Sturmkaempfer
mir sicher zustimmen, dass sie ganz außergewöhnlich sind.« Seine Begeisterung war ansteckend und Isak blieb nicht der Einzige, der beim Gedanken an einen solchen Luxus nach der langen Reise lächelte.
Er stand auf dem Balkon über dem Hof des Palastes und sah auf die gepflegten Beete mit roten, orangenen und weißen Blumen hinab, die an den weißen Steinwänden wuchsen. Es gab überraschend wenige Wachen. Der ganze Palast wirkte vornehm, elegant. Große, verzierte Goldkäfige standen überall auf Sockeln und in ihnen wohnte eine Vielzahl an schillernd bunten Singvögeln, deren Stimmen den Palast erfüllten. Isak erinnerte sich an die Worte des Sehers von Ghorent: Er konnte sich gut vorstellen, wie wunderschön der Palast aussehen musste, wenn Tausende von Schmetterlingen eintrafen. Das Netzwerk auf Kieswegen, schmuckreichen Brunnen und Marmorstatuen war etwas ganz anderes als die festgetretene Erde und das geplagte, umgeknickte Gras des Übungsplatzes im Palast von Tirah. Die wenigen Wachen trugen goldbeschlagene Rüstungen und schienen wie die Singvögel reine Zier zu sein.
»Er muss sich seiner Macht sehr sicher sein«, sagt Isak zu Vesna. »Das steht hier alles einem Angriff so weit offen…«
Der Graf war sehr froh gewesen, aus der Rüstung herauszukommen, nachdem die formelle Vorstellung vorbei gewesen war. Ihre so offensichtlich militärische Kleidung wirkte in der feinen Umgebung eher unpassend. »Er hat diesen Ort sorgfältig entworfen, das steht fest«, antwortete er. »Sieh dich genau um. Die Wände zum Beispiel – der obere Teil ist aus Holz. Ich würde wetten, dass eine Einheit mit Hämmern die Pflöcke herausschlagen und sie ins Innere der Mauer fallen lassen, und so innerhalb von Minuten auf den Wehrgängen darunter sein könnte. Hast du bemerkt, dass der Boden vor der äußeren Mauer nicht fest ist? Das ist nur eine Schicht Erde über Brettern, die ohne jeden Zweifel eine tiefe Grube verbergen. Und diese Räumlichkeiten? Sie bilden einen Ring, der nur von innen zugänglich ist. Wenn die Hauptmauer durchbrochen wird, kann Emin diesen hübschen Hof von hier oben in eine tödliche Falle verwandeln.«
Isak sah sich erneut um. Statt eines schutzlosen Lustpalastes erkannte er nun eine gewöhnliche Burg mit der Doppelmauer darin. Er stellte sich den König mit dem gefiederten Hut vor. Der alberne Kopfschmuck hatte nicht von den kalten, strahlenden Augen abgelenkt, die so wirkten, als entginge ihnen gar nichts.
»Das scheint das Motto dieser Stadt zu sein«, stimmte er zu. »Ich frage mich, was wir unter diesem Schmuck noch so finden werden?«
»Ich halte im öffentlichen Bad die Augen auf, achte auf die Lächelnden und die Harmlosen, wie mein Vater zu sagen pflegte.« Vesna biss von einem Apfel ab und lehnte sich an den Balkon, um zu seinem Lord aufzublicken.
»Ja, ich bin sicher, dass du dort etwas zu sehen findest. Und all diese verheirateten Frauen … Tila wird eine ganze Woche nicht mehr mit dir sprechen«, neckte ihn Isak.
Die Bauherren, die Narkangs halbes Dutzend natürlicher heißer Quellen in eines der größten Wunder des Landes verwandelt hatten, hatten drei kleinere Kammern neben dem öffentlichen Hauptbaderaum errichtet. Die erste war Soldaten vorbehalten. Da der König mit Vorliebe Helfer adelte, waren viele aus der reichen Elite der Stadt vernarbte Veteranen. Die kleinere Kammer schenkte ihnen Privatsphäre und erlaubte es der jüngeren Generation sich unter die militärischen Helden zu mischen. König Emin hoffte, dass die älteren Soldaten ihr Wissen nicht nur bei den Übungen, sondern auch in Gesprächen weitergeben würden.
Die zweite stand nur Frauen offen, damit unverheiratete Frauen nicht wie im Hauptbaderaum zur Schau standen.
Die letzte, kleinste war die private Badekammer des königlichen Paars. Bisher waren nur wenige hierher eingeladen worden. So war es eine seltene Ehre. Da es Doranei war, der Isak die Einladung überbracht hatte, König Emin hier Gesellschaft zu leisten,
schien es offensichtlich, dass nun echte Geschäfte besprochen werden sollten – Geschäfte, die geheim zu bleiben hatten.
Man rief sie etwa eine Stunde später in den Hof, wo König Emin und eine Reihe von Sänften bereits auf sie warteten. Sein Gefolge war kleiner geworden. Der einzige Neuzugang war ein gehetzt wirkender Mann, unsauber rasiert, der sich in seiner Gardeuniform offensichtlich unwohl fühlte. Der Mann konnte nicht älter als dreißig Sommer sein. Die Art, wie er von
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