Sturmkaempfer
einem Fuß auf den anderen wippte, zeigte deutlich, dass ihm der Sinn nach einem anderen Zeitvertreib stand, als mit irgendeinem ausländischen Ehrengast im öffentlichen Bad zu sitzen.
»Lord Isak, dies ist Kommandant Brandt von der Stadtwache. Ich weiß, Ihr habt Eure Geister, aber es wird Kommandant Brandts Aufgabe sein, sicherzustellen, dass sie nicht gebraucht werden. Ihr könnt Euch frei in der Stadt bewegen, aber ich befürchte, dass Ihr dabei stets einen sorgenvollen Brandt hinter Euch herlaufen habt.«
Isak lächelte. Das ergab Sinn: Kommandant Brandt hatte als einer der ehrgeizigen Adeligen der Königswache begonnen, aber dann war der Glanz durch lange Jahre der Verbrecherjagd offenbar abgestoßen worden.
»Er ist jung für einen Kommandanten der Wache«, sagte Isak. Es entstand eine angespannte Pause, dann grinste Isak Brandt an. »Ich schätze, das heißt, dass er gute Arbeit leistet, darum bin ich froh, ihn an meiner Seite zu wissen.«
Erleichtertung erfüllte das Gesicht des Kommandanten. Auf eine Geste König Emins hin ging Isak zu der Sänfte mit den größten Trägern. Bei den meisten standen halbnackte, eingeölte Männer an allen Ecken, mit Schmuck an den Ohren und um den Hals. Jedem Träger hingen seltsame Lederriemen vom Handgelenk. Als Isak auf die Sänfte zuging, bemerkte er vier weitere
Träger, die unauffällig hinzutraten, um das Gewicht zu verteilen.
Tila hatte ihn vorgewarnt, dass man sich innerhalb der Stadt vorrangig mit Sänften bewegte, aber Isak bezweifelte, dass die Träger jemals jemanden von seinem Gewicht getragen hatten. Er klopfte auf die Kante des Rahmens und war froh, unter dem Stoff festes Metall zu spüren. Beruhigt, dass die Sänfte ihn zumindest trüge, machte Isak es sich bequem.
Die Träger erlaubten ihm, einen Augenblick zur Ruhe zu kommen, dann schlangen sie die Lederriemen um die Griffe und hoben an. Einer stöhnte leise auf, aber keiner gab nach. Der Mann hinten rechts überprüfte seine Mannschaft, um sicherzugehen, dass sie nicht im Begriff waren, den wichtigsten Mann im Land fallen zu lassen, dann warteten sie, bis der Rest der Gruppe ebenfalls bereit war.
Mihn beachtete die Sänfte gar nicht, ging links neben Isak und benutzte den eisenbeschlagenen Stab als Spazierstock. Er trug einen kleinen Beutel um die Schultern, fest an seinen Rücken gebunden, damit ihn das Buch und die Rolle darin nicht behinderten, wenn es Ärger gab. Kommandant Brandt nahm auf Isaks rechter Seite seine Stellung ein. Die Hand lag auf dem Rapier an seiner Hüfte und die Augen prüften jede andere Gestalt im Hof.
König Emin wartete, bis seine Gäste bereit waren, dann kletterte er in seine eigene Sänfte, die ganze Prozession setzte sich in Bewegung und fand schnell ihren Rhythmus. Sie kamen überraschend zügig vorwärts, unter dem Spitzbogen hindurch und in die Stadt hinaus. Die Sänften besaßen einen dünnen Bambusrahmen mit Seidenvorhängen, so dass die Getragenen sie zuziehen und die Stadt aussperren konnten, aber Isak war viel zu sehr daran interessiert, Narkang zu sehen. Tirah war eine graue Stadt, die ganz aus alten Steinen und dunklen Wolken bestand. Die Gebäude
der Hauptstraße waren eng aneinandergepresst und viele der überbauten Wege hatten sich in Bogengänge verwandelt.
Narkang war da ganz anders: Das Leben spielte sich in den breiten Straßen ab und die zahllosen Tavernen und Ställe nutzten sie als zusätzlichen Platz.
Er konnte kaum etwas von den Gebäuden um den Palast herum sehen, aber Isak hatte den Eindruck, dass sich die meisten um offene Innenhöfe scharten. Tore öffneten sich, wo sie vorbeikamen, und Leute strömten heraus, um die königliche Prozession zu sehen. Es gab Fruchtbäume in voller Blütenpracht, Tonfliesen und bunt bemalte Läden an den hohen Fenstern. Alles zusammen ließ die Stadt bunt und freundlich wirken – ein Eindruck, der von den Eisengittern untergraben wurde, die man an jedem Fenster fand.
»Kommandant, ich habe gehört, Ihr habt leichtes Spiel, die Stadt sicher zu halten«, sagte Isak und lehnte sich leicht vor.
Kommandant Brandt lachte auf, doch als er antworten wollte, bemerkte er das Lächeln in Isaks Gesicht. »Wie meint Ihr das, mein Lord?«, fragte er, erpicht darauf, die Antwort des jungen Lords zu hören.
»Nun, wenn Narkang gänzlich von der Bruderschaft kontrolliert wird, dann verhaftet Ihr doch sicher – bei welchem Verbrechen auch immer – einfach einen ihrer Anführer.«
Brandt lachte, aber er versteifte
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