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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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dass er da war. Er war die ganze Zeit dagewesen, hatte sie befreit. Sie hörte sein feines Flüstern im Tosen der Lüfte: Halte dich fest … halte dich gut fest.
    Er wusste, wohin die Feen sie trugen. Hel ließ es geschehen. Es war richtig, wo auch immer er sie hinbrachte. So lange schon, vielleicht ihr ganzes Leben, war sie unterwegs gewesen, ohne ihr Ziel zu kennen. Früher die Suche nach Liriumstürmen, in den vergangenen Monaten die Suche nach den Dämonen – das waren nur oberflächliche Gründe gewesen, weshalb sie die eine oder andere Richtung eingeschlagen hatte. Aber jetzt, das spürte sie, war sie zum ersten Mal auf dem Weg zu einem echten Ziel. Auch wenn sie es noch nicht beim Namen nennen konnte. Das spielte keine Rolle, er war da, bei ihr, so wie sie es hatte kommen sehen, wie es hatte kommen müssen.
    Die Nacht verstrich. Ein neuer Tag zog herauf, blieb aber hinter Gebirgsnebel und Liriumwogen ein entferntes Schimmern. Die rasch vorbeiziehenden Gipfel waren jetzt in großer Bewegung, stießen wie Walfischflossen durch die Wolkendecken und sanken wieder im weißen Meer ab. Die Endlosigkeit des Landes, seine hypnotisierende Langsamkeit schienen die Zeit selbst zu verändern. Die Minuten wurden zu Stunden, die Stunden schrumpften zu Sekunden zusammen. Als die Sonne unterging und einen dünnen Faden Blut um die westlichen Klippen legte, kam es Hel vor, als wäre kaum ein halber Tag verstrichen. Zugleich währte der Flug schon Ewigkeiten. Ewig war alles her, was sich davor abgespielt hatte, so weit weg wie der Grund der tiefsten Schlucht. Hel hatte weder geschlafen noch getrunken oder gegessen, doch wenn sie einatmete, schien sie das Leben ringsum zu erfüllen. Sie brauchte nichts weiter, um bei Kräften zu bleiben. Vielleicht hatte sie deshalb ihr Zeitempfinden verloren.
    Es dunkelte, wieder stieg eine neue Nacht auf – oder war es dieselbe wie gestern? Sie unterschied sich nicht von ihrem Vorgänger. Mit Tag und Nacht musste es sich so verhalten wie mit den Geisterwesen; sie kamen und gingen, zerfielen und erhoben sich aus ihren eigenen Überresten wieder. Sie endeten und blieben doch immer dieselben, unsterblich in ihrem steten Wandel. Wie die bewegten Berge, die Wolken, das Land. Wie alles …
    Hel hing noch diesen Gedanken nach, als die Dämmerung längst ihr feines Blau in die Schwärze wob. Verwundert blinzelte sie in die Helligkeit. Die Zeit raste jetzt mit ihr und den Feen mit.
    Hier ist das Heilige Land. Unser Land. Willkommen, Hel, im wahren Leben.
    Sie wusste einfach, dass es Mercurin war, auch wenn sie ihn nicht sehen konnte und seine Stimme nur in ihrem Kopf hörte.
    Im zarten Morgengrauen sanken die Klippen in ihre Nebelschleier zurück. Etwas Neues, Schillerndes zeigte sich am Horizont. Immer heller leuchtete es. Im Näherkommen wurde Hel klar, dass das Land vor Lirium strahlte. Hätte sie sich nicht in den vergangenen Monaten an die zweite Sicht gewöhnt, wäre ihr gewiss schwindelig geworden. Da waren keine glimmenden Adern in der Erde – da war ein ganzes Gewebe, ein allumfassender Organismus, der in den Flüssen pulsierte und seine grasbewachsenen Steppen schüttelte und sich sanft in Hügeln und Tälern wälzte. Hel hatte nie etwas Schöneres gesehen. Die ganze gewaltige Schönheit des Lebens, das sich ihr zum ersten Mal in Gänze darbot, war so ergreifend, dass sie sie beinah zu Tränen rührte. Hel atmete zitternd aus. Es war eine Heimkehr.
    Die Feen flogen tiefer, als sie den Rand der Kauenden Klippen erreichten. Sie tauchten durch rumorende und grollende Schattenriffe, dann öffneten sich die Felswände vor ihnen. Das Sonnenlicht mischte sich mit dem Strahlen des Lebendigen Landes und empfing sie mit mütterlicher Wärme. Hel war noch immer so hingerissen von seinem Anblick, dass sie kaum merkte, wie die Feenherde sich auflöste. Zuletzt ritt sie auf einem einzigen schlangenhaften Geisterwesen, die anderen Gestalten neben ihr waren verschwunden. Nur hinter ihr … Sie drehte sich um und sah ihn endlich.
    Sein Umhang wehte im Funkenstaub der Fee, er lag tief in der feurigen Mähne und sein Gesicht strahlte im vielfarbigen Licht, als bestünde er selbst aus reinem Lirium. Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Auch er war von der Schönheit des Alten Reiches gebannt, anders konnte Hel sich seinen zärtlichen Ausdruck nicht erklären. Er holte sie ein, dann drehte seine Fee seitlich ab und tauchte in die Tiefe. Hel folgte. Mit einem Windrausch ließen sie die Kauenden Klippen

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