Sturmkaempfer
Ledersandalen der Träger und das Rauschen ihrer Leinenröcke an den nackten Beinen untermalten den stetigen Vormarsch der Prozession ins Herz der Stadt. Der kräftige Geruch von Müll, Rauch, Nahrung und Schweiß umgab sie. Eine Reihe von Wachmännern in braunen Mänteln hielt die Leute zurück, als die Menge größer wurde. Man schien erpicht darauf, den fremden Prinzen zu sehen. Die Häuser waren hier aus Holz und standen dichter, wirkten aber noch immer wohlhabend. Sie alle hatten Dächer, die aus den besonderen roten Schindeln bestanden.
Vor ihnen sah Isak ihr Ziel: ein imposantes Steingebäude, das aus großen Bogenfenstern auf das ganze Viertel hinabsah.
Die zwei Stockwerke umfassenden Öffnungen lagen an beiden langen Seiten und in jedem stand eine Bronzestatue, größer als Isak, die auf die Straßen darunter blickte. Er konnte drei erkennen: Illit, der das Horn der Jahreszeiten trug, Belarannar, die Göttin der Erde, der Efeu über die Schultern fiel, und – in der Mitte – Vasle, den Gott der Flüsse, weil die Bäder einem Aspekt des Flussgottes geweiht waren.
Sie betraten einen Hof, in dessen Mitte die Statue einer Frau stand, die nur von fließendem Wasser bedeckt wurde. Eine Bronzeplakette auf dem Sockel, auf dem sie stand, dankte Baoliss, der Tochter Vasles. Eine halb mit Wasser gefüllte, große Kupferschale stand zu ihren Füßen. Münzen, Schmuck und kleine Statuetten lagen als Opfer- und Dankesgaben darin.
»Mein Lord.« Mihns leise Stimme konnte das Treiben um sie
herum kaum übertönen. »Vielleicht wäre es sinnvoll, der Göttin ein großzügiges Geschenk zu machen. Dieser Ort ist doch ihre Domäne. Sie könnte Eure Anwesenheit bedrohlich finden.«
Isak dachte einen Augenblick lang darüber nach und kam schnell zum gleichen Schluss. Sein Treffen mit Morghien hatte ihn gelehrt, vor göttlichen Empfindlichkeiten auf der Hut zu sein. Eine Handvoll Goldemins wären ein kleiner Preis, um Baoliss zu besänftigen. Er klopfte seine Taschen nach einem passenden Opfer ab, war aber nicht vorbereitet. Er tuschelte mit Mihn, der nickte und zu Vesnas Sänfte eilte. Nach einem kurzen Gespräch kam er mit einem kleinen, aber schweren Lederbeutel wieder, den er Isak übergab.
Isak tippte einem Träger auf den Arm. Der Mann pfiff kurz und die Sänftenträger hielten an. Doch bevor sie die Sänfte absetzen konnten, hatte das Weißauge schon die Beine herausgeschwungen und richtete sich auf.
Ohne auf die Starrenden zu achten, näherte er sich der Steinfigur, schüttete die Emins sorgfältig in ihre Schüssel und dankte Lesarl in Gedanken für die Voraussicht, ihm die örtliche Währung mitzugeben. Er lächelte in sich hinein. Es war typisch für den König, die Münzen nach sich selbst zu benennen!
Während sie hineinfielen, spürte Isak jemanden an seiner Schulter. Ein Schauder lief seinen Rücken hinab, als ein flüsternder Atem über sein Ohr glitt und dann verschwand. Das Echo eines Kicherns stieg aus dem Kies auf – und dann war er allein mit dem unbestimmten Gefühl eines Lächelns, das seine Haut berührte. Das reichte, um ihn wieder zu beruhigen.
»Mein Lord«, rief König Emin. Die Königin und Coran standen erwartungsvoll hinter ihm. Graf Antern war verschwunden. Isak konnte ihn in der Menschenmenge nicht entdecken. Der Krann sah ein letztes Mal auf die Statue und verneigte sich beinahe unmerklich, dann sah er sich nach seinem eigenen Gefolge
um. Sie hatten sich in angemessener Entfernung versammelt. Isak und seine Begleiter folgten dem König zum Eingang, der mit Marmorsäulen gesäumt war.
Isak starrte auf ein großes, wunderbar detailreiches Mosaik, das den Gott Vasle zeigte, der eine Wasserflut einen Fluss entlang auf eine Reihe von Elfen zutrug. Er hatte keine Ahnung, ob das wohl eine berühmte Schlacht gewesen war.
Er wandte die Aufmersamkeit wieder dem langen Gang zu und versuchte, die Blicke der auf den Kanapees und Stühlen Sitzenden nicht zu beachten. Mindestens einhundert Leute saßen oder standen hier und sahen sie an. Isak erkannte den feindlichen Gesichtsausdruck, auch wenn er die Gesichter nicht kannte.
Es gab eine große Vielfalt an Kleidung und Farben, aber Isak sah eine Menge roter Schärpen mit dem Zeichen des Runenschwertes der Geweihten und mehrere Grüppchen Frauen mit weißem Kopftuch. Zu einer der Frauengruppen gehörte auch ein Mann, die anderen schienen männliche Eskorten an ihrer Seite zu haben.
Als König Emin und der Krann die Halle entlanggingen, fingen
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