Sturmkaempfer
des Landes sieht oft sehr anders aus. Wie
dem auch sei, Ihr könnt sicher anhand des fehlenden Schaums vorm Mund und der mangelnden Gewaltätigkeit schließen, dass ich kein Prophet bin. Irgendwie hat meine Magie es im Zaume gehalten …«
»Einen Augenblick mal… was denn für Magie? Ich kann gar nichts spüren.«
»Meine Fähigkeiten wurden bei diesem Konflikt beinahe vollständig aufgehoben. Ich kann immer noch einfache Tränke brauen und auch Magie spüren, aber viel mehr ist da nicht. Ich kann als Prophet Einsicht erhalten, wenn auch nur in die unmittelbare Zukunft, und anderen erklären, was ich sehe. Stellt es Euch wie die Erscheinungen der bevorstehenden Ereignisse vor. Sie sind nicht völlig klar, aber beispielsweise Eure Ankunft war eindeutig genug, um sie zu erkennen. Die Wellen, die Eure Bewegung verursacht, sind sogar für mich offensichtlich.«
»Könnt Ihr für mich die Zukunft voraussehen?« Isak hatte nicht gewollt, dass es spöttisch klang, aber Fedei versteifte sich plötzlich.
Seine Stimme klang frostig. »Vielleicht später. Im Augenblick möchte ich gern mehr über Euch erfahren.«
Isak nickte rasch. Er war wütend über sich selbst, weil er den Seher vor den Kopf gestoßen hatte, obwohl ihn der Mann so freundlich empfangen hatte. »Natürlich. Obwohl ich bezweifle, dass es viel gibt, das Ihr nicht wisst.«
»Habt Ihr Morghien unterwegs getroffen?«
Isak zuckte erschrocken zusammen. Er hatte Fragen zu seinen Gaben erwartet. Erst da bemerkte er, dass der Seher, im Gegensatz zu anderen Leuten mit auch nur der geringsten magischen Fähigkeit, Eolis kaum beachtet hatte. Wie Morghien schien er wirklich eher an Isak interessiert zu sein.
»Ich, äh, ja. Woher wisst Ihr das? Schicktet Ihr ihn?«
»Morghien schicken? Ha! Ein solcher Mann wird nicht von
meinesgleichen geschickt. Ich wusste nur, dass er in der Gegend war – und Morghien hatte schon immer die Angewohnheit, interessante Leute zufällig zu treffen. Er ist neugierig, das steht fest. Ich hörte seine Geschichte zum ersten Mal, als ich ein junger Mann war und studierte. Jetzt erreiche ich bald meinen siebzigsten Sommer.« Er lachte über Isaks skeptischen Blick. »Findet Ihr das so seltsam? Wer erstaunliche Leben führt, für den verstreicht die Zeit langsamer. Ihr selbst werdet nach dem dreißigsten Sommer äußerlich nicht mehr altern.
Auf jeden Fall besuchte mich Morghien vor weniger als zwei Wochen. Ich weiß nicht viel über ihn, aber seine Interessen decken sich oft mit den meinen und es liegt ihm etwas an meinem weiteren Wohlergehen. Ich nehme an, er hat Euch nur das Wenigste über sich erzählt.«
Isak nickte. »Gibt es denn mehr zu wissen?«
»Ich bin selbst nicht sicher«, sagte Fedei, »aber was ich weiß, könnte andere in Gefahr bringen, darum ist das kein Thema, das man leichtfertig besprechen sollte.«
»Warum? Welche Feinde könntet Ihr haben?«
»Die Ritter der Tempel zum Beispiel. Sie mögen aus Prinzip keine Gelehrten.« Fedei schenkte seinem Gast ein zerstreutes Lächeln und seine Finger spielten angespannt mit dem Saum seines Hemdes. »Und die edlen Damen des Weißen Zirkels. Sie scheinen Macht aus Gründen zu sammeln, die ich noch nicht kenne – und ich glaube nicht, dass sie dieser Gegend tolerant gegenüberstehen werden, wenn es ihnen gelingt, Tor Milist einzunehmen.«
»Nein, da steckt noch mehr dahinter«, hakte Isak nach. »In was seid Ihr verstrickt?«
Der Seher sank in sich zusammen. »Ich mag dies nicht. Wir waren die Jahre über so vorsichtig«, murmelte er, eher zu sich selbst.
»Was mögt Ihr nicht?« Isak schien zunehmend verwirrt.
Der Seher richtete sich auf. »Ihr wisst von Verliq, dem Magier, nicht wahr? Was Ihr aber vielleicht nicht wisst, ist, dass er eine Schule gründete, wie sie das Land seit der Zeit vor dem Großen Krieg nicht mehr gesehen hat. Um sicherzustellen, dass seine Lehren nicht verloren gingen, schickte Verliq viele seiner Schüler vor der Menin-Invasion mit seinen Arbeiten aus. Darum nur weiß man im Westen überhaupt von ihm. Seine Schüler wurden überallhin verfolgt, doch sie hielten stand und lehrten im Verborgenen eigene Schüler. In jedem Stadtstaat des Landes gibt es Männer, die seine Arbeiten in ihrer Bibliothek verstecken und glauben, dass das Lernen keine Ketzerei sein sollte, selbst wenn es den politischen Grundsätzen dieser Tage widerspricht.«
»Und warum erzählt Ihr mir das? Wenn irgendwer die politischen Leitsätze repräsentiert, dann ich.« Isak
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