Sturmjäger von Aradon - Magierlicht - Nuyen, J: Sturmjäger von Aradon - Magierlicht
hielt. Seine vogelhaften Augen waren auf sie geheftet.
»Geht weg von dem Mädchen«, befahl er, sein Blick irrte nur für eine Sekunde zu Kelda und Nova, ehe er wieder zu Hel zurückkehrte. »Sie ist im Bunde mit den Druiden.«
Weder Kelda noch Nova rührten sich von der Stelle.
»Habt ihr nicht gehört?«, brüllte Palairon.
Hel zuckte gegen ihren Willen zusammen. Nie hätte sie erwartet, dass der Magier so laut werden konnte. Doch sie hatte keine Angst – sein Zorn bewies, dass er machtlos war.
»Ich bin hier, um Euch zu warnen«, sagte Hel leise. »Wenn Ihr nicht sofort umkehrt, werden alle Menschen auf diesen Schiffen den Abend nicht überleben.«
»Wir fliegen nach Hellesdîm!«, stieß Palairon hervor. »Keiner verlässt dieses verfluchte Reich, ehe der Tempel in Schutt und Asche liegt.«
Hel hielt seinem Blick stand. Ihr wurde klar, dass sie ihn niemals überzeugen würde. Nun, was aus den Magiern wurde, interessierte sie nicht – sie war wegen ihrer Freunde gekommen.
»Dann werdet Ihr sterben, Meister Palairon. Ihr habt es verdient.« Sie wandte sich an Kelda, Nova, Harlem und die Söldner. Kapitän Nord und Aricaa traten zu ihnen.
»Wir müssen die Flotte sofort verlassen. Vertraut mir, wir können …«
Palairons Stab stieß dumpf auf die Planken. »Keiner verlässt das Schiff. Vor allem nicht du.« Er richtete den Stab auf Hel. Ein Lichtstrahl schoss auf sie zu. Ehe Hel auch nur begreifen konnte, was geschah, traf sie der Angriff mitten in die Brust.
Schreie spritzen wie Scherben um sie auf. Hels Körper begann heftig zu zucken. Aber es war nur Lirium, Lebenskraft. Es konnte ihr nichts anhaben. Das Totenlicht öffnete seine schwarzen Lippen und trank die leuchtende Kraft einfach hinunter. Hel schloss die Augen. Sie musste lächeln.
Als das Licht in ihr verebbte, legte sich Stille über das Schiff. Nur der Wind fegte in den Umhängen der Magier. Hel sah auf. Palairon stand ihr reglos gegenüber, bleich wie eine Wachsfigur, und umklammerte seinen Stab. Die Magier warfen sich nervöse Blicke zu.
»Vielleicht«, sagte Hel ruhig, »solltet Ihr gehen. Und dann kehren die Schiffe um.«
»Tötet sie.« Palairon riss den Stab hoch. Die Magier hinter taten es ihm gleich. Doch diesmal war Hel vorbereitet. Sie öffnete die Arme und gab das Leben an den Himmel zurück. Die Liriumstrahlen flohen zu allen Seiten, ehe sie Hel treffen konnten, und vereinten sich mit den Blitzgeweben in den Wolken.
»Sie hat ein Totenlicht«, brüllte Palairon. »Haltet sie in Schach!« Er zog einen langen Dolch aus dem Gürtel. Mit der Waffe in der einen, dem Blitze spuckenden Stab in der anderen Hand, schritt er auf sie zu. Kalter Hass stieg in Hel auf, schwappte über. Es wäre so leicht, so leicht, flüsterte eine Stimme in ihr. Nimm das Leben dieser verdorbenen Wesen. Sie haben den Funken nicht verdient, der sie mit dem heiligen Totenlicht verbindet. Nimm ihr Leben, gib es der Quelle zurück …
Hel zögerte. Kamen diese Gedanken wirklich von ihr? Konnte sie … nein, nein! Sie konnte niemanden töten. Auch wenn sie es verdient hätten. Wenn es das Beste wäre, für alle. Der einzige Weg … Sie war hier, um den Tod dieser Menschen zu verhindern, nicht um ihn herbeizuführen. Aber wenn sich das Sterben all dieser Menschen nur verhindern ließ, indem einige, einige wenige gingen …
Sie fühlte, dass es kein Zurück geben würde, wenn sie dem Totenlicht einmal nachgab. Es war mächtiger als sie; es würde ihr grenzenlose Macht verleihen, wenn sie es nur zuließ. Eine Macht, wie Mercurin sie hatte. Oder noch mehr , flüsterte es in ihr. Mercurin! Er war ganz in der Nähe, dicht bei ihrem Herzen. Er haderte mit sich selbst. Lange würde er nicht mehr warten. Den Kampf zwischen dem Gedanken an Hel und dem Zorn seines Totenlichts würde das Totenlicht gewinnen. Es war mächtiger … Nicht mehr lange. Hel musste die anderen in Sicherheit bringen – es blieb nicht viel Zeit und die Magier hielten sie auf!
Palairon hatte sich bis auf wenige Meter genähert. Die Klinge seines Dolches leuchtete im Widerschein der magischen Ströme, die um Hel abprallten, als stünde sie hinter einem Schutzschild. Aber den Dolch konnte sie nicht mit dem Totenlicht abwehren. Palairon wollte sie töten. Sie konnte es nicht glauben, selbst jetzt noch nicht, wo er ihr mit erhobener Waffe näher kam. Er, der Vorsitzende der Magierschaft, ein erwachsener Mann, wollte ein unbewaffnetes Mädchen erdolchen. Vor aller Augen. Wie war das
Weitere Kostenlose Bücher