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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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an, du hättest es mir gesagt, wenn du dich oder jemanden anders jemals für den Erlöser gehalten hättest, oder? Also, was machen wir mit all den Leuten, die glauben, du wärest es?«
    Isak kratzte sich die Stoppeln an der Wange. »Ich weiß es nicht. Ich hoffe nur, ich kann verhindern, dass zu viele Leute deswegen sterben. Ich hatte nie Pläne in meinem Leben, schon gar nicht solche großen wie dieser, der Lord der Farlan zu werden. Das war Überraschung genug.« Er seufzte schwer. »Wenn wir
wegen einer Lüge oder dem falsch gedeuteten Geplapper eines Verrückten in den Krieg ziehen müssen, wäre das Land ohne mich vielleicht besser dran.«
    Carel wandte sich ihm erschrocken zu, fand aber nur Erschöpfung und Resignation in Isaks Gesicht. Er legte eine Hand auf Isaks breite Schulter. In diesen Tagen fühlte er, sobald er den Jungen berührte, kaum noch wirklich Fleisch unter seiner Hand. Deswegen fühlte er sich unwohl, aber er verdrängte es Isak zuliebe. »Dann wollen wir dafür sorgen, dass es niemals so weit kommt«, sagte er leise.

32

    Der Tag der Frühlingsmesse kam für den vor sich hinrütenden Krann viel zu früh. Er hatte den anderen vom Besuch des Majors berichtet, aber sie hatten ihm nicht die Antworten liefern können, auf die er gehofft hatte. Tila wies darauf hin, dass sich die Geweihten auf anständigen Prinzipien gegründet hatten, darum musste es wohl einige aufrichtige Männer in ihren Reihen geben.
    Vesna stand auf der anderen Seite. Er hielt das Ganze für eine Falle und fragte sich, ob es wirklich ein Hinterhalt sein konnte. Die Efeuringe befanden sich zwischen Narkang und der Feste der Geweihten. Isak töten oder entführen zu wollen, war zwar eine riskante Angelegenheit, aber durchaus vorstellbar. Die Geweihten machten keinen Hehl daraus, dass sie Siulents und Eolis für zu gefährlich hielten, um sie ungehindert durchs Land ziehen zu lassen.
    Das wäre eine verzweifelte Tat, nach der sie ihre Stützpunkte in Emin Thonals Königreich aufgeben müssten, aber wenn sie den Gewinn für lohnenswert hielten, war sie den Geweihten zuzutrauen.
     
    »Die Efeuringe? Wer im Namen von Vrests Bart hat Euch von denen erzählt?« Emin wirkte aufrichtig überrascht, als sich Isak nach dem Tempel erkundigte. Sie saßen auf einer hohen, die
Stadt überblickenden Terrasse und sahen auf die Zelte und Banner der Frühlingsmesse hinab. Der morgendliche Regen hatte nachgelassen und Isak leistete Emin beim Mittagessen Gesellschaft.
    Der König war so prunkvoll wie immer gekleidet und Isak konnte von der Anspannung, unter der er stehen musste, keine Spur an ihm finden. In zwei Tagen wären sein Leben und die Stadt in Gefahr, und doch wirkte er entspannt und locker.
    »Ich habe nur ein Gespräch mit angehört.«
    »Dann muss es eine seltsame Unterhaltung gewesen sein.« Emin klang neugierig. »Nur wenige Leute sprechen gern über diesen Ort. Aber da Ihr gerade fragt: Die Efeuringe stellen einen ungenutzten Tempel dar, der einst Belarannar geweiht war. Heute jedoch geht nur selten jemand dorthin. Sie befinden sich in Llehden, einem merkmürdigen Ort.«
    »Merkwürdig?«
    »Ja, merkwürdig.« Emin schnaubte. Für einen Augenblick wirkte er reserviert, ernst, bevor er dieses Gefühl verdrängte. »Ich habe dort vor ein paar Jahren einen Freund verloren. Die Grafschaft ist ziemlich groß – keine Städte, aber einige Dörfer, die recht wohlhabend sind.«
    »Und der Lord der Grafschaft?«
    »Es gibt keinen. Es gibt schon seit Generationen keinen Lord von Llehden mehr. Wie ich bereits sagte, es passieren dort seltsame Dinge und die Leute bleiben darum lieber fern. Die Ortsansässigen stehen Fremden nicht gerade feindlich gegenüber, aber sie leben nach anderen Regeln. Ich suche noch immer einen Steuereintreiber, der bereit ist, für mich dorthin zu gehen – zumindest mehr als einmal«, fügte er düster hinzu. Emins Lächeln schien zweideutig, nicht wütend zwar, aber über diesen Verlust an Kontrolle war er sicher auch nicht glücklich.
    »Llehden ist wie eine Insel. Die Gegend hält sich für deutlich
abgeschiedener als sie ist. Dort fühlt sich die Landschaft irgendwie … nun ja, schärfer an, als würde eine natürliche Magie die Umgebung beeinflussen und als hätten Folklore und die Mythen die ganze Wirklichkeit stärker im Griff. Das Edle Volk, die Frosthände, des toten Manns Weib – diese Dinge sind dort häufiger. Wenn es keinen besonderen Grund gibt, würde ich mich an Eurer Stelle davon lieber

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