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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Steuerkabine. Der Sturm zerrte sie beinahe vom Schiff. Nur Hel blieb von den Winden unberührt. Sie hob verunsichert die Hände, wollte den wütenden Himmel besänftigen. Doch die Luft war von Peitschenschlägen erfüllt. Aricaa rutschte mit den Füßen über die Planken. Kapitän Nord versuchte sie um die Taille zu packen, damit sie nicht fortgeweht wurde.
    »Aufhören«, wimmerte Hel. Die Wolken gruben sich ineinander wie Schlangen. Heftige Regenschauer sprühten über das Deck. Knarzend und ächzend sank die Taube zu einer Seite weg.
    Mercurin. Seine Hände ballten sich in den zornigen Wolkenmassen.
    »In die Steuerkabine!«, schrie Hel. Sie taumelte auf Nova und Kelda zu, die ihr am nächsten waren und an der Reling hingen. Hel nahm sie an den Armen, zwang sich, ihre Blicke zu ignorieren. Zu dritt liefen sie durch den Regen auf die Kabine zu. Die anderen hatten sich bereits die Treppe hinaufgekämpft und krochen erschöpft ins Trockene. Hel schloss die Tür hinter sich. Dann ging sie ans Steuerrad und wendete das Schiff.
    »Eilige Federn, Olowain«, wiederholte sie, ohne den Magier anzusehen. »Sofort!«
    Er reagierte nicht, bis sie sich zu ihm umwandte. Schwer atmend, kauerte er in einer Ecke. Als ihr Blick ihn traf, wollte er sich hinter seinem Stab verstecken. Hel spürte, wie ihr Mund vor Abscheu zuckte.
    »Schickt den Befehl. Oder Ihr könnt gleich über Bord springen, um mit Euren Magierfreunden zu sterben.«
    Zitternd kramte er eine Schatulle mit Eiligen Federn aus seinem Umhang und begann zu schreiben. Als er fertig war, öffnete er die Tür einen Spalt, um die Federn zu entlassen. Er musste sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegenstemmen, um die Tür wieder zu schließen. Draußen erscholl markerschütterndes Donnern, als wären die Wolken Steinlawinen geworden, die sich langsam lösten. Das Schiff neigte sich so stark nach links, dass sämtliche Gegenstände zu Boden rollten. Berano lag beinahe auf dem Fenster. Hel musste sich am Steuerrad festhalten, um nicht umzufallen.
    Ein Blitzgewebe erstrahlte, tauchte die ganze Welt für Sekunden in grelles Nichts. Hel hielt den Atem an. Draußen brüllten die Trolle an der Kurbel. Dass so mächtige Wesen panisch wurden, erschreckte sie beinahe mehr als die Blitze selbst. Ein Krachen folgte, das den Himmel zu spalten schien. Das Schiff erbebte. Die Gefährten schrien. Irgendwo splitterte Holz. Erinnerungen strahlten auf. Die Schwalbe . Die plötzliche Leere unter ihnen. Jureba, ihre kleine dunkle Gestalt, die von funkelnden Zungen verschlungen wurde. Der Absturz. Die Schreie.
    Sie würde es nicht wieder zulassen, es durfte nicht passieren! Mercurin! Hel schob den Hebel, der den Liriumstrom der Taube regulierte, voll auf. Dumpfes Dröhnen rollte durchs Schiffsinnere. Obwohl sie auf die maximale Geschwindigkeit beschleunigten, schien die Taube reglos im tobenden Wolkenmeer zu hängen.
    Wieder Blitze. Hel sah, wie sie in den Ableiter im Heck einschlugen. Er durfte nicht – sie würde nicht zulassen –
    Mit einem verzweifelten Schluchzen stürzte sie auf die Tür zu, riss sie auf und rannte in die peitschenden Regenmassen.
    »Hör auf!«, schrie sie in die Dunkelheit. »Wir kehren um! Hör doch auf! Hör auf!«
    Wieso hörte er sie nicht? Sie suchte die Verbindung der Totenlichter, doch er war nicht da. Wo sonst seine Stimme, seine stillen Augen in ihr gewartet hatten, war nur schwarzes Gewölk, Mordlust, so viel Hass …
    »Bitte«, wimmerte sie. Der Wind riss sie von den Füßen. Sie taumelte und stürzte gegen die Reling. Die Rohre pfiffen grell, das Lirium sauste darin, als wollte es vor dem drohenden Unglück fliehen. Noch ein Windstoß. So heftig, dass sich das Schiff abermals neigte. Hel rutschte mit den Füßen über die Reling, sie klammerte sich mit regennassen Händen fest.
    Mercurin! Sie wiederholte seinen Namen wie eine Beschwörung. Wenn du sie tötest, tötest du mich mit.
    Das Schiff stemmte sich gegen den Orkan.
    »Hel!«
    Der Ruf schien aus einer anderen Welt zu kommen, von jenseits der heulenden Winde. Nova klammerte sich ans Geländer der Treppe.
    »Geh wieder rein!«, schrie sie. Der Regen schlug ihr ins Gesicht, machte sie stumm. Dann rannte er auf sie zu. Seine Füße schlitterten auf den nassen Planken. Hel stemmte sich mit letzter Kraft von der Reling weg und taumelte ihm entgegen.
    »Geh wieder r–!«
    Das Schiff kippte jäh zurück. Der Wind, der sich gegen sie gedrückt hatte, tauchte ab wie eine Meereswoge. Kreischend stürzten

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