoß. Ihr schmaler Körper wiegte sich mit jedem Atemzug. Mit letzter Kraft wirbelte sie herum und floh ins Dunkel der Bäume.
»Nova! Kelda! Seid ihr …?« Erschöpft kroch Hel auf die Gefährten zu und schüttelte sie an den Schultern. Nova lag auf dem Rücken, blinzelte in den Nachthimmel und atmete schwer. Er reagierte nicht auf Hels Worte, bis sie sein Gesicht in die Hände nahm und sich über ihn beugte. Sein Blick war so trüb, dass Hel nicht sicher war, ob er sie sehen konnte.
»Nova! Hörst du mich! Geht es dir gut?« Ihre Stimme brach ab. Sie selbst fühlte sich so schwach, dass Funken vor ihren Augen tanzten.
»Heee …«, krächzte Nova. Er schloss den Mund, versuchte zu schlucken. Fahrig tastete er nach ihrer Hand und schloss die Augen.
Hel sah sich nach den anderen um. Die Gefährten begannen sich zu regen. Olowain stöhnte, konnte sich aber auf die Arme stützen und zog etwas unter dem Umhang hervor: ein faustgroßes Feenlicht an einer Silberkette. Saraides Licht hatte den Stein vollkommen aufgefüllt, während er die Attacke auf Olowain abgefangen hatte.
»Mein … mein Stab.« Er hob den Kopf und ließ ihn erschöpft sinken, als er den Zauberstab nicht entdeckte. Er war den Hang hinuntergerollt.
Auch Harlem und Kelda schienen bei Bewusstsein. Sie waren am weitesten von Saraide entfernt gewesen und kamen wankend auf die Beine. Mit bebenden Händen tastete Hel Nova ab und zog unter seinem Hemd und aus seiner Hosentasche je ein Feenlicht hervor; beide waren voll, sie hatten ihm wenigstens für eine Weile Schutz geboten.
Ein dumpfer Schrei erklang. Hel fuhr herum. Es war Berano: Die Fäuste in seinem wirren dunklen Haar vergraben, beugte er sich über Relis. Er stieß noch einen Schrei aus, mit jedem Atemzug entfuhr ihm dieser schreckliche, heisere Laut. Arill taumelte zu ihm und zog Relis auf seinen Schoß. Die Söldnerin regte sich nicht. Im matten Schein der Feenlichter, die den anderen aus den Hemden gerutscht waren, glänzten ihre offenen Augen.
Arill fuhr über ihren Körper, dann starrte er blank in die Runde. »Sie hat keins getragen.«
Ächzend streckte Berano die Hände nach ihr aus, wagte aber nicht, sie zu berühren. Arills finstere Augen füllten sich mit Tränen. Dann biss er die Zähne zusammen und legte Relis in Beranos Arme. Endlich presste er sie an sich und vergrub das Gesicht in ihrem erschlafften Nacken.
Arill drehte sich zu Caiden um. Der blonde Söldner lag reglos auf der Seite, die Hände von sich gestreckt, und hatte das Schwert noch in der Faust. Sein Feenlicht lag ein Stück weiter weg, die Kette musste gerissen sein. Arill berührte nur kurz sein Handgelenk, dann wandte er das Gesicht ab und schloss voller Schmerz die Augen.
Tödliche Stille senkte sich über die Gefährten. Nur Beranos Wimmern drang aus der Umarmung hervor, in die er die tote Söldnerin geschlossen hatte.
Die Nacht legte sich wie ein Leichentuch über sie und schluckte den Anblick der Toten. Kein Mond leuchtete vom Himmel, die Sterne blieben hinter den Wolkenschleiern wie kalte Kieselsteine.
Die Gefährten tranken. Sie tranken so viel, als hätten sie für Tage Durst gelitten, als wäre da ein inneres Feuer, das gelöscht werden musste. Auch Hel leerte ihren Wasserschlauch, bis ihr schlecht wurde. Arill versuchte Berano etwas einzuflößen, doch der Söldner hatte sein Gesicht noch immer in Relis’ Schulterbeuge vergraben und reagierte nicht. Arill redete leise auf ihn ein. Schüttelte ihn. Mit Gewalt zerrte er ihn herum.
»Komm zu dir!«, befahl Arill. »Sie ist … Berano! Lass von ihr ab!«
Berano schluchzte. Als Arill die Tote aus seinen Armen zog, schlug er nach seinem Anführer und traf ihn direkt ins Gesicht. Dumpf knirschten die Knochen. Arill schüttelte den Kopf, als könne er den Schmerz des Schlages einfach abwerfen, und brüllte:
»Sie ist tot!«
Berano stürzte sich auf ihn. Eine Weile rangen die Männer miteinander, dann erklangen zwei schallende Ohrfeigen. Berano sank zurück. Als hätte ihn alle Lebenskraft verlassen, fiel er in sich zusammen und begann zu weinen.
»Es tut mir leid«, keuchte
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