Sturmkaempfer
Streitross wurde schneller. Er konnte nur breite, schwere Leiber und lange, dicke Arme erkennen. Tiefes, viehisches Knurren wurde zu einem Brüllen, als sie die Reiter hörten.
Isaks Pferd setzte sich ohne Anweisung seines Reiters an die Spitze der Formation. Auf beiden Seiten wurden Lanzen eingelegt, während man die Distanz überwand. Die Trolle richteten sich zu ihrer gewaltigen Größe auf und ein paar machten einige zögernde Schritte vorwärts, aber die meisten waren von dem plötzlichen Auftauchen der Reiterei so verblüfft, dass sie stehen blieben und offenbar nicht bemerkten, was geschah – bis die Pferde schon beinahe bei ihnen waren.
Isak stellte sich in die Steigbügel. Er war hier der Einzige ohne Lanze. Er hatte sie abgelehnt, ohne recht zu wissen, warum. Von der Wucht der Ritter hinter ihm und den Strömen der Magie, die um die Trolle zuckten, angetrieben, fühlte Isak ein Hochgefühl aufsteigen und Kraft in seinen Arm fließen. Erst jetzt zog er Eolis und hielt das Schwert in die Luft, als wolle er Stärke aus dem Himmel ziehen. Die Geister hinter ihm brüllten ihre Zustimmung, als er sie überragte, eine heilige Gestalt, bereit, die Verfluchten niederzustrecken.
Dann warf er es. Eolis zischte wie ein Pfeil durch die Luft und krachte in den nächsten Troll. Ein Schaft mit roten Federn steckte bereits in der Schulter des Wesens, wo ihn jemand aus der leichten Reiterei schon getroffen hatte. Isak konnte nicht sagen, ob der Troll diese erste Wunde überhaupt bemerkte, aber als sich Eolis in seine Brust bohrte, erzitterte die Kreatur und stieß ein gutturales Stöhnen aus. Mit einem Gedanken rief Isak die Waffe zu sich zurück. Eolis glitt mit einem Blutschwall heraus und der Troll brach zusammen.
Es blieb keine Zeit, den ersten toten Gegner zu bejubeln. Eolis kehrte in Isaks Hand zurück, kurz bevor sie die ersten Trolle erreichten, die sich vorgewagt hatten. Er lehnte sich weit aus dem Sattel und schlug nach einem, ohne das Blut zu bemerken, das ihm auf den Oberschenkel spritzte. Bevor er noch ganz vorbei war trat schon ein anderer vor und schwang den Arm, um ihn vom Pferd zu schlagen. Isak wich im letzten Augenblick aus, hackte nach oben und durchtrennte die dicke Gliedmaße. Die riesige Hand schlug gegen seinen Schild und warf ihn im Sattel zurück, dann fiel der Arm zu Boden und er war hindurch.
Hinter Isak erklang das feuchte Knacken von Lanzen, die Fleisch durchbohrten und Knochen brachen. Ein Pferd schrie, aber als sich Isak umsah, konnte er nur einen Wirbel von Männern erkennen, die ihre Pferde eilig antrieben, um wegzukommen.
Die Leichen am Boden machten deutlich, dass viele ihre Lanzen nicht tief genug hineingetrieben hatten. Ein Troll stürmte mit erschreckender Schnelligkeit vor und schien die drei Lanzen in seinem Körper gar nicht zu bemerken. Ein Geist sah die Bewegung und setzte sich hinter die Kreatur. Doch sie hatte ihn bereits erwartet, drehte sich herum und hieb die gewaltige Faust in den Nacken des Pferdes. Dessen Vorderbeine gaben nach und der Geist wurde vorwärtsgeschleudert, rollte weiter und weiter, bis ein zweiter Troll vorsprang und seinen Kopf zertrat. Gegen einen so schmachvollen Tod gewährte seine Rüstung keinen Schutz. Als der Schrei des Mannes jäh abgeschnitten wurde, zuckte Isak kurz zusammen, dann aber wandte er sich wieder den Lebenden zu.
Während sich eine Gruppe Trolle auf die Geister zubewegte, die angehalten hatten, um zu wenden, kam Herzog Certinse wild heulend an der Spitze einer langen Reihe von Rittern auf das Schlachtfeld gestürmt. Seine Lanze schlug heftig in den Schädel seines gewählten Zieles ein, dann riss er Lomins Fackel, das uralte Familienschwert, aus der Scheide und streckte einen weiteren nieder, bevor er davonritt.
Der Plan sah vor, beim ersten Angriff vorbeizureiten, um dann mit einem zweiten Sturm tief in die Reihen der Trolle vorzustoßen. Aber die Trolle rannten so schnell vorwärts, dass dafür kein Platz mehr war. General Lahk sah, wie die angreifenden Ritter umringt wurden. Er verschwendete keine Zeit damit, seinen Herold zu suchen, sondern zog sein eigenes Horn aus der Halterung am Sattel und blies einige schrille Töne.
»Formieren!«, brüllte er, blieb bei dem Kampflärm aber fast ungehört. »Formieren!« Der General gab seinem Pferd heftig die Sporen, um auf eine Höhe mit Isak zu gelangen. Seine Geister passierten sie erst und zogen dann kräftig an den Zügeln. Es blieb keine Zeit, die Ersatzlanzen zu ergreifen.
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