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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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Gesichter blieben zurück.
    Isak vermutete, dass dies häufiger geschah.

31

    Im grauen Dämmerlicht des frühen Morgens klangen die schlurfenden Schritte der Soldaten auf den Pflastersteinen ungewöhnlich laut. In der Nacht waren Regenwolken vom Meer aufgezogen und hatten kühlen Nebel und Regen mitgebracht, nichts Schlimmes zwar, aber doch auch nicht das, was man sich für die bevorstehende Frühlingsmesse gewünscht hätte. Seine Muskeln fühlten sich noch nach Stunden des Wachdienstes kalt und steif an. Er starrte die leere feuchte Straße entlang: das war also noch so ein ruhiger, einsamer Teil der Stadt. Für die meisten Bürger Narkangs schien es zu früh zu sein. Nur einige entfernte Töne klangen durch die leeren Straßen, ein paar alltäglich, ein paar mysteriös. Selbst der Dämmerungschor ließ noch auf sich warten.
    Sein Partner befand sich im Wachraum über ihm, warm und bequem, saß an der Schießscharte, die den Zugang zum Palast überblicken ließ. Der Soldat öffnete den Mund, um hinaufzurufen und zu verlangen, dass sie die Plätze wechselten, als er eine Bewegung bemerkte. Im trüben Schatten eines Hauses flatterte im Dunkeln ein Mantel. Der Soldat schloss die Finger um den Schaft seiner Hellebarde. Jemand beobachtete ihn. Er schniefte laut und spuckte aus, wobei die Spucke in der Dämmerung schimmerte. Ein Tapp-tapp erklang. Kaum hörbar, aber dennoch
laut genug, um sicher zu sein, dass sein Partner die mögliche Gefahr bemerkt hatte.
    Die Gestalt blieb weitere zehn Herzschläge im Schatten stehen, dann huschte sie um die Ecke und bewegte sich heimlich an der Wand entlang. Ein langer Mantel bedeckte den Großteil ihres Körpers, doch der Wind hielt ihn für einen Augenblick offen, lange genug, um darunter den bronzenen Schuppenpanzer und eine rote Schärpe mit Rangabzeichen zu erkennen – ein Offizier der Geweihten.
    Diese Nacht ist gerade noch etwas spannender geworden , dachte der Soldat. Die Geweihten und die Königswache waren sich oft nicht grün. Die Offiziere der Geweihten wurden nach ihrer Geburt und ihrem Titel ausgewählt. Bei der Königswache kam man hingegen nur durch seine Verdienste weiter. Mit den Knöcheln klopfte er hinter sich gegen die Tür. Nachts waren die Tore des Palastes selbstverständlich verriegelt. Ein Durchschlupf im linken Torflügel stellte den einzigen Zugang dar, solange der König schlief.
    Der Soldat hörte, wie die Riegel zurückgezogen wurden, behielt dabei aber die Straße im Blick. Von hier aus konnte er niemanden sonst sehen, weder Freund noch Feind, aber als die eilige Figur die offene Straße überwand, trat der Mann gegen die Tür, damit sie sich für ihn öffnete.
    »Ich …« Die Stimme des Mannes verlor sich, als die Wache mit dem Daumen auf die Tür wies. Er zögerte einen winzigen Augenblick lang, dann nickte er und lief die Treppe durch die kleine Öffnung hinunter. Auf der Straße zu bleiben, würde den Besucher dem Blick preisgeben, und er wollte offensichtlich nicht bemerkt werden. Die Wachen hinter dem Tor würden damit zurechtkommen. Der Soldat ließ die erhobene Hellebarde zwei geübte Kreise beschreiben und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem abnehmenden Zwielicht auf den Straßen zu.

    Als der Offizier durch die Tür trat, warteten zwei Paar Stiefel und zwei blinkende Schwertspitzen auf ihn. Er erstarrte, dann richtete er sich langsam auf, um die unfreundlichen Blicke der Königswache zu erwidern. Der Zweite ging um ihn herum, um die Tür wieder zu schließen und die Riegel vorzulegen. Bis das Tor gesichert war, sprach niemand.
    »Also, Major«, sagte der Soldat vor ihm, der die Abzeichen auf der roten Schärpe des Ritters bemerkt hatte. »Was können wir in dieser schönen Nacht für Euch tun?«
    Der Mann sah sich im gepflegten Hof um, bevor er antwortete. Sogar in diesem trüben Licht machte der Weiße Palast einen wunderschönen Eindruck. Die Rosen bildeten dunkle Schatten, die Kieswege trugen ein sanftes Grau und die vielen Statuen ragten wie Gespenster auf.
    »Ich muss mit dem Krann der Farlan sprechen.«
    Der Soldat lachte auf. »Oh, na dann, bitte entschuldigt mich einen Augenblick, während ich ihn am Ohr aus dem Bett zerre.«
    »Es ist eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit.«
    »Das ist es sicher«, sagte der Soldat gedehnt. Er betrachtete das ernste Gesicht des Majors, der für seinen Rang recht jung war, und steckte das Schwert fort. »Für fromme Bastarde wie deinesgleichen ist es immer wichtig, aber Lord Isak wird

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