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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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versuchen, sie zu erforschen. Zum Beispiel frage ich mich, warum der Dämon dich gerettet hat. Einmal in der Wüste. Einmal in den westlichen Wäldern, vor den Augen Meister Olowains. Ganz zu schweigen von eurer freundschaftlichen Begegnung vor Kurzem, in Kombasas Badehaus.«
    Hel wandte sich an Olowain, begegnete seinen Augen, ehe er sich abwandte. Er hatte Palairon alles erzählt. Er war der Grund, weshalb sie hier saß. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, war sie so dumm gewesen zu glauben, er sei ihr Freund. Bittere Tränen brannten hinter ihren Augen, doch sie bezwang das Gefühl. Sie würde sich keine Blöße geben vor den Magiern. Niemals.
    Palairon stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch. »Entweder lügst du oder du verschweigst uns die Wahrheit.«
    Hel schüttelte den Kopf. Sie musste sich sammeln, bevor sie sprechen konnte. Ihre Stimme durfte nicht beben, sie hatte keinen Grund zur Angst, denn sie war ehrlich, ihr Gewissen war rein. »Ich habe Euch alles gesagt. Ich weiß nicht, warum ich diese Sachen sehe. Ich weiß nicht, warum ich überlebe.«
    »Olowain glaubt, du bist im Bunde mit den Druiden.«
    Flehend starrte sie Olowain an. Er ignorierte sie noch immer. Seine Finger rieben nervös am Zauberstab.
    »Nein«, brachte sie hervor. »Wieso … woher sollte ich denn … Ich bin Sturmjägerin, ich war immer Sturmjägerin auf der Schwalbe , wann hätte ich denn –?«
    »Wo kommst du her?« Palairon legte den Kopf schief. »Bist du die leibliche Tochter von Kapitän Gharra gewesen? Nein, er hat dich gekauft. Du bist ein Fundstück aus den Kauenden Klippen, von Trollhändlern aufgegabelt. Ist es nicht so?« Lächelnd drehte er seinen Weinkelch. »Ein Jammer, dass du dich an nichts aus deiner Vergangenheit erinnerst. An die Druiden des Alten Reiches zum Beispiel, die dich als Kind in unsere Welt entließen. Eine Spionin, die von innen heraus gegen Aradon agieren sollte.«
    Hel schüttelte den Kopf. Es stimmte nicht. Es stimmte nicht, das wusste sie, auch wenn ihr jede Erinnerung fehlte.
    »Irre ich mich?« Palairon runzelte die Stirn. »Dann erkläre mir nur alles, wo du es offenbar besser weißt.« Er knallte den Kelch auf den Tisch und beugte sich vor. »Du hast keine Ahnung, warum du jede Attacke der Druiden überlebst?«
    »Nein.«
    »Du weißt nicht, warum du das Land leben siehst und die Dämonen im Traum verfolgen kannst?«
    »Nein«, wiederholte sie fest.
    »Du bist also vollkommen unwissend«, schloss Palairon.
    Hel schluckte. Ihre Augen verschwammen in Tränen, sie blickte nieder und drängte sie mit aller Macht zurück.
    »Dann werde ich dich aufklären müssen.« Palairon atmete schwer. Die Falten um seinen Mund zuckten. »Weißt du, eigentlich glaube ich dir, kleine Sturmjägerin. Ein so braves Mädchen wie du ist keine Gesandte des Alten Reiches. Von Anfang an wusste ich, dass du einen großen Beitrag für die Magierschaft leisten würdest. Und weil ich überzeugt bin von deiner vollkommenen Unschuld, gibt es nur eine Erklärung für deine sonderbaren Gaben.«
    Hel sah auf. Die Augen des Magiers funkelten unter den hängenden Lidern wie mit Lirium erfüllt. Er kam um den Tisch herum. Instinktiv wollte Hel die Arme heben, wollte sich schützen, zurückweichen vor seinem starren Blick – aber die Fesseln schnitten ihr bis auf die Knochen. Sie ballte die Fäuste.
    »In dir …« Palairon betrachtete ihr Gesicht, streckte die Hand aus. Seine alten Finger berührten ihre Wange. Die Nägel glitten zu ihrer Augenklappe, schoben sie beiseite. Hel schloss die Augen. Dreh dich nicht weg. Fang nicht an zu weinen! Die Fingernägel auf ihrem Augenlid. Plötzlich riss er ihren Kragen herunter. Hel entfuhr ein Laut des Entsetzens. Kalt und fleischig presste sich seine Hand unterhalb der Kehle auf ihre Haut.
    »In dir ist ein Totenlicht!« Der Widerschein seines Zauberstabs glühte in seinen Augen, glänzte auf den feuchten, gierigen Lippen. »Es wird nicht wehtun. Du opferst dich für ein nobles Ziel.«
    Licht erstrahlte. Hels Aufschrei blieb ihr im Hals stecken. Ein Totenlicht in ihr – das glaubte er doch nicht wirklich? Doch ob sie tatsächlich eins trug und ob Meister Palairon damit zum Dämon würde oder nicht – das würde sie niemals erfahren. Er würde sie töten – jetzt – in dieser grellen Sekunde.
    Die Fenster barsten. Mit dem Licht schwemmte ein heftiger Windstoß in den Raum, wischte ihr die Haare vors Gesicht. Riss die beiden Magier vor ihr um wie graue Schatten.

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