Sturmkaempfer
müssen.
»Nein, aber Ihr wurdet von Euren Göttern berührt, und der Dämon spürt dies. Davor fürchtet er sich. Als Erwählter des Nartis war Eure Verbindung zum Göttlichen sogar noch stärker als bei einem geweihten Priester.«
Isak blickte Mihn an. Der kleine Mann hob die Hände in einem halben Achselzucken. Er hatte keinen Einspruch gegen die Logik des Königs vorzubringen.
»Was ist mit Eurer Verstärkung?«
»Ist auf dem Weg. Ich kann ihre Ankunft nicht riskieren, bevor die Magier des Weißen Zirkels nicht vollständig gebunden sind. Die Herzogin Forell ist eine reiche und mächtige Frau, aber sie ist doch kein ernst zu nehmender Gegner. Da muss jemand
hinter ihr stehen. Der Weiße Zirkel ist eine Gruppierung, die den Erfolg belohnt, und dies ist seine wagemutigste Unternehmung bisher. Ihre Anführerinnen werden irgendwo hier warten, um den Preis zu beanspruchen, wenn er errungen wurde.
»Vielleicht diese Frau… Ostia?«, fragte Isak.
»Vielleicht.« Mehr sagte Emin nicht. Stattdessen beschäftigte er sich mit einem losen Faden an seinem Mantel, wo einer der rot lackierten Knöpfe auf seinen übergroßen Manschetten abgerissen worden war. Während er den gerissenen Faden herauszog und auf den Boden warf, erklang ein metallisches Geräusch, das Isaks Aufmerksamkeit erregte. Eine protzige Schale, ein scharfkantiger Kern. Allmählich wurde König Emins Verhalten geradezu vorhersehbar.
Sie sprachen über Belangloses, aßen ein wenig und tranken gewässerten Wein, um den Schein zu wahren. Isak klopfte mit dem Finger auf Eolis und fragte sich, wie er selbst den bevorstehenden Angriff geplant hätte. Neben ihm wirkte Mihn, als hätte er einen leichten Buckel, weil er Isaks Schild unter seinem langen Mantel versteckte. Die Magier des Königs wären gegen eine Armbrust nur von geringem Nutzen und Isak konnte Siulents größere Platten nicht tragen, ohne dass man ihm die Kampfbereitschaft deutlich ansah.
Isak ließ den Blick über die Menge schweifen. Weit oben auf den anderen Rängen sah er den Major der Geweihten alleine sitzen und die Loge des Königs beobachten. Als Isak seinen Blick auffing, nickte der Mann langsam und deutlich – und obwohl Isak mit keiner Geste antwortete, schien der Major zufrieden zu sein, denn er erhob sich, schlang seinen einfachen braunen Mantel um den Körper und ging schweigend davon.
Ein Jubeln breitete sich durch die Menge aus, als der Herold des Königs sich erhob. Vesna stand ebenfalls auf und ging entschlossen
auf sein Pferd zu. Er ließ eine Hand über die Rüstung des Pferdes gleiten, zog die Schnallen und den Sattel zurecht, bis er überzeugt war, dass alles seine Ordnung hatte.
Er legte die Arme auf den abgenutzten Sattel und blickte die Strecke hinab, wo man der Sonnenbiene eben auf die Beine half. Kaum dass er stand, drehte sich der übermütige Junge vor den öffentlichen Rängen einmal im Kreis und winkte der ihn bewundernden Menge mit Tilas Schal am Arm zu. Vesna blickte auf seinen eigenen Gunstbeweis, berührte die rote Seide und sah dann zur königlichen Loge hinüber, wo seine Augen auf diejenigen Tilas trafen. Ihr ruhiger Blick sagte Vesna, dass man ihr keine Wahl gelassen hatte, und er nahm es hin … dennoch wollte er dem Jungen eine Lektion erteilen.
Sobald er im Sattel saß, hielt er den Blick stetig auf den goldenen Ritter geheftet. Der erste Gang entschied noch gar nichts. Beide Lanzen glitten von ihrem Ziel ab, ohne den Reitern gefährlich zu werden. Beim zweiten schaffte es die Sonnenbiene beinahe, den Gegner aus dem Sattel zu heben, als seine Lanze an Vesnas Schild in einem Splitterregen explodierte. Der Graf wurde im Sattel zurückgeworfen, doch er besaß ja eine jahrelange Erfahrung und schaffte es so, sich auf dem Pferd zu halten. Wenn sie aber keine Turnierlanzen benutzt hätten, hätte sich Vesna gewiss mit zertrümmerter Schulter im Schlamm wiedergefunden.
Während der Champion der Königswache auf eine zweite Lanze wartete, musterte Vesna den Boden sorgfältig und führte sein Pferd etwas weiter von dem groben Zaun weg, der die aufeinandertreffenden Reiter trennte. Die Sonnenbiene nahm sich einen Augenblick, um einige weitere Jubelrufe von den Podesten zu ernten, dann fing er die Lanze aus der Luft, die ihm der Page zugeworfen hatte.
Vesna lächelte. Der Junge war unbestreitbar gut, aber er schien
auch achtlos, wenn es darum ging, den Gegner im Blick zu behalten. In einem so engen Wettbewerb gaben jedoch Kleinigkeiten den Ausschlag.
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