Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
hinter sich und tauchten ins gleißende Licht.
    Hel wagte einen Blick hinab. Dunkle Felsen, die letzten Überreste der Gebirgskette, ragten aus tiefgrünen Wiesen. Einzelne Baumgruppen winkten silbern im Wind, als wollten sie ihre verlorenen Kinder willkommen heißen. Dann überflogen sie Flüsse, schnell und glitzernd oder so glatt, dass sich der Morgenhimmel auf ihnen spiegelte. Plötzlich kam eine mächtige Woge Lirium durch die Erde, ein Hügel bäumte sich auf. Die Bäume schwenkten ihre Äste in die Höhe. Hel versuchte der Woge nachzublicken, doch sie flogen bereits weiter, die Bewegung im Land zog davon und verschwand.
    Ihr Herz trommelte. Wenn Menschen da unten wären … so fantastisch das Lebendige Land von oben sein mochte, unten war es bestimmt tödlich.
    Sie flogen den ganzen Tag. Hel beobachtete eine Bergkette, die am Horizont vorbeiwanderte wie eine Mannschaft von Riesen. Einmal näherte sich ein riesiger Waldsee mit bemerkenswerter Geschwindigkeit, doch abgesehen davon waren die Feen zu schnell, als dass sie alle Regungen des Landes hätten wahrnehmen können. Gelegentlich sanken die Feen tiefer, um sich vom Lirium zu nähren, das über Boden und Pflanzen hing, und dann merkte Hel, dass die Bäume sich regten und wiegten, auch wenn kein Wind wehte.
    Als die Sonne allmählich schwand, war Hel zum ersten Mal seit ihrer Flucht durstig. Das Verlangen, etwas zu trinken, stürzte durch ihren traumartigen Zustand wie ein plötzliches Erwachen. Am liebsten wäre sie in einen der Flüsse hinabgesprungen.
    »Da vorne«, rief Mercurin und deutete geradeaus. Hel sah eine hellgraue Masse auf sie zukommen. Was auch immer es war, es leuchtete vor Lirium und bewegte sich. Bald waren sie so nah, dass Hel es besser erkannte: Helles Gestein, gekrönt von Baumdickicht, erhob sich aus den Wiesen ringsum wie eine Insel. Doch etwas daran war merkwürdig. Ein schmaler dunkler Ring lag um die Steininsel. Ein Abgrund.
    Die Feen flogen tiefer. Schließlich stoben sie so dicht über die Wiesen hinweg, dass Hels Füße durch weiches Gras und Wildblumen rauschten und Wolken aus goldenem Pollen hinterließen. Kaum ein paar Meter vor der Steininsel fielen die Feen abrupt in sich zusammen. Hel machte einen ungeschickten Purzelbaum, Mercurin landete geübt auf beiden Beinen. Als sie sich wieder aufrappelte, sah sie nur noch, wie die beiden Feen in den Himmel davonschossen. Sie hätte sich gerne verabschiedet und ihren Dank ausgedrückt … Mercurin beobachtete sie von der Seite.
    »Es ist unnötig. Ehre das Land, das ist der größte Dank an die Feen, denn das Land sind sie.«
    Hel erwiderte nichts, obwohl ihr heiß wurde. Konnte er ihre Gedanken lesen? Oder hatte er sie nur erraten?
    Inzwischen war die Sonne untergegangen. Der Abend warf violette und veilchenblaue Schleier über die Welt, und plötzlich kam es Hel wie ein Traum vor, dass sie hier stand, mit ihm. Das Gespür für die Wirklichkeit war ihr irgendwo, irgendwann abhandengekommen.
    Auch das schien Mercurin zu ahnen, denn er deutete nach vorn und ging voraus, auf die Felsinsel zu. Der Abgrund, der sie davon trennte, war doch weiter, als es aus der Ferne gewirkt hatte. Gut hundert Schritte tiefe Dunkelheit klaffte vor ihnen. Auf einmal wirkte er unschlüssig, beinahe beschämt.
    »Was ist –«
    »Hellesdîm«, sagte Mercurin. »In deiner Sprache heißt es so viel wie Die Heiligen Hallen .«
    Hel erinnerte sich. Der Tempel der Druiden. Doch falls es einen Tempel auf den Felsen gab, so blieb er hinter den dichten schwarzen Bäumen verborgen.
    »Hier bist du aufgewachsen«, schloss Hel vorsichtig. Dass er nicht widersprach, deutete sie als Bestätigung. »Du und die anderen Dämonen, deine Geschwister – ihr seid die Druiden, die über das Alte Reich herrschen, richtig?«
    »Unsere Meister sind gegangen, damit sind wir die Vier geworden, ja. Aber geherrscht haben wir nie. Wir sind die Letzten, unser Schicksal ist ein anderes als das all unserer Vorgänger.« Er hatte leise gesprochen, schnell, als ginge eine Gefahr von den Worten aus. Hel fragte sich, warum er ihr davon erzählte, wenn es ihm offensichtlich unangenehm war. Oder warum er sie überhaupt hergebracht hatte.
    »Warum hast du mich gerettet?«
    Sie sahen sich an. Für einen kurzen Moment glomm die Erinnerung an damals in Hel auf, in Kombasas Badehaus – der gestohlene Kuss, sein Versprechen, sie zu beschützen. Dass derselbe Junge ihr jetzt hier im Alten Reich gegenüberstand, war schwer zu fassen.
    »Du hast

Weitere Kostenlose Bücher