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Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht

Titel: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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möglich?
    Sie atmete tief aus. Es war wahr. Die Magier hatten das Land ausgeraubt. Die Isenrebellen brutal unterdrückt. Die Zwerge von Gondurill ermordet. Auch Hel würden sie gewissenlos aus dem Weg räumen. Egal, wer zusah. Solange niemand etwas dagegen unternahm. Und wer würde das wagen, wo doch alle Welt die Magierschaft brauchte?
    Wütende Winde rauschten durch ihre Finger. Sie spreizte sie ein wenig weiter. Fühlte das Vibrieren der Luft anschwellen. Die Blitze der Magier zuckten wie Tentakel zurück. Hel sah, wie Palairon und ein paar andere Magier von den Füßen gerissen wurden. Einer wurde vom Wind gegen die Reling geschleudert und stürzte darüber hinweg – als würde jemand ein Blatt wegpusten, so leicht! Sein Schrei zog die Spur seines Falls schrecklich nach, riss jäh in der Tiefe ab. Hel zuckte vor Schreck zusammen. Wirbel brausten an ihrem Körper empor wie unsichtbare Flammen. Sie hatte das nicht gewollt! Aber was hatte sie denn gewollt?
    Ächzend versuchte Palairon seinen Stab in die Arme zu schließen und sich aufzustemmen. Hel bewegte entschlossen ihren Arm durch die Luft, wischte alle Gedanken damit weg, ihre Angst und ihre Zweifel. Dazu war jetzt keine Zeit. Es war zu spät!
    Palairons Stab blitze auf, als er sich daran hochziehen wollte. Das gesammelte Lirium brach aus der Speicherkugel und tauchte Palairon in weißes Feuer. Er klatschte zurück auf den Boden. Sein schwerer Körper zappelte und zuckte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Risse brachen in die Holzplanken. Die Blitze des Stabes schlugen um sich, brannten rauchende Löcher ins Schiff, sprangen in die grollenden Gewitterwolken und trafen die Magier hinter Palairon. Manche wirbelten in wahnwitzigen Pirouetten um sich selbst, andere stürzten wie nasse Mehlsäcke zu Boden, einer wurde weit in den Himmel hochgeschleudert und von einem Dutzend greller Blitze zerrissen. Keine Schreie. Der Donner schluckte alle menschlichen Geräusche.
    Unfähig, sich zu regen, starrte Hel auf ihr Werk. Getötet. Sie hatte diese Menschen getötet. Die Erkenntnis floh wie eine Pfeilspitze durch sie hindurch, hinterließ eine glühende Schmerzspur – dann wälzten die Mächte des Totenlichts aus ihrer Brust in ihren Kopf empor – was bedeutete schon der Tod, sie waren Funken, nichts als Lebensfunken, zurückgekehrt ins ewige Leuchten der Welt! Das Leben war noch da, dankbar für seine Befreiung aus diesen schwachen Körpern und verrotteten Geistern …
    Ein Krachen ging durch den Himmel, dass das Schiff erzitterte. Feine Regenwogen wischten über das Deck, prasselten achtlos über die Toten, die dort lagen. War die Sonne schon untergegangen oder schlossen die Wolken nur das Tageslicht aus? Ein metallisches Flimmern haftete auf den Umrissen, sonst herrschte Dunkelheit, als wäre die Welt in ein farbloses Schattendasein umgekippt.
    Hel wagte nicht, sich zu den anderen umzudrehen. Sie konnte nicht in ihre entsetzten Gesichter blicken.
    »Wir drehen um«, befahl sie. Ihre Stimme war so laut und streng – war es sie, die da sprach? Vielleicht traute sie sich zum ersten Mal, vor allen ihre Stimme zu erheben. Erinnerungen an das Mädchen durchrieselten sie, das sie einst gewesen war: Immer bemüht, es anderen recht zu machen, nicht aufzufallen, bloß niemanden mit ihrer Anwesenheit zu belästigen. Den Kopf geneigt, damit ihr hässliches Auge ja keine Abscheu erregte. Nie hätte sie eine Forderung gestellt oder gar ein nettes Wort für sich beansprucht. Gharra kam ihr in den Sinn, ihr Kapitän, der Mann, der sie gekauft und großgezogen hatte. Er war der einzige Vater gewesen, den sie je gehabt hatte. Aber wäre sie je auf die Idee gekommen, ihn zu bitten, ›Tochter‹ zu ihr zu sagen? Nein. Sie hatte sich keiner Liebe würdig gefühlt. War dankbar gewesen, überhaupt geduldet zu werden. Wahrscheinlich hatte sie sich überhaupt zum ersten Mal für ihre Mitmenschen bemerkbar gemacht, als sie die Schwalbe hatte abstürzen und alle sterben lassen. Bittere Tränen brannten hinter ihren Augen. Tief in ihrem Inneren wusste sie, Gharra hatte sie geliebt. Und sie hatte ihn umgebracht. Sie war eine Mörderin und daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern.
    »Meister Olowain! Schreibt Eilige Federn an die anderen Magier. Alle Schiffe müssen auf der Stelle wenden.«
    Nichts regte sich. Nur das Heulen des Windes, das Knarren und Gurgeln der Liriumrohre.
    Hel drehte sich endlich um.
    Die Gefährten klammerten sich an die Reling und die aufgeschlagene Tür der

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