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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Stirn. »Aber das hilft uns nichts, wir müssen fortfahren. Bitte entschuldigt uns, edle Damen, edle Herren. Ahden, bring uns Wein und Essen in meine Kammer, wenn du dich um die Begleiter des Lords gekümmert hast.«
    Er ergriff erneut Isaks Arm und führte ihn die breite Treppe zu einem Flur hinauf, an dessen Ende sich eine dekorative Doppeltür befand. Das polierte Holz hatte die Farbe von hellem Kaffee und war mit einem kunstvollen Muster aus Tieren und Bäumen bedeckt. Aber Isak hatte keine Zeit, sich die Türen näher anzusehen, denn sein Gastgeber schob ihn in den Raum dahinter.
    Stapel von Büchern und Schriftrollen waren über den Boden verteilt und Bronzeinstrumente lagen in einem heillosen Durcheinander neben Tonscherben und seltsamen Steinen auf den Regalen, allesamt beschädigt und von Alter und Schmutz befleckt.
In einem offenen Schrank lagen sowohl alt aussehendes Geschmeide als auch einige Amulette und Anhänger. Isak konnte erkennen, dass sie von sehr geringer magischer Kraft waren. Er erinnerte sich an die Geringschätzung, mit der die Akademie der Magie solche Dinge als »niedere Magie« bezeichnet hatte, geeignet einzig für die weisen Frauen in Dörfern und Waldhexen.
    Der Seher ließ sich auf einen Stuhl fallen, nur um gleich wieder aufzuspringen, seinen Stuhl mit dem anderen im Raum zu vergleichen und Isaks Masse zu bedenken.
    »Wie kommt es, dass ich nicht von Euch hörte, wenn Ihr doch diese Region beherrscht?«, rutschte es Isak heraus, als er auf dem angebotenen Stuhl vorsichtig Platz nahm.
    Der Seher lächelte und setzte sich ihm – völlig ruhig – gegenüber. Er legte die Fingerspitzen aneinander und sah Isak tief in die Augen. »Ich behaupte nicht, irgendwo zu herrschen. Ich biete nur Rat an, und auch das nur, wenn man mich darum bittet. Und was die Kunde von mir betrifft, nun, so befürchte ich, dass man bei den Farlan schon oft erkannt hat, dass sie nur wenig Interesse an der Politik fremder Länder haben, wenn sie nicht von einem Mann mit einem Titel betrieben wird. Ich nehme an, man hat Euch wenig mehr über diese Länder gesagt, als dass sie von Tor Milist und Helrekt gleichermaßen beansprucht, aber von keinem der beiden besessen werden.«
    Isak nickte und fühlte sich nicht beleidigt. Freundlichen Spott verstand er. Die Farlan waren eine der größeren Mächte des Landes und hielten viel auf ihre Traditionen und ihr starkes Feudalsystem. Ein Mann von edler Geburt besaß Macht und Status. Jeder der Macht ansammelte, bekam bald einen Titel und wurde so zu einem Teil des Systems. Männer wie der Seher fanden da einfach keinen Platz.
    »Ich will mit dem Einfachsten beginnen«, sagte der seltsame alte Mann. »Im Laufe der Geschichte stand dieses Land entweder
unter Selbstverwaltung oder wurde erobert und von einem angrenzenden Lord unterdrückt. In der augenblicklichen Lage dient es den Zwecken von Tor Milist und Helrekt, das Gebiet nicht wirklich einzunehmen – zum einen weil es ihnen nicht leichtfiele, zum anderen weil sie dann eine gemeinsame Grenze mit einem langjährigen Feind hätten.«
    »Können wir mit Euch beginnen?«, unterbrach ihn Isak. »Ich kenne noch nicht einmal Euren Namen.«
    »Mit mir? Ah, natürlich! Vergebt mir meine Unhöflichkeit. Mein Name ist Fedei, Wisten Fedei, und die Leute hier nennen mich den Seher.«
    Fedei lächelte, damit das Ganze nicht wie Angeberei klang, aber Isak bedeutete ihm nur mit einem Nicken, fortzufahren.
    »Ich bin ein Gelehrter. Meine Geschichte ist lang und schwierig, aber kurz gesagt: ich hatte in meiner Jugend ein bescheidenes magisches Talent und eine ebensolche Ausbildung. Zudem Unterricht in den natürlicheren Künsten. Dann, als ich etwa fünfundzwanzig Jahre alt war, zeigten sich bei mir die üblichen Zeichen eines werdenden Propheten …« Er machte eine Pause, wartete, ob Isak ihn unterbrechen wollte. Aber diesmal nickte das Weißauge nur.
    »An dieser Stelle solltet Ihr sagen: ›Aber das ist unmöglich‹«, bemerkte der Seher trocken.
    »Tatsächlich? Oh, richtig.« Isak war verwirrt.
    Fedei kicherte wie ein belustigtes Kind. »Nun, die meisten tun das. Wenn Ihr eine formelle Unterweisung in Magie erhalten hättet, wüsstest Ihr, dass dies unmöglich ist.«
    »Vermutlich«, antwortete Isak überheblich. »Läge meine formelle Ausbildung auch bei allem anderen falsch?«
    »Ich … nein, ganz und gar nicht. In diesem Fall übersteht die Theorie die genaue Betrachtung noch, aber wie viele von uns wissen: Die Realität

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